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Keine Subventionen für PhotovoltaikSolarfabrik in Sachsen macht dicht

Es gibt keine Subventionen für die Photovoltaikbranche. Deshalb schließt Hersteller Meyer Burger sein Werk in Freiberg – und geht in die USA.

Das gibt es nicht mehr: Produktion von Solarmodulen in Freiberg Foto: Clemens Bilan/epa

Dresden/Freiberg taz | Die größte Solarmodulfabrik Europas wird offenbar endgültig geschlossen. Hersteller Meyer Burger teilte am Donnerstag mit, bereits vor zwei Tagen sei die Produktion im Werk im sächsischen Freiberg mit 500 Mit­ar­bei­te­r:in­nen gestoppt worden. Im April soll die Schließung folgen.

Zuvor hatte Meyer Burger die Bundesregierung unter Druck gesetzt. Gunter Erfurt, Geschäftsführer des Unternehmens, hatte bereits im Januar angekündigt, er bereite die Schließung vor. Allerdings ließe sich das abwenden, wenn der Bund „faire Wettbewerbsbedingungen“ herstelle. Im Klartext: der Staat solle die Solarproduktion finanziell fördern, damit diese mit den niedrigen Preisen der Konkurrenz aus Asien mithalten kann. Das würde die „aktuellen Marktverzerrungen durch Überangebot und Dumpingpreise bei Solarmodulen“ ausgleichen, argumentiert Erfurt.

Statt in Sachsen will Meyer Bur­ger nun verstärkt in den USA produzieren. Dort fördern staatliche Programme wie der 400 Milliarden Dollar schwere Inflation Reduction Act die klimafreundliche Transformation. Am Donnerstag gab das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz bekannt, 2023 über 300 Millionen Euro Verlust eingefahren zu haben. Eine Schließung der Produktionsstätte in Sachsen sei deshalb notwendig.

Etwa 90 Prozent des globalen Solarmarktes beherrschen staatliche Firmen aus China. Laut Meyer Burger bekommen diese von der chinesischen Regierung so viel Geld, dass sie zu Preisen anbieten können, die unter den Produktionskosten liegen.

Geopolitisches Argument für Beihilfen

Die Bundesregierung konnte sich bislang nicht zu einer Subventionierung durchringen. Zwar sprachen sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und auch die SPD wiederholt dafür aus, die Solarwirtschaft in Deutschland zu unterstützen. „Solarprodukte aus Deutschland erfüllen Ansprüche, die andere nicht erfüllen. Zum Beispiel verzichten Hersteller in Deutschland oft auf Giftstoffe oder haben einen hohen Wirkungsgrad“, sagte er schon im vergangenen Dezember in einem Interview. Für ihn sei das ein Grund, „in den Markt einzugreifen“.

Es gibt auch ein geopolitisches Argument: Die Produktion und das Know-how für Solaranlagen auch weiterhin in Deutschland zu haben, biete Sicherheit – und diese Sicherheit habe ihren Preis, so Habeck.

Die Ampel ist sich jedoch nicht einig über Hilfen für die Branche. Zwar ist ein sogenannter Resilienzbonus, der Deutschland unabhängiger von Importen machen soll, im Solarpaket 1 geplant. Er soll die Einspeisevergütung für Erzeuger von Solarstrom erhöhen, die Produkte aus Europa kaufen.

Produktionshallen in Freiberg Foto: Sylvio Dittrich/imago

Aber das Paket ist immer noch nicht vom Bundestag verabschiedet. Der Grund: Die FDP ist dagegen. Sie sieht in Subventionen eine Marktverzerrung, die Solaranlagen teurer macht. Es gibt auch die Sorge, dass dauerhaft Beihilfen nötig sein könnten, weil deutsche Unternehmen sich auf dem Solarmarkt nicht durchsetzen können. Die Arbeitskosten in anderen Ländern seien einfach niedriger.

Werben für Subventionen in Berlin

Die Fabrik von Meyer Burger liegt im Landkreis Mittelsachsen, den Landrat Dirk Neubauer (parteilos) regiert. Er engagiert sich nicht nur aus lokalpolitischen Gründen für das Werk. Auch Neubauer pocht auf die energiepolitische Unabhängigkeit Deutschlands. Er glaubt aber auch, wenn Meyer Burger aus Freiberg verschwinde, komme auch kein weiteres Unternehmen nach.

