Kampf gegen Islamisten in Nigeria: Steinmeier sagt Unterstützung zu
Der Außenminister verspricht eine stärkere Zusammenarbeit mit Nigeria. Erneut starben Dutzende Menschen durch Anschläge von Boko Haram.
BERLIN/KANO afp | Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat der nigerianischen Regierung nach den jüngsten Anschlägen der Islamistengruppe Boko Haram die Unterstützung der Bundesregierung zugesagt. „Wir verurteilen den Terror von Boko Haram in Nigeria mit aller Schärfe“, erklärte Steinmeier am Donnerstag in Berlin. Er habe der nigerianischen Regierung „nachdrücklich versichert, dass Deutschland Nigeria beim Kampf gegen Boko Haram unterstützen wird“.
Unter anderem solle die Zusammenarbeit im Sicherheits- und Polizeisektor ausgebaut werden, sagte Steinmeier. Zudem wolle die Bundesregierung die Dörfer der Mädchen unterstützen, die im April von Boko Haram entführt worden sind.
Die Islamistengruppe soll im Nordosten Nigerias erneut dutzende Menschen getötet haben. Wie Dorfbewohner und ein örtlicher Abgeordneter am Mittwoch berichteten, überfielen schwer bewaffnete Männer in Militäruniformen und Geländewagen am Dienstagabend vier Dörfer im Bundesstaat Borno. Viele Einwohner seien über die nahe gelegene Grenze ins Nachbarland Kamerun geflohen.
Der Parlamentsabgeordnete Peter Biye sagte, die Islamistengruppe Boko Haram habe in mindestens sieben Dörfern der Region ihre Fahne gehisst und „eine Vielzahl von Menschen getötet“. Armeeflugzeuge hätten Stellungen der Gruppe bombardiert, am Boden seien Soldaten zum Kampf gegen die Islamisten aufmarschiert.
Ein Bewohner des mehrheitlich muslimischen Dorfs Goshe berichtete nach seiner Flucht, Boko-Haram-Kämpfer hätten das Dorf mit seinen 300 Häusern und mehreren Moscheen vollständig zerstört. Es habe „mindestens hundert Tote“ gegeben. Im christlich geprägten Dorf Attagara wurden einem anderen Flüchtling zufolge Häuser und Kirchen niedergebrannt und ebenfalls dutzende Menschen getötet.
Die vor zehn Jahren gegründete Boko Haram kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat. Bei zahllosen Anschlägen auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen wurden seit 2009 tausende Menschen getötet. Für internationale Empörung sorgte zuletzt vor allem die Entführung von mehr als 200 Schülerinnen durch die Islamisten im April.
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