piwik no script img

Kalifornisches Gesetz zu Sex an UnisNur „Ja“ bedeutet „Ja“

An kalifornischen Unis dürfen Studierende künftig nur nach ausdrücklichem „Ja“ vom Partner Sex haben. Die Regelung soll auch betrunkene Frauen schützen.

Viele Übergriffe finden auf Frauen nach ausgelassenen Partys statt: „Spring Break“-Feier in Mexiko. Bild: reuters

BERKELEY dpa | Für die kalifornische Studentin Sofie Karasek (21) hat „Yes Means Yes“ (Ja bedeutet Ja) eine ganz besondere Bedeutung. „Das ist ein riesiger Schritt nach vorn“, sagt sie über das neue Gesetz, mit dem der US-Westküstenstaat an seinen Hochschulen gegen Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe vorgehen will. Als 18-jährige Studienanfängerin an der Universität in Berkeley war Karasek selbst von einem Mit-Studenten belästigt worden. Seither macht sich die Politologiestudentin für mehr Sicherheit und Hilfe für die Opfer an ihrem Campus stark. Sie ist nicht allein.

Zig Studenten- und Frauenorganisationen kämpften über Monate hinweg für die Verabschiedung des Gesetzes SB 967, auch als „Yes Means Yes“ bekannt, das am Sonntag von Gouverneur Jerry Brown unterzeichnet wurde. Kalifornien ist damit der erste US-Staat, der „affirmative consent“ verlangt, also eine ausdrückliche Zustimmung für eine sexuelle Begegnung zwischen Studenten. Die Regelung gilt nur für Hochschulen, die vom Staat finanziell unterstützt werden.

Das wichtige daran sei, dass künftig ein „ausdrückliches Ja“ zum Standard werde: „Wer Sex initiiert, muss den Partner erst um Erlaubnis fragen“, erklärt Karasek. Wer etwa betrunken ist, unter Drogen steht, bereits eingeschlafen oder bewusstlos ist, kann dem Gesetz zufolge keine Einwilligung geben. Sich nicht ausreichend wehren oder Stillschweigen sind somit kein „Yes“ zum Sex. Die Zustimmung kann aber auch ohne Worte erfolgen: "Jemand kann 'Ja' sagen oder nicken, oder wenn man 'Nein' meint, den Kopf schütteln".

Der demokratische Senator Kevin de León hatte das sogenannte „Yes Means Yes“-Gesetz beim Parlament in Sacramento eingebracht. „Jede Frau hat das Recht, ihren Traum von einer höheren Bildung zu verfolgen, ohne dabei von dem Alptraum von Gewalt und sexuellem Missbrauch bedroht zu sein“, sagte León nach der Unterzeichnung des Gesetzes.

Untätige Uni-Verwaltungen

Nicht nur Opfer, Aktivisten und Politiker an der US-Westküste schlagen Alarm. León führt eine Statistik an, wonach jede fünfte Studentin an US-Hochschulen während ihrer Studienzeit Opfer sexueller Gewalt wird. Auch die Obama-Regierung hat sich längst eingeschaltet. Das Bildungsministerium geht Beschwerden über Missstände an Dutzenden Universitäten nach, darunter Elite-Hochschulen wie Princeton und Harvard.

Schlagzeilen macht auch seit Wochen die 21-jährige Studentin Emma Sulkowicz an der New Yorker Columbia Universität. Sie läuft aus Protest mit ihrer Matratze über den Campus. Vor zwei Jahren sei sie in ihrem Zimmer von einem Kommilitonen vergewaltigt worden, doch trotz Beschwerden bei der Uni-Verwaltung sei der Täter nicht zur Rechenschaft gezogen worden, sagt die Kunststudentin.

Auch Sofie Karasek hatte sich 2012 hilfesuchend an eine Beratungsstelle der Universität Berkeley gewandt. Sie legte Beschwerde ein, in der Hoffnung, die Hochschule würde dem Fall zügig nachgehen. Monatelang sei nichts geschehen, der mutmaßliche Täter schloss mittlerweile sein Studium ab. Im Frühjahr zog Karasek mit 30 anderen Studentinnen, die ebenfalls auf Ermittlungen pochen, vor eine Bundesbehörde. Die Gleichgültigkeit der Hochschule sei für manche Opfer noch schlimmer als der sexuelle Übergriff, klagt die Studentin.

