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Kampf gegen das Corona-VirusNorditalien abgeriegelt

Italiens Regierung verkündet drastische Einschränkungen für 16 Millionen Bürger: 14 Gebiete im Norden werden wegen Corona weitgehend abgeriegelt.

Straßensperre in Norditalien Foto: dpa

dpa/taz | Im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hat Italiens Regierung die Bewegungsfreiheit von rund 16 Millionen Bürgern drastisch eingeschränkt. Ministerpräsident Giuseppe Conte sagte am Sonntagmorgen, die wirtschaftsstarke Lombardei und 14 andere Gebiete würden weitgehend abgeriegelt. Er habe das entsprechende Dekret unterschrieben.

Von der Abriegelung betroffen sind die Millionenstadt Mailand und die Touristenhochburg Venedig ebenso etwa wie Parma in der Region Emilia-Romagna. Außerdem bestätigte beziehungsweise verhängte die Regierung den Angaben nach Einschränkungen für ganz Italien wie den Stopp für Kinos, Theater, Museen, Demonstrationen und viele andere Veranstaltungen. Die neuen Sperrgebiete sollten von sofort bis zunächst zum 3. April gelten, schrieben Zeitungen.

Italien ist das Land in Europa mit den meisten bestätigten Sars-CoV-2-Infektionen. Die Zahl der Infizierten und Toten steigt trotz umfangreicher Gegenmaßnahmen stetig an. Bis Samstag zählen die Behörden 5883 Menschen mit einer Infektion. 233 Menschen davon sind gestorben.

Die neuen Ankündigungen der Regierung dürften den Alltag der insgesamt rund 60 Millionen Bürger weiter verändern, nachdem die bisher schon getroffenen Maßnahmen wie landesweite Schulschließungen bereits viele tagtäglich treffen. „Wir stehen vor einer nationalen Notlage“, sagte Conte, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. „Wir haben sie von Anfang an mit maximalen Vorsichtsmaßnahmen bekämpft“, ergänzte der Ministerpräsident. „Wir haben zwei Ziele: Die Ausweitung der Ansteckung einzudämmen und eine Überlastung der Krankenhauseinrichtungen zu vermeiden.“

Conte spricht von nationaler Notlage

Die neuen Sperrgebiete dürften nur aus „ernsten und unvermeidlichen“ Anlässen betreten oder verlassen, etwa zum Zwecke der Arbeit oder aus familiären Gründen, hieß es. Betroffen von den Sperrmaßnahmen sind nach der Ankündigung außer der Region Lombardei 14 Provinzen unter anderem in der Emilia-Romagna und Venetien im Norden.

Auch innerhalb der neuen Sperrzonen dürfen sich Bewohner nicht mehr völlig frei bewegen, wie der Premier ankündigte. „Es herrscht eine eingeschränkte Mobilität“, sagte er den Angaben zufolge. Nach den Entscheidungen in Italien wies auch das Auswärtige Amt auf die veränderte Situation hin.

In Deutschland hatte das Robert Koch-Institut (RKI) bis Samstagnachmittag 795 Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 erfasst – mehr als zehn Mal so viele wie noch eine Woche zuvor. Außer in Sachsen-Anhalt ist der Erreger in allen Bundesländern nachgewiesen worden. Die weitaus meisten Fälle bundesweit verzeichnete Nordrhein-Westfalen vor Baden-Württemberg und Bayern.

Angesichts der Coronakrise und drohender finanzieller Belastungen für die Wirtschaft wollen die Spitzen der Koalition am Sonntagabend im Bundeskanzleramt über unterstützende Maßnahmen beraten. Weltweit sind inzwischen mehr als 100 000 Infektionen und rund 3500 Todesfälle registriert – die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle dürfte Experten zufolge noch weit darüber liegen.

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4 Kommentare

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  • Vor zwei Wochen hat der gute Conte die internationale Touristenschar noch dazu aufgefordert, weiter nach Italien zu reisen. "In Italien kann man sicher reisen und Tourismus betreiben. Es ist ein sicheres Land: viel sicherer als andere." www.spiegel.de/wir...-beba-1304d5d3c5ea

    Europa beginnt, wieder das in der Euro-Krise gezeigte Gesicht anzunehmen. Selbstgefällig, langsam, unvorbereitet, überfordert. Containment des Virus scheint so gut zu funktionieren wie das Schulden.

    • @Bajramaj:

      *das der Schulden.

  • Die Zahl der Infizierten liegt in Italien noch ca. sechs mal so hoch wie in Deutschland. Es ist bei der derzeitigen Ausbreitungsgeschwindigkeit aber nur eine Frage von Tagen bis es auch hier mehrere Tausend (registrierte) Infizierte gibt. Ich bin gespannt, welche Maßnahmen dann eingeleitet werden. Köln und Düsseldorf unter Quarantäne ?



    Erstaunlich ist, daß in Deutschland bei fast tausend Infizierten bisher noch keine Corona-Toten gemeldet wurden. In Norditalien gibt es auf ca. 25 registrierte Fälle einen Toten bei ähnlich guter Gesundheitsversorgung.

  • Hut ab vor dem Mut und dem Verantwortungsbewusstsein der italienischen Regierung! Nur werden diese Maßnahmen wenig bringen, wenn sie nicht flächendeckend und mindestens europaweit durchgeführt werden.