Kidnapper in den USA: Mann hielt Frau zehn Jahre gefangen

In Kalifornien hat eine Frau eine jahrelange Gefangenschaft überlebt. Sie war 15, als der Täter sie entführte und dann immer wieder missbrauchte. Sie floh schließlich selbst.

In einem Apartment in diesem Haus in Bell Gardens musste die Frau mit ihrem Entführer leben. Bild: ap

SANTA ANA ap | Eine junge Frau hat ein zehn Jahre langes Martyrium in der Gewalt eines Kidnappers überlebt. Während ihrer Gefangenschaft sei sie immer wieder von ihrem Peiniger sexuell missbraucht worden und habe ein Kind mit ihm bekommen, teilten die Behörden der Stadt Santa Ana am Mittwoch mit. Das Opfer ging demnach am Montag von sich aus zur Polizei.

Ihr Entführer wurde festgenommen. Dem 41-Jährigen werden laut der Polizei Entführung zum Zweck der Vergewaltigung, obszöne Akte mit einer Minderjährigen und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Er soll noch am (heutigen) Donnerstag formell angeklagt werden.

Als er sein Opfer verschleppt haben soll, war es 15 Jahre alt. Die Teenagerin zog im Februar 2004 illegal von Mexiko zu ihrer Mutter und ihrer Schwester in die USA und sprach kein Englisch. Sie wohnte in Santa Ana, einer rund 48 Kilometer südöstlich von Los Angeles entfernten Kleinstadt.

Damals lebte der Verdächtige bei der Familie des Mädchens und hatte ein Verhältnis mit dessen Mutter. Als diese sich im August 2004 mit ihrem Freund stritt, habe sie das Haus verlassen, das Mädchen sei jedoch in einen nahe gelegenen Park gegangen. Laut Polizei verfolgte der Mann die Jugendliche, holte sie ein und bedrohte sie. Als sie sagte, sie habe Kopfschmerzen und wolle nach Hause, gab er ihr fünf Pillen. Sie wurde ohnmächtig. Als sie wieder aufwachte, fand sie sich in einer Garage in Compton wieder, einem Ort zwischen Santa Ana und Los Angeles.

Zwangsheirat 2007

Es sollten laut Ermittlern zehn Jahre folgen, in denen der Kidnapper sie wiederholt psychisch brach, schlug und sexuell missbrauchte. So erklärte er ihr, dass ihre Familie schon lange die Suche nach ihr aufgegeben habe. Vier Mal zogen sie um, um nicht entdeckt zu werden.

2007 zwang der Kidnapper seine Geisel zur Heirat. Dazu besorgte er dem Mädchen neue Dokumente aus Mexiko mit falschem Namen und Geburtsdatum. Fünf Jahre später hätten sie eine Tochter gezeugt. Um die junge Frau im Auge zu behalten, habe der Entführer sich selbst und ihr zwei Nachtjobs in einer Putzkolonne besorgt, sagte Polizeiermittler Anthony Bertagna. Weil sie zwei Mal versucht haben soll zu fliehen, wurde sie brutal verprügelt.

Die inzwischen 25-Jährige machte über das Online-Netzwerk Facebook schließlich ihre Schwester ausfindig, die beiden begannen miteinander zu kommunizieren. Dabei habe sie auch angefangen, über das Schicksal ihrer Tochter nachzudenken und den Entschluss zur Flucht gefasst, sagte Bertagna weiter.

Gemeinsam gefeiert

Am Montag ging sie im Bezirk Bell Gardens zur Polizei und gab an, Opfer häuslicher Gewalt geworden zu sein. Sie erzählte den Beamten auch von ihrer Entführung. Ihr mutmaßlicher Peiniger wurde noch am selben Tag bei einer Verkehrskontrolle festgenommen.

Nachbarn des Kidnappers und dessen Geisel zeigten sich schockiert. „Ich wundere mich, dass sie solange wartete, bis sie was sagte“, meinte Rita Salazar, die gegenüber wohnt. So sei das „Paar“ in der Nachbarschaft bekannt gewesen: Sie hätten gemeinsam einen Kirche um die Ecke besucht und Feiern geschmissen, bei denen sie Tombolas für die Kinder im Ort veranstaltet hätten.

Die dramatische Befreiung der Mexikanerin erinnert an den Fall dreier Frauen, die rund eine Dekade lang in einem Haus in Cleveland von ihrem Peiniger Ariel Castro gefangengehalten, vergewaltigt und geschlagen worden waren, bevor sie vor gut einem Jahr freikamen. Castro nahm sich im Sommer 2013 in der Haft das Leben.

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