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Kampagne zur EU-InvestitionsbankKeinen Cent mehr für Gas

Die Kampagne „Fossil Free EIB“ will, dass die Europäische Investitionsbank für fossile Energieprojekte keine Kredite mehr vergibt. Vor allem nicht für Gas.

Sollen laut NGOs keine Kredite bekommen: Gaspipelines hätten keine Zukunft Foto: dpa

Berlin taz | Mehrere Nichtregierungsorganisationen haben vor kurzem die Kampagne „Fossil Free EIB“ gestartet. Ihr Ziel: Die Europäische Investitionsbank (EIB) soll künftig keine Projekte mit fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas finanzieren. Zum Bündnis gehören unter anderem urgewald, der WWF und 350.org.

Die Europäische Investi­tionsbank ist vor der Weltbank der größte zwischenstaatliche Kreditgeber der Welt. Das Kapital des Geldverleihers beläuft sich nach offiziellen Zahlen auf mehr als 243 Milliarden Euro und in den vergangenen fünf Jahren betrugen die Kredite für Energieprojekte im Schnitt 13,5 Milliarden Euro jährlich.

Seit Anfang Januar befragt die EIB die Öffentlichkeit zu ihrer Finanzierungspolitik im Energiesektor. Noch bis Ende März läuft die Befragung. Bis dahin darf jeder Beiträge einreichen, die als Kommentare auf der Webseite der EIB erscheinen werden.

Die EIB plant, dem Verwaltungsrat nach der Befragung bis Mitte 2019 die neuen Vergaberichtlinien für Energieprojekte zur Genehmigung vorzulegen. Dazu verweist die EIB auf die EU, die laut ihrem Plan „Saubere Energie für alle Europäer“ bis 2050 auf nichtfossile Energieträger umsteigen will.

Augen sind auf Finanzierung von Gasprojekten gerichtet

Zu den Themen, die in der Befragung eine Rolle spielen werden, gehören unter anderem Energieeffizienz, der Umstieg auf nichtfossile Energieträger bei der Strom- und Wärmeerzeugung und die Unterstützung neuer Technologien und Geschäftsmodelle.

Das Bündnis argumentiert, dass die EIB sich zwar öffentlich dazu bekannt habe, ihre Investitionen bis 2020 mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens in Einklang zu bringen, sich aber in die entgegengesetzte Richtung bewege, weil sie weiterhin die Fossilindustrie finanziere und Gas als Brückentechnologie unterstütze.

Auch die deutsche Umweltschutzorganisation urgewald beteiligt sich an der öffentlichen Befragung der EIB. „Die jetzt ganz wichtige Auseinandersetzung dreht sich um die Finanzierung von Gasprojekten“, erklärte Regine Richter, Bankenexpertin bei urgewald.

Frieda Kieninger: „EIB muss Verantwortung übernehmen“

Die EU-Kommission behaupte, dass sie aus Gründen der Versorgungssicherheit die Infrastruktur für Gas fördere und deshalb zusätzliche Pipelines bauen will. „Wenn man jetzt anfängt, Gas­infrastruktur zu bauen, dann wird sie für vier oder fünf Jahrzehnte stehen und nicht für 10 oder 15 Jahre.“

Frida Kieninger von Food & Water Europe stimmt zu: „In Zeiten einer immer größeren Klimakrise, wie jüngste katastrophale Wetterereignisse und der vergangene Bericht des Weltklimarats zeigten, muss die EIB Verantwortung übernehmen und sich von jeder direkten und indirekten Unterstützung von fossilen Brennstoffen wegbewegen.“

Dies gelte vor allem für Gas. Diesen Brennstoff hat die EIB in den vergangenen Jahren mit Milliarden unterstützt. „Mit den 10 bis 20 Jahren, die uns bleiben, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, gibt es keinen Platz für mehr Gas­projekte“, sagte Kieninger.

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12 Kommentare

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  • Hinter dieser Aktion versteckt sich eine politische Maulwurforganisation, die es allein auf Verhinderung von Erdgas aus Russland abgesehen hat.

    Bereits heute steht (absurderweise sogar direkt am Rande des Braunkohlereviers) modernste hocheffektive und relativ gesehen umweltfreundliche Kraftwerkstechnologie zur Verfügung, die insbesondere zur Überbrückung der temporären Lücken und Schwankungen in der Solar- und Windenergie ihre Stärken ausspielen kann.

    Allein: Diese Kraftwerke stehen still, weil es schlichtweg billiger ist, die dreckige Braunkohle zu verheizen.



    Wer jetzt gegen Erdgas hetzt, befördert damit in erster Linie das weitere Verheizen von Braunkohle. Flüssiggas, entweder als Erdölprodukt oder gar durch Fracking gewonnen, ist im Gegensatz zu Erdgas keine saubere Alternative.

  • Ein gut gedämmtes Haus kann auch mal 12 Stunden unbeheizt bleiben und kühlt dabei kaum aus.



    Aber um die Frage zu beantworten:



    Wenn übergangsweise die Hälfte der Heizenergie von Erdgas käme, die andere Hälfte von erneuerbaren Energien, braucht man dafür nicht mehr, sondern weniger Gaskapazitäten als heute. Die werden ja nicht alle obsolet, sobald nichts neues hinzukommt.

  • Sehr gut - Bio-Methan und Wasserstoff werden dann in Flaschen transportiert.



    Wer den dritten Schritt vor dem ersten machen will, wird auf die Schnauze fallen. Erdgas ist als Brückentechnologie unverzichtbar, und wäre auch in Form von CNG für einen sanften Abschied vom Verbrennungsmotor bestens geeignet.

    • @Gregor Tobias:

      "Erdgas ist als Brückentechnologie unverzichtbar," in einem Umfang, wie Erdgas bereits jetzt genutzt wird,

      aber mit anderen Schwerpunkten (weniger Gas zur Raumheizung, mehr Gasnutzung für die Stromerzeugung, zunehmend dann nur noch in "Dunkelflauten"). Wenn die Erdagsnutzung in Europa für die nachsten 10 bis 15 Jahre konstant bliebe (bei Beendigung der Kohlenutzung) und dann allmählich zurückginge, braucht es dafür kaum neue Infrastruktur (lediglich ein paar Anschlußleitungen für Kraftwerke und dergleichen).

      • @meerwind7:

        Schwer verständliche Schachtelsätze, basierend auf unbelegten Annahmen.

    • @Gregor Tobias:

      In Europa gibt es ein gut ausgebautes Pipelinenetz, damit kann man Bio-Methan und Wasserstoff transportieren, neue Pipelines braucht es da eher nicht.



      Der von Ihnen vorgeschlagene Transport in Flaschen ist seit Jahrzehnten Stand der Technik, die Flaschen sind zwar etwas größer als eine Bierflasche und nicht aus Glas sondern Stahl und nennen sich Erdgastank. Kommt ins besondere in ländlichen Regionen zum Einsatz, wo der Bau einer Pipeline nicht sinnvoll ist.



      Warum Erdgas als Brückentechnologie zwingend erforderlich ist erschließt sich mir nicht, da würden mich interessieren, wie sie zu diesem Schluss kommen.



      Über die Nutzung von CNG (komprimiertes Erdgas) als Treibstoff für Fahrzeuge kann man sicherlich diskutieren, wenn man statt Erdgas Methan aus Power to Gas Anlagen nutzt. Ein solches Fahrzeug wäre vielleicht sogar umweltfreundlicher als ein vergleichbares elektrisch angetriebenes Fahrzeug, eine Ökobilanz, die die beiden Konzepte vergleicht, gibt es meines Wissens noch nicht, aber es wäre sinnvoll eine solche zu erstellen, denn Elektromobilität ist definitiv nicht der Heilige Gral einer umweltfreundlichen Mobilität.

      • @Ressourci:

        Herzlichen Dank für die Aufklärung über den Unterschied zwischen Bier- und Gasflaschen. Man lernt eben nie aus.

  • Dieser Widerstand gegen den Fortschritt ist echt kaum noch zu ertragen: Es ist wohl unumstritten, dass Gas der mit Abstand "sauberste" fossile Energieträger ist (Gas ist nicht perfekt, aber eben besser als die anderen).



    Aus Sicht des Umweltschutzes macht es also Sinn sich in einem ersten Schritt von Kohle und Öl zu Gas zu bewegen (bevor man dann irgendwann vllt. ganz auf Fossile verzichten kann/muss/will)

  • Interessanter Ansatz. Es wäre für mich interessant zu erfahren, womit diese NGOs dann des Nachts bei Windstille heizen wollen.

    • @Wellmann Juergen:

      wie Sie heizen immer noch bei Windstlle des Nachts mit Erdgas? Ist das nicht gefährlich?

      Wir heizen des Nachts gar nie nicht mehr, weil nicht mehr nötig in unserem Sonnenhaus das zu 80% durch die Sonne versorgt ist - demnächst zu 120%. Die restlichen 20 % (zu den derzeitigen 80 %) kommen aus regionaler Biomasse.

      Die Investiton fließt durch die Einsparung und durch die Vermeidung von zu bezahlender fossiler Energie bereits seit 2012 auf unser Konto zurück und bezahlt von ganz allein den dafür in Anspruch genommenen Kredit ab. Der Return of Invest der Anlagentechnik ist nächstes Jahr erreicht.



      Dann "verdienen" wir Geld durch`s zusehen wenn die Sonne scheint und sind nicht mehr abhängig von den Energie-Oligarchen. Die Natur freut sich sicherlich schon seit 2012 darüber.

      In solche Konzepte aus dem regenerativen und energiesparenden Bereich sollte die EIB investieren, damit auch unsere Enkel hier leben können.

      • @Sonnenhaus:

        Nein, des Nachts heize ich persönlich mit Steinkohle.

    • @Wellmann Juergen:

      Nachts sollte man seine Heizung eigentlich herunterfahren, im Bett ist es auch ohne Heizung warm.



      Generell ist Ihre Frage aber natürlich berechtigt wo Strom und Wärme herkommen, wenn die Sonne nicht scheint und es mal deutschlandweit windstill ist. Hier sollte man zwischen Strom und Wärme unterscheiden, da die Anforderungen und Technologien unterschiedlich sind, auch wenn es Schnittmengen gibt. Für Strom gibt es bereits, abhängig von der Speicherdauer, unterschiedliche Technologien um elektrische Energie in anderen Energieformen zu speichern (Pumpspeicherkraftwerke, Batterien, Druckluftspeicher, ...).



      Wärme kann ebenfalls mittels unterschiedlicher Technologien gespeichert werden (z.B. Speicher auf Basis latenter Wärme), außerdem liefern Sonnenkollektoren auch bei indirekter Sonnenstrahlung noch Energie und man kann mittels Wärmepumpen im Erdboden gespeicherte Wärme nutzen.



      Die Schnittmenge zwischen Strom und Wärme bilden Technologien, die Energie in Form von chemischer Energie speichern in dem sie elektrische Energie in chemische Energie umwandeln, die dann in Form von Gasen (Power to Gas) oder Flüssigkeiten (Power to Liquid) gespeichert wird und bei Bedarf entweder in elektrische Energie oder Wärme umgewandelt werden kann. Der Aufwand zur Umsetzung ist nicht so hoch, da bestehende Infrastrukturen (z.B. Erdgasspeicher und Erdgasnetz in Deutschland) genutzt werden können.



      Investitionen in die Erschließung von Erdgasfeldern und zusätzliche länderübergreifende Erdgaspipelines braucht es also nicht, das bestehende Erdgasnetz reicht zumindest in Europa aus. Das wird den Erdgasproduzenten zwar nicht gefallen, da sie dann frei nach Schumpeter ein Opfer der ‚schöpferischen Zerstörung‘ werden. Aber Klimaschutz gibt es nicht umsonst und Gemeinwohl geht vor Kapitalinteressen.