Kein Shitstorm gegen Kardinal Woelki: Lückenlose Aufklärung, jetzt!
All diese Rockstars kommen mit Missbrauchsfällen nicht davon – Wo also bleibt der Shitstorm gegen Kardinal Woelki, fragt sich unser Gastkommentator.
I rgendwie ist es unfair, diese Rockstars bekommen mal wieder alle Aufmerksamkeit. Till Lindemann, der schon vor den jüngsten Nachrichten kein unbedingter Sympath war, hat die Nation gespalten. Die einen wollen ihn fallen sehen, die anderen verteidigen ihn bis aufs Blut. Sein Ansehen ist bereits beschädigt und er spürt unmittelbar Konsequenzen, auch wenn vieles noch gar nicht geklärt ist und vieles vielleicht nie final geklärt werden kann.
Doch wie steht es um Kardinal Woelki, einen Mann, der sich zwar mit anderen, jedoch ebenfalls schweren Vorwürfen konfrontiert sieht und vieles davon wohl nach dem kölschen Motto „Wat wellste maache“ abtat? Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen Woelki wegen falscher Versicherung an Eides statt im Fall der Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz.
Woelki beschädigt mit seinem Verhalten seine eigenen Verdienste, etwa seinen Widerspruch gegen Beatrix von Storch, gegen die er die Religionsfreiheit verteidigte. „Der Islam sei mit dem Grundgesetz vereinbar wie das Christentum und das Judentum auch“ sagte er.
Es ist es an der Zeit, dass Kardinal Woelki selber oder seine Mitarbeiter das Schweigen brechen und mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle beginnen. Nur auf diese Art ist der entstandene Schaden zu begrenzen. Weiterhin ist es dringend notwendig, dass eine Verhaltenskultur entsteht, in der es gar nicht erst zu solchen Fällen kommen kann. Ein Wechsel, der den Eindruck beendet, Missbrauchsfälle wären ein immanenter Bestandteil der katholischen Kirche.
Eine lückenlose Aufdeckung aller Taten könnte helfen
Kardinal Woelki ist dabei nicht die einzige Figur, doch er steht sinnbildlich für die Vertuschung, die fortwährend stattfindet und die unter anderem dazu führt, dass Abertausende den Glauben an die katholische Kirche verlieren. Das ist belegt – allein im Jahr 2022 gab es über 500.000 Austritte.
Das Einzige, was in solch einem Falle helfen kann, ist eine lückenlose Aufdeckung aller Taten. Es bleibt zu hoffen, dass die Wahrheit ans Licht treten wird.
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