piwik no script img

Kinder fragen, die taz antwortetWieso sieht man unter Wasser nur so verschwommen?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Yara, 7 Jahre alt.

Unter Wasser ist alles verschwommen und schwummrig Foto: Panthermedia/imago

Stellen wir uns mal die folgende Situation vor, auch wenn es langsam Winter wird: Man ist im Strandurlaub und die Sonne scheint aufs klare Wasser, der Meeresboden sieht gestochen scharf aus. Vielleicht schwimmen noch ein paar nette Meerestiere herum oder ein bisschen Seetang windet sich rhythmisch. Man denkt sich: Die würde ich gerne etwas näher anschauen.

Oder wenn man noch nicht am Strand war, kennt man es vielleicht, wenn man mal im Schwimmbad das Armband mit dem Schlüssel ins Becken fallen lassen hat. Sobald man den Kopf unter Wasser gesteckt und die Augen geöffnet hat, ist von dem Sand, den Tierchen oder dem Armband nicht mehr viel zu sehen. Alles ist verschwommen und schwummrig.

Man blinzelt ein paar Mal, aber auch das hilft nicht, die Sicht bleibt verschwommen. Woran das liegt, erklärt Peter Wich. Er arbeitet an der Universität in Sydney in Australien und forscht dort zu Bioorganischer Chemie: „Unser Auge ist eigentlich ein ausgeklügeltes optisches System: Hornhaut und Linse brechen das Licht so, dass es genau auf unserer Netzhaut landet, wo das scharfe Bild entsteht.“ Der Grund, warum das unter Wasser nicht passieren kann: Weil „unser Auge an das Medium Luft angepasst ist“, so erklärt es Wich.

Unter Wasser arbeiten unsere Augen anders, weil das Wasser das Licht anders bricht.

Einer der zu Lande und unter Wasser den Durchblick hat: der Vieraugenfisch

Einfach ausgedrückt, „lenkt“ Wasser Licht stärker als Luft. Das führt dazu, dass der Unterschied zwischen unserer Hornhaut und dem Wasser viel kleiner ist. Die Lichtstrahlen werden dadurch nicht mehr richtig gebündelt, das Bild entsteht dann hinter der Netzhaut statt direkt darauf wie an Land. Aus diesem Grund erscheint uns alles verschwommen.

Um unter Wasser aber trotzdem scharf sehen zu können, gibt es einen Trick, den du bestimmt kennst: Schwimm- oder Tauchbrille aufsetzen. Dann hat man nämlich den gleichen physikalischen Effekt wie zu Land, erklärt Peter Wich: „Setzen wir eine Taucherbrille auf, befindet sich wieder eine dünne Luftschicht zwischen Auge und Wasser. So kann das Licht wieder richtig gebrochen werden, und wir sehen auch unter Wasser scharf.“

Menschen sehen zu Land scharf und Fische im Wasser. Wusstest du, dass es ein paar Tiere gibt, die beides können? Der Vieraugenfisch etwa lebt an der Wasseroberfläche und hat seine Augen in zwei Hälften aufgeteilt: eine für die Luft, eine für das Wasser. So sieht er oben und unten gleichzeitig klar.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Es gibt einen Trainingseffekt, wenn ein Mensch sich bemüht, Dinge unter Wasser besser sehen zu können. Das weiß die Wissenschaft aus Beobachtungen an !Kindern.



    Eine Lösung für die mangelhafte Dioptrienzahl im Wasser erdachten sich Forschende folgendermaßen: Eine Speziallinse mit mehr als 200 Dioptrien.



    "Was die Augen der Moken-Kinder unter Wasser leisten, nennt sich Akkomodation. Normalerweise ist Akkomodation, also das Bemühen der Linse um zusätzliche Brechkraft, unter Wasser nicht möglich. Die Moken-Kinder aber kneifen ihre Augen unter Wasser stark zusammen und aktivieren dadurch eine extreme Nahsicht, bei der das einfallende Licht stärker gebrochen wird. Die Pupille verkleinert sich, während das Auflösungsvermögen des Auges zunimmt."



    Quelle:



    www.blickcheck.de/...ehen-unter-wasser/



    Dort steht auch:



    "Weil es ab einer bestimmten Tiefe kaum noch möglich ist, mit Maske zu tauchen, erfand der passionierte Taucher und Kontaktlinsenträger Rainer Holland die erste und bisher einzige Unterwasser-Kontaktlinse, die „Sea-U“. Hergestellt aus herkömmlichem Weichlinsenmaterial, erreichte die Linse (...) mehr als 230 Dioptrien"