Übergriffe auf Alkoholisierte

Auch hier soll das neue Gesetz Abhilfe schaffen. Uni-Mitarbeiter, Berater und Ermittler müssen besser geschult werden. Die Hochschulen werden angewiesen, auf die neuen Regeln hinzuweisen, Unterstützung anzubieten und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

Viele Übergriffe werden auf die oft ausgelassene Party-Szene an den Hochschulen mit reichlich Alkohol und Drogenkonsum zurückgeführt. „Da kommt es oft zu Sex ohne wirkliche Zustimmung“, sagt Rishi Ahuja. Der 21-jährige Student in Berkeley steht voll hinter der „Yes Means Yes“-Initiative. „Ich bin sehr dafür, mit mehr Vorsicht miteinander umzugehen.“

„Studentinnen sollten sich auf dem Campus einfach sicher fühlen“, meint Karasek. „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir das Gesetz in dem bevölkerungsreichsten Staat der USA durchgebracht haben. Kalifornien ist ein Trendsetter, hoffentlich werden andere folgen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

59 Kommentare

 / 
  • Er: Na, ficken?

     

    Sie: Weiß nicht recht, Nö!

     

    Er: Gut, dann frag ich morgen nochmal.

  • Es ist ja schon praktisch alles gesagt zu dem Thema. Und ich glaube, wir sind uns auch darüber einig, daß "nicht-einvernehmlicher Sex", also eine Vergewaltigung, ein verabscheuungswürdiges Verbrechen ist.

     

    Aber wie für einige andere hier stellt sich für mich die Frage nach der der Beweislast im Falle einer Anzeige. Wie sollen das Fehlen oder aber das Vorliegen einer ausdrücklichen Einwilligung bewiesen werden?? Bleibt wohl nur die Smartphone-Kamera, in die man auf einem kurzen Video sagt, "Ja, ich will mit XYZ fi...en". Denn sonst, wenn es einem der beiden Teilnehmer am Verkehr hinterher leid tut, kann es übel werden.

     

    In dem Prinzip "Nur ein JA ist ein JA" sehe ich zwar einen Fortschritt in Bezug auf die Diskussion um die Achtung vor dem/der anderen, aber juristisch dürfte es wenig bringen.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    An den US-Militärakademien gibt es das sogenannte Buddie-System. Mindestens einer aus einer festgelegten Gruppe bleibt nüchtern und sorgt dafür, dass kein(e) Mann/Frau verloren geht. Das ist wohl sinnvoller als eine Zustimmung, die im Zweifelsfall immer behauptet werden kann.

  • "Indem man das zugrunde liegende Gesetz einfach ändert. S. Verstoß gegen das Urheberrecht bei uns. Dort wurde die Beweislast schon lange umgedreht.

    Es ist hier keine Frage der Rechtsstaatlichkeit, sondern der Moral und vor allem der Verhältnismäßigkeit."

     

    Okay, da klingt einleuchtend.

  • D
    D.J.

    Vielleicht wichtig zu erwähnen: Die Begrifflichkeit von "Vergewaltigung" in den USA ist für uns teils verwirrend. So gilt in ein einigen Staaten konsensualer Sex zwischen 16/17-Jährigen und 20-Jährigen (in D prinzipiell erlaubt) immer als "rape". Irre, aber wahr.

  • @Linksnormal. Deine Idee ist eine gute, nur das Abstempeln durch die Behörden soll sicherlich ein Scherz sein. Aber ein schriftliches Ja mit Unterschrift unter Vorlage des Führerscheins oder eines anderen Dokuments zum Abgleichen der Unterschrift bevor es zu einer Penetration kommt, ist begrüßenswert und würde sowohl Penetratoren wie Penetrierte absichern.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Holkan:

      Wie gut, daß ich mit Ihnen nicht muß.

    • @Holkan:

      Ist kein Scherz. Ich würde einen Notar als Beglaubigungsinstanz vorschlagen. Sex vor einer*m Dritten ist nochmal sexier als nur dirty Talk vorweg!

    • @Holkan:

      Entschuldigen Sie die Nachfrage: Ist das jetzt Ironie oder ernsthaft gemeint?

      • @BleibKritisch:

        Ironie, aber leider Ausdