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Kandidatenkür der US-DemokratenEin Dutzend gegen Trump

Bei der vierten TV-Debatte der demokratischen PräsidentschaftskandidatInnen dominiert Kritik an Trump. Im Fokus ist Spitzenreiterin Warren.

Zwölf demokratische KandidatInnen für die US-Präsidentschaft sind übrig. Chancen haben nur drei Foto: rtr

New York taz | Die Debatte über ein Amtsenthebungsverfahren gegen den aktuellen US-Präsidenten Donald Trump hat den PräsidentschaftskandidatInnen der Demokratischen Partei zuletzt ein wenig die Show gestohlen. Aber am Dienstagabend, bei ihrer vierten Fernsehdebatte, waren sich alle zwölf im Rennen gebliebenen DemokratInnen in einer Frage einig: Das Impeachmentverfahren gegen Donald Trump muss eingeleitet werden. Manche gingen noch einen Schritt weiter. Bernie Sanders nannte Trump „den korruptesten Präsidenten der US-Geschichte“.

Für den Sozialdemokraten Sanders war es ein Comeback. Der 78-jährige linke Senator hatte im letzten Monat einen Infarkt erlitten und seither eine Pause im Vorwahlkampf eingelegt. Aber am Dienstag, als sich manche bereits darauf eingestellt hatten, ihn aufs Altenteil zu befördern, war er in Hochform und beherrschte inhaltlich die Debatte – auch wenn seine Redezeiten relativ kurz waren.

Sanders wetterte gegen den „entfesselten Kapitalismus“ – mit Pharmamanagern, die wissen, dass ihre Opiate töten, und mit fossile-Brennstoffe-Industriellen, denen klar ist, dass ihr Produkt die Welt zerstört. Er lieferte Zahlen über Armut, Obdachlosigkeit und Bankrotte infolge von Krankheiten und Studienschulden in den USA. Und er benannte historische Fehler, für die auch DemokratInnen mitverantwortlich sind – vom Irak-Krieg über Freihandelsabkommen bis zu einer Gesundheitsversorgung, die mehr als doppelt so teuer ist wie in anderen Industrieländern.

Die Frage nach seiner Gesundheit beantwortete Sanders mit einem geknurrten: „Mir geht es gut.“ Richtig rund wurde der Abend für ihn, als während der laufenden Debatte die Nachricht über den Ticker lief, dass die populäre und junge linke Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez an diesem Wochenende offiziell ihre Unterstützung für Sanders' Präsidentschaftskandidatur erklären wird.

Neue Spitzenreiterin Elizabeth Warren

In Umfragen ist Senator Sanders gegenwärtig die Nummer drei bei den Demokratischen KandidatInnen. Vor ihm – als Nummer zwei – steht Barack Obamas ehemaliger Vizepräsident Joe Biden, 76. In der vorausgegangenen Debatte erschien der Zentrist noch so stark, dass er das beliebteste Angriffsziel der meisten anderen MitbewerberInnen war.

An diesem Dienstag verschonten sie ihn weitgehend. Obwohl – oder vielleicht auch weil – die Geschäftsgebaren der Biden-Familie in der Ukraine und in China immer wieder Schlagzeilen gemacht haben. Der Versuch Donald Trumps, die ukrainische Regierung zu Ermittlungen gegen Biden zu bewegen, war immerhin der Auslöser für das Amtsenthebungsverfahren. Selbst als Biden sich am Dienstag selbst immer wieder als der „best vorbereitete“ Mann für das Amt anpries, ging kaum jemand seiner KonkurrentInnen darauf ein.

Stattdessen konzentrierten viele ihre Angriffe auf die gegenwärtige Spitzenkandidatin, Senatorin Elizabeth Warren aus Massachussettes. Die 70-Jährige wurde insbesondere wegen der Kosten für ihren Vorschlag einer staatlichen Krankenversicherung für alle attackiert. Es war das erste Mal, dass Warren, die zunehmend wie eine künftige Präsidentschaftskandidatin aussieht, so einsam ins Visier der anderen geriet.

Auch unter den neun jüngeren und weniger gut in den Umfragen platzierten KandidatInnen gab es einige grundsätzliche Divergenzen. So lieferten sich die beiden Kriegsveteranen der Riege, Bürgermeister Pete Buttigieg (37) aus Indiana und die Abgeordnete Tulsi Gabbard (38) aus Hawaii, ein Wortgefecht über Regime-Wechsel-Kriege. Während Buttigieg sich für einen Verbleib US-amerikanischer Truppen in Syrien aussprach, verteidigte Gabbard ein Ende der „endlosen Kriege“.

Ihrerseits stritten der Texaner Beto O'Rourke (47) und Buttigieg über das richtige Vorgehen, um halbautomatische Schusswaffen aus dem Verkehr zu ziehen. O'Rourke will sie beschlagnahmen, während Buttigieg für ein offensives Vorgehen gegen die Schusswaffenlobby NRA plädiert.

Geschlossenheit demonstrierten die KandidatInnen hingegen gegenüber der Frontalattacke von Donald Trump und Republikanischer Partei auf die reproduktiven Rechte von Frauen. Alle DemokratInnen versprechen, dass sie als PräsidentIn das Recht auf Abtreibung, das in manchen US-Bundesstaaten des Südens allenfalls noch theoretisch existiert, verteidigen und die unter Trump gestrichenen Gelder für die Familienplanungsorganisation Planned Parenthood wieder einführen werden.

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4 Kommentare

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  • Vom Regen in die Jauche

    Zitat: „...waren sich alle zwölf im Rennen gebliebenen DemokratInnen in einer Frage einig: Das Impeachmentverfahren gegen Donald Trump muss eingeleitet werden.“

    Dies wäre nicht nur für die Reps eine Katastrophe, sondern für die ganze Welt. Denn was bescherte uns ein Impeachment? Mit Mike Pence einen Präsidenten, bei dem die AfDler, Klimawandelnegationisten, christliche Fundamentalisten, Kreationisten, Flat-Tax-Fans, Paläoliberale, LGBT-Gegner usw. feuchte Augen kriegten. Die Welt bekäme mit Pence als Nachfolger Trumps als mächtigsten Mann mit dem Finger am atomaren Abzug einen Exponenten des Prosperity Gospel, also der Vorstellung, Reichtum und persönlicher Erfolg folgten lediglich der Prädestination und seien eine Belohnung für gottesfürchtiges Verhalten usw. Mit dieser Lichtgestalt der Aufklärung und Demokratie käme die Welt wohl „vom Regen in die Jauche“, um eine treffende Sentenz von Wolf Biermann aufzugreifen.

  • Sanders und die Jungen 'Linken' um Ocasio-Cortez sind US Amerikas letzte Hoffnung. Es wird ein äußerst schwerer Kampf gegen all die wirtschaftliche und auch politisch-militaristische Macht der Multis und Lobbyisten-Armeen, die diese große abhalfternde Pseudo Demokratie eher in eine harte Diktatur führen oder zwingen werden, als den Linken (was dort so "links" ist ...) die politische Macht zu überlassen. Jene werden mit allen Mitteln vorgehen, mit wirklich allen, also auch Putsch und Attentat!



    Da brauchen wir uns nichts vorzumachen, der Global-Kapitalismus geht über Leichen und schreckt vor garnichts zurück.

    • @Sascha Gesang:

      Sanders und Ocasio-Cortez sind schon auch im internationalen Vergleich tatsächlich (wenn auch nicht extrem weit) links. Gott sei Dank, denn in den letzten 40 Jahren war links der europäischen Mitte in der landesweiten US-Politik wirklich nichts als Brachland.

      Ansonsten gebe ich Ihnen aber natürlich recht, der globale Kapitalismus mach die Show und ich mache mir auch keinerlei Illusionen, dass sich daran auf absehbare Zeit etwas ändern wird. Das betrifft auch Deutschland.

  • Eins hat jedenfalls Trumps Smear-Campaign gebracht - sie hat Joe Biden wohl aus dem Rennen genommen - der hat es leider hinter sich.



    2016 hätte ich alles für ein Biden-Warren Ticket gegeben, das uns Trump sicher erspart hätte ....



    Was mich beunruhigt ist natürlich das Alter der Kandidaten mit Aussicht.



    Und sie können vermutlich unmöglich ein Paar bilden, das gleiche Merkmale hat.



    Warren-Sanders geht nicht - weil beide linker Flügel, Warren-Harris geht nicht, weil beide weiblich .... Sanders-Harris ... wäre ein prima Ticket.



    männlich/weiblich - schwarz/weiß - gemäßigt/links ... aber 79...*sigh*

    Letztlich könnten alle Trump schlagen ... hoffen wir mal das beste....