Neubauer hat in Berlin viel für die Subventionen für Freiberg geworben, er war mehrfach da. Für ihn ist klar: „Die Einzigen, die da im Weg stehen, sind von der FDP.“ Die Partei stehe den Beihilfen aus „ideologischen Gründen“ im Weg, „hier geht es nicht um Fakten“, schimpft Neubauer.

Auch zu Gunter Erfurt hat Neubauer Kontakt. So gut wie jeden Tag würde er mit dem Chef von Meyer Burger telefonieren, „in keinem anderen Unternehmen des Landkreises brennt es gerade so.“

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34 Kommentare

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  • "FDP schuld". Ich sage "Nein".

    Die Grünen haben schuld ,sie lassen die einseitigen Kompromisse der FDP zu.

    Die Grünen sind bei mir unten durch.

  • Habeck will doch dass die Leute mehr arbeiten. Aber ich kann nicht erkennen dass er selbst hier mal ein paar zusätzliche Stunden reinsteckt um mit neuen Ideen die Solarindustrie zu retten und ein gutes Beispiel zu geben bzw seinen Worten auch mal Taten folgen zu lassen. Rumlabern kann jeder.

    • @Gerald Müller:

      An Habeck liegt es nicht...

  • Kauft doch den billigen Müll aus China und freut euch auf die niedrigst bezahlten Preise für Schrott, der mit hohem prozentualem Anteil nicht funktioniert. Versucht dann mal gegen einen chinesischen Hersteller zu klagen, ach, lohnt ja nicht, war so billig.

    • @Tino Winkler:

      Mit solchen Allgemeinplätzen, die zudem falsch sind, bekehrt man aber niemanden. Zudem kommen die Zellen für die Module bei Meyer Burger auch aus China.

  • Das man nicht alles subventionieren muss, was bei uns einfach nur 'zu teuer' produziert werden kann, ist klar - ob man allerdings Schlüsseltechnologien und -betriebe für die notwendige Energiewende 'einfach so' abwandern lassen sollte - gerade in spannungsgeladenen weltpolitischen Zeiten, ist halt die andere Frage.

  • Die FDP ist halt ein Abrisskommando für regenerative Energien. Die Windkraft hat sie in D schon "erledigt", nun sind die Reste der Photovoltaik dran. Und während die USA Unternehmen mit immensen Subventionen locken, interessiert die FDP hierzulande nur ihre irre Ideologie.

  • Die FDP gibt halt lieber 70 milliarden an fossile - schon superreiche und stark verschmutzende - Energieträger aus.



    Und den meisten leuten scheint das auch irgendwie nicht bekannt zu oder egal sein, wie man hier bei den kommentaren oder dem artikel sieht, der das auch einfach mal als unwichtig erachtet, und es hier nicht erwähnt.

    1,7 milliarden für kohle allein, würde die solarbranche wahrscheinlich nicht retten, aber 7 milliarden vlt schon. und das sind nur 10% von den jetzigen subventionen. und es gibt jede menge möglichkeiten hier aktiv z uwerden, aber es passiert einfach kaum was ... ein weiteres armutszeugnis für die führungsriege!



    und nicht nur würde das knowhow bestehen bleiben, wir produzieren auch noch sauber und unabhängig solarenergie.

    hier gibt es also überhaupt keine gründe, nicht zu subventionieren. außer die beschränkte weltsicht der fdp und anderen fossilien!

    gerade macht zweihorn energy ein startup projekt, unterstützt von fast allen relevanten bio-energieträgern deutschlands. sie wollen mit 3 millionen leuten und einfachen balkonmodulen ein kohlekraftwerk erstezen.



    so geht sozial effizientes und weltoffenes kreatives freies handeln zum wohle aller.



    die fdp war dazu noch nie fähig!

  • Man darf sich sicherlich fragen, ob es legitim ist dass Unternehmen sich nur ansiedeln wenn Subventionen fliessen.

    Irgendwann ist die Grenze des volkswirtschaftlich Sinnvollen überschritten und dann muss man halt auch mal sagen: C'est la vie !

    Das Ärgerliche daran ist dass diese Firmen ja schon Subventionen in erheblicher Höhe kassiert haben um Know-How aufzubauen und sich zu etablieren. Und das Know-How geht nun für einen Spottpreis über den großen Teich.

    Aber das muss man jetzt aushalten.



    Und in Zukunft besser absichern.

  • Ja, den Aufschrei kann ich verstehen. Nach Vaillant der nächste größere Produzent, der an die oder in die USA geht. Alle schreien: Deutschland blutet aus!

    Was wäre die Alternative gewesen? Die Solarprodukte von Meyer Burger bieten keinerlei Mehrwert gegenüber der Konkurrenz, eher im Gegenteil, außer der Produktion im Land. Dafür zahlt keiner das Dreifache.

    Wenn der Bund das übernimmt, zahlen am Ende doch die Steuerzahler. Ist hier jetzt nicht so der ganz große Brocken, wäre leistbar. Doch fehlte offenbar die Zukunftsvision.

    Wenn denn an einer bahnbrechenden Neuheit auf dem Solarmarkt gearbeitet würde, an Kosteneffizienz und vielleicht Reparierbarkeit etc. Doch davon habe ich nichts gelesen, nur von verzerrtem Markt und Unterstützung.

    Ja, der Markt ist verzerrt, und dem müsste man an anderer Stelle entgegentreten. Doch das ist offenbar nicht gewünscht oder hätte so viele Nebenwirkungen, dass sich das als Bumerang entpuppen würde.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine dauerhafte Lösung sein kann, Subventionen in die Solarindustrie zu stecken, um mit China und nun auch den USA zu konkurrieren, die über größere finanzielle Möglichkeiten verfügen.



    Die Solarindustrie wurde nicht unterstützt, als es noch sinnvoll war, jetzt ist es zu spät.

  • www.meyerburger.co...zona-zu-genehmigen



    Bitte breit und tief informieren!!

    • @MahNaMahNa:

      Danke für den Link. Habe ich interessiert gelesen.

      Hat das einen direkte Auswirkung auf einen der Aussagen aus der Notiz oben?

      • @Frauke Z:

        Leider nein, dafür fehlt es an der nötigen Zeit um weiter zu hinterfragen und - ganz wichtig - weiter zu denken. Das menschliche Hirn muß ständig unter "Beschuss" gehalten werden um die Aufmerksamkeit davon abzuhalten, weiter drüber nachzudenken oder sogar selbst zu recherchieren. Kostet zuviel Nerven und Lebenszeit, meine Erfahrung. Bei Interesse empfehle ich Bücher aus dem www.alibri.de/

  • Es gibt halt Dinge, die können andere besser und günstiger. Das mit Subventionen ausgleichen zu wollen, führt zu nichts. Alle in der Regierung wollen doch die Globalisiereung, hier habt ihr sie.

    • @Micha.Khn:

      Was sollte man gegen geschenkte Solarmodule aus China auch haben? Mit Fördergeldern pampert man besser andere Bereiche, die für die klimagerechte Transformation der Wirtschaft notwendig sind.

      Oder erhebt Strafzölle gegen zu günstige Technologien gegen den Klimawandel ... was auch irgendwie beknackt ist

  • Vielleicht hätten da ein paar Ministeriale doch noch härter und länger arbeiten müssen. Wenn man bedenkt was sonst so alles gepampert wird hierzulande.

  • ....zu langsam, zu feige, zu zögerlich. Egal wo, egal wobei, egal mit welchen Folgen.

    Die Zukunftskoalition hat fertig. Alle drei. Sie fahren den Karren immer weiter in den Schlammassel.

    • @F. Tee:

      Diesbezüglich fährt einer, aber die anderen greifen ihm nicht ins Lenkrad.

  • Die Erzählung von den "besseren deutschen Modulen", die der Wirtschaftsminister vorbringt, ist kaum haltbar. Tatsächlich waren es die Chinesen, die vor 5 Jahren den Markt mit 2m² großen, effizienten Modulen und Wechselrichtern ordentlich umgekrempelt haben. Plötzlich waren dachfüllende Anlagen mit langen Strings bis zu 1200V Spannung möglich, für die man keine 3 Wechselrichter mehr brauchte, sondern 1 kleines Gerät. Was aus Deutschland kam, wirkte dagegen wie Spielzeug – zu atemberaubenden Preisen.

    Ja, die deutschen Modul-Hersteller haben aufgeholt, aber die Preise bleiben. Und warum sollten wir uns die chin. Subventionen nicht schenken lassen?

    Neben mir hat ein Unternehmen seine Werkshalle letzten Sommer mit Axitec Modulen bestückt – aber nur zu ⅓. Warum? Weil er sich die bessere deutsche Qualität hat aufschwatzen lassen und die Bayernwerke ohnehin keinen größeren Netzanschluss erlaubten.

    Sinnvoll wäre gewesen, das Geld in die Anbindung zu investieren. Es gibt eine 10 Jahres Frist, nach der man sich Teilkosten von Erschkließungskosten erstatten lassen kann, wenn später noch Nachbarn davon profitieren. Aber vorangehen wollte keiner. Jetzt liegen 100 kWp auf dem voll sanierten Dach brach.

  • Der Dank gebürt dem Zukunftsminister Lindner! Zukunft. Packen wir`s an, ach nee das regelt ja der Markt...

    • @nutzer:

      Er hat gemerkt, dass Solarpaneele keine Räder haben.

    • @nutzer:

      Lindner liegt richtig. Warum was subventionieren, was massenweise, günstig und gut auf den Markt vorhanden ist. Es war NIE ein Mangel an Solarmodulen vorhanden.

      • @Frankenjunge:

        wir unterhalten uns wieder, wenn die westl. Welt im Clinch mit china liegt, das Jammern und Wehklagen kann ich jetzt schon hören....

      • @Frankenjunge:

        Dann nochmal ein herzliches "Winkewinke" für eine weitere in einer Zukunftstechnologie tätigen Firma. Ob all diese Firmen abwandern, ist ja egal. Hauptsache, die FDP ist ihrer Ideologie treu geblieben, gell? Naja, aber solange die FDP sich für Benziner-PKWs und Fusionskraftwerke einsetzt, wird alles gut ...

  • "Der Grund: die FDP ist dagegen"



    Warum überrascht mich das ganz und gar nicht? Sind die nicht gegen ALLES was a) von Habeck kommt, b) mit Klimaschutz auch nur annähernd zu tun hat und c) was nicht direkt ihrer eigenen Klientel und ihren eigenen Wahlchancen nutzt. So definiert diese Pseudo-Partei den Begriff der "Freiheit" und "Technologieoffenheit"

  • Einfach nur Traurig das der Ampel es nicht hinbekommen hat und das der Solarindustrie nun endgültig aus Deutschland verschwindet nachdem Altmaier in 2012 die Erste Todesstiche eingeleitet hat.

  • 2019 in einen komplett gesättigten Markt einsteigen und sich dann 5 Jahre später wundern das es ein Fehler war. Hausgemachtes Problem

    • @Littleneo:

      Vielleicht erstmal den Artikel lesen, bevor man kommentiert. Es geht der Firma NICHT darum, sich aus dem Markt zurückzuziehen.

      • @Kaboom:

        Doch, sie ziehen sich aus dem Markt zurück. Aus dem europäischen. Sie erschließen dafür auch keine neuen Märkte, da sie in den USA (Arizona) schon aktiv sind. Dort wird nur erweitert.

    • @Littleneo:

      In dieser Banalität ist diese Aussage erschreckend zutreffend.

  • Es ist richtig, nicht was finanziell zu unterstützen, was es günstig auf den Markt schon immer gab. Die Module kommen überwiegend aus China, na und? Kommen nicht auch andere Produkte zu uns, die hier nicht oder nicht mehr produziert werden?

    • @Frankenjunge:

      Schön wieder totale abhängigkeit von ein Autokratisches, das kennt man doch irgendwo her.....

      • @Tom Truijen:

        Sie meinen die Golfstaaten?

        Vll Aserbaidschan?

        ... oder war es die Türkei von der wir politisch abhängig sind?

        Nee Moment Sie meinen ganz bestimmt unseren Partner in Agypten!

        ... ob Autokratie oder nicht hat beim Geschäftemachen oder Politik noch nie so richtig gestört.

        Und ist es nicht reine Symbolik, wenn Deutschland auch ein paar Solarmodule produziert während China weiterhin mit fast 90% Martanteil die ganze Welt versorgt?

        Es wären Investitionen notwendig die eine Schuldenbremse nicht zulässt, Ende.