Kinder fragen, die taz antwortet: Warum ist Pipi gelb?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Leander, 5 Jahre.
Lieber Leander, du hast recht: In den allermeisten Fällen ist Pipi gelb. Pipi ist eine Flüssigkeit, die unser Körper ausscheidet, und zwar nicht wenig: Ungefähr 1,5 Liter Pipi verlassen täglich die Blase eines Menschen. Viele Erwachsene sagen zu Pipi übrigens Urin oder Harn, das sind sozusagen die Fachbegriffe.
Ich habe mit dem Urologen Christian Wülfing gesprochen, um deine Frage zu beantworten. Urolog:innen sind Ärzt:innen, die sich mit allen Organen des Körpers beschäftigen, die mit Urin zu tun haben. Dazu zählen etwa die Niere und die Harnröhre. Christian Wülfing hat gesagt, es liege an der Galle, dass Pipi gelb ist.
Die Galle ist ein Verdauungssaft, den unsere Leber herstellt. Unser Körper braucht Galle, um Essen verdauen zu können. Der Gallenfarbstoff heißt in der Fachsprache Bilirubin und entsteht in unseren Körpern, wenn rote Blutkörperchen abgebaut werden.
Pipi kannst du dir wie ein Abwassersystem des Körpers vorstellen: Stoffe, die sich im Blut befinden, aber nicht gebraucht werden, werden als Pipi hinausgespült. „Urin ist ein Filterstoff: Die Niere filtert das Blut, und das, was unten raustropft, ist Urin“, sagt Urologe Wülfing.
Die Nieren sind also das Klärwerk des Körpers, das Pipi ist das Abwasser. Und dieses Abwasser besteht aus verschiedenen Stoffen, die schädlich für den Körper sein könnten oder die er einfach nicht braucht. Dazu gehören zum Beispiel Harnstoff und Salze.
Aber der allergrößte Bestandteil von Pipi ist einfach nur Wasser. Deshalb ist Urin auch manchmal heller und manchmal dunkler. Wenn du zum Beispiel an einem Tag sehr viel trinkst, ist das Pipi fast durchsichtig. Und an einem anderen Tag, an dem du viel weniger trinkst, hat es eine kräftige gelbe Farbe. Das ist alles ganz normal und liegt am unterschiedlich hohen Wasseranteil.
Du siehst, dass Urin für den Körper sehr wichtige Aufgaben erfüllt. Auch für Ärzt:innen lohnt sich oft ein Blick auf das Pipi ihrer Patient:innen: Wenn es anders aussieht oder riecht als üblich, kann das auf eine Krankheit hinweisen. Ärzt:innen können es dann genau untersuchen und so herausfinden, ob etwas nicht in Ordnung ist. Faszinierend, oder?
Angst musst du davor allerdings nicht haben, denn der Experte Christian Wülfing sagt: „Bei Kindern ist fast immer alles normal.“ Doch Erwachsenen kannst du einen wichtigen Tipp geben: Wenn das Pipi rot ist, muss man zum Arzt gehen. Das können sie sich als Faustregel merken. Denn rot gefärbter Urin deutet darauf hin, dass Blut im Pipi sein könnte. Und das sollte dann jemand untersuchen.
Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja