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Kandidat über Ukraine-Krise„Die Wahlen müssen stattfinden“

Die Krise in der Ukraine könnte ohne Waffen gelöst werden, sagt Präsidentschaftskandidat Valerij Konowaljuk. Er plädiert für Visumfreiheit für alle Ukrainer.

Trauer um die Toten in Kiew. Bild: dpa
Interview von Andrej Nesterko

taz: Herr Konowaljuk, wie schätzen Sie die politische Situation und den Wahlkampf in der Ukraine ein?

Valerij Konowaljuk: Momentan nimmt die staatliche Führung in der Ukraine die Rolle eines Beobachters ein. Die Politik verfolgte jahrzehntelang nur die Interessen derer, die über die nötigen finanziellen Mittel verfügen. Der Präsident ist zum Kassenwart geworden. Dieser Weg führt aber zum Bankrott des Landes und zum Zusammenbruch des Finanzsystems, das auch so schon kurz vor dem Kollaps steht. Davon kann man sich überzeugen, wenn man einfache Leute nach ihrem Leben fragt, wenn man einen Blick in die Geschäfte wirft und das Auf und Ab des Währungskurses verfolgt. Heute heißt es: Der Maidan ist vorbei – die Gauner und Schufte aber wurden gegen andere ausgetauscht. Das ist die Meinung einfacher Menschen.

Was wird aus der Ukraine, wenn die Wahlen am 25. Mai nicht stattfinden?

Die Präsidentschaftswahlen müssen stattfinden, dürfen aber auch nicht zur Farce werden. Sonst kommt die Ukraine nicht mehr auf die Beine. Unser Land befindet sich in einer viel zu schwierigen Situation, als dass die 21 Präsidentschaftskandidaten die Wahlen für ihre eigenen Ambitionen nutzen könnten. Die meisten Kandidaten haben keinerlei Erfahrung mit politischer Führung. Sie kennen noch nicht einmal den Unterschied zwischen Bildungs- und Gesundheitsministerium. Das Gleiche gilt für den Beamtenapparat.

Was können Wahlen bewirken?

Ein Ende der politischen Krise kann nur durch Wahlen bewirkt werden. Wir haben gesehen, wie die Mehrheit des ehemaligen Parlaments in einem kritischen Moment plötzlich abtauchte, als politische Entscheidungen nötig waren, die das Blutvergießen vom 20. Februar hätten verhindern können.

ap
Im Interview: Valerij Konowaljuk

47, promovierter Ökonom, wurde 2010 zum Berater des damaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch ernannt. 2012 verließ er aus Protest gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik Janukowitschs Partei der Regionen. Bei den Präsidentenwahlen tritt er als Unabhängiger als einer von 21 Kandidaten an.

Wie kann man den bewaffneten Widerstand im Südosten des Landes stoppen?

Die jetzige Regierung macht einen Fehler, wenn sie diejenigen ignoriert, die sich im Epizentrum der Krise im Südosten des Landes befinden. Die Anstrengungen der regionalen Regierungen sind ebenfalls nicht ausreichend. Es wäre lobenswert, wenn die USA und die EU ihre mündliche Bereitschaft zur Unterstützung in der Ukraine-Krise, die sich mittlerweile fast zur Weltkrise manifestiert hat, umsetzen würden.

Was müsste geschehen?

Man müsste die Visafreiheit zwischen der Ukraine, der EU und den USA einführen. Dann würde sich in der Ukraine die Frage des Separatismus gar nicht mehr stellen. Diejenigen, die die Ukraine verlassen haben, kehrten dann wieder zurück in ihre Heimat, und auch die Krim-Bewohner würden wieder zur Ukraine gehören wollen. Das wäre die einfachste Lösung des Problems, ganz ohne Waffen und Krieg.

Übersetzung: Ljuba Naminova

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6 Kommentare

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  • Zitat:"Man müsste die Visafreiheit zwischen der Ukraine, der EU und den USA einführen."

    Die Vorstellung, dass mit der Visafreiheit aus dem Einmarsch in die Krim und der Machtübernahme in der Ostukraine durch schwerbewaffnete Dunkeltruppen ein Ausmarsch würde, ist absurd. Freie Wahlen im Bürgerkrieg ist ebenso ein frommer Wunsch. Erst muß der Aggressor ausgetrieben werden und eine internationale Aufsicht unter Federführung der UNO eine freie Wahl in den Ostgebieten der Ukraine gewährleisten.

    • @Demokratie-Troll:

      Meinen Sie mit "Aggressor" die von Kiew losgeschickte (von BigBrother USAEU bezahlte) , mit Panzern und Kampfhubschraubern ausgerüstete Truppe von Dunkelsöldnern und "National-Garde"-Killern ?

      Troll spricht eher für Sprung in der Optik , wah ?

  • Ach isser nicht lieb , der Valeru !? Auf den ersten Blick auf seine Sprüche hier ist er einer von den "Guten" , Guten für den Westen . Einer von den nur 21 (inWorten : einundzwanzig) anderen Präsidentschaftskandidaten . Und er macht sich Sorgen , die Wahl könnte eine Farce werden . Der Komiker !

    Tja , lieber Valeru , ... so ein Jammer aber auch , dass " ... die jetzige Regierung den Fehler (macht) , wenn sie diejenigen ignoriert, die sich im Epizentrum(!) der Krise im Südosten des Landes befinden." ,... jaa und zu allem Überfluß "... die USA und EU (keine ausreichende) Bereitschaft zur Unterstützung in der Ukraine-Krise " zeigen , was die Ausräucherung der Terroristen in dieser Region betrifft . Leider leider , lieber Valeru , werden diese Weltpolizisten und geübten Menschenrechtsbomber auch deinem genialen Vorschlag für Visafreiheit aller Ukrainer*innen nicht näher treten wollen . Die wollen doch nur Weltkrise spielen , mit Putin dem Bösen . Tja , dumm gelaufen , für euch naiven netten Pleite-Ukrainer*Innen !

  • Wahlen so?

     

    1.bp.blogspot.com/-TSf7Co1JQN8/Ux2E_nbgWVI/AAAAAAAADHQ/7SjUPd900tg/s1600/Jazenjuk+zwei+H%C3%A4nde+Abstimmung+-.jpg …

     

    http://4.bp.blogspot.com/-LJKv3_m_8qA/Ux2E7MqugnI/AAAAAAAADHI/0sJyxRpQW-E/s1600/zwei+H%C3%A4nde+Abstimmung+-.jpg

     

    oder so?

     

    https://www.youtube.com/watch?v=ZPRkoZyAmfg&feature=youtube_gdata

  • Noch besser: Die USA könnten der Ukraine anbieten, sie mit allen Rechten und Pflichten als 51-ten Bundesstaat aufzunehmen. Dann würden die Kosten auch bei denen auflaufen, die für den ganzen Schlamassel hauptverantwortlich sind.

    • @XXX:

      Die Situation ist schon schlimm genug in der Ukraine, so dass ihr Vorschlag an dieser Stelle unpassender nicht kommen kann. Es wäre viel hilfreicher, wenn das aggressive Russland seinen militärischen Kurs endlich stoppen und einen Anstand an Verantwortung für die Ukraine und der gesamten Region zeigen würde. Mit Kriegsrethorik alias Putin und Co. schafft man keinen Frieden.