Kampf gegen Corona: Die App ist kein Allheilmittel
Die Infektionszahlen steigen derzeit rasant. Hat die Corona-Warn-App versagt? Nein, denn sie war immer nur ein Bestandteil der Pandemiebekämpfung.
D ie Corona-Warn-App galt als große Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie. Viele sind der Aufforderung der Bundesregierung gefolgt: Mehr als 17 Millionen Menschen in Deutschland haben sich in den vergangenen Wochen die Software heruntergeladen. Doch seit einigen Wochen steigen die Infektionszahlen rasant. Hat die App etwa doch versagt?
Nein, das hat sie nicht. Generell gilt: Je mehr sich die Corona-Warn-App herunterladen, desto mehr bringt sie was. Um überhaupt eine Wirkung zu erzielen, mussten mindestens 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland die Warn-App installiert haben. Das passierte auch. Aktuell liegen wir bei etwa 25 Prozent.
Für den Anfang war das nicht schlecht – zumal die Zahl der Neuinfektionen bis Mitte Juli deutlich zurückgegangen war und die App nicht zuletzt deswegen kaum zur Anwendung kam. Doch angesichts der nun wieder rasant steigenden Zahlen und des schwierigen Herbstes, der uns bevorsteht, reicht diese Quote nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Kontakt eines Infizierten mit einem Unbekannten beide in diesem Moment auch die App nutzen, liegt derzeit bei 6 Prozent. Das ist zu wenig. Würden sich in den nächsten Wochen hingegen weitere 17 Millionen Bundesbürger die Warn-App herunterladen, könnten schon rund 25 Prozent aller Infektionen auf diese Weise aufgedeckt werden Das wäre immerhin jeder vierter Fall, dessen weitere Ausbreitung verhindert werden würde.
Ein Allheilmittel war die App von Beginn an nicht. Eine Kontaktverfolgung komplett ohne weitere Maßnahmen wäre nur möglich, wenn 80 Prozent der Bevölkerung die App wirklich aktiv nutzen. Ein so hoher Wert wäre nur mit Zwangsverpflichtung möglich. Da hat man sich aus guten Gründen dagegen entschieden. Zu viel Bevormundung verringert die Akzeptanz nur.
Was hilft, ist eine Mischung aus Maßnahmen: Abstand halten, Masken tragen, vor allem unnötige Feiern und Reisen sein lassen. Das sind derzeit die größten Treiber … beim Corona-Infektionsgeschehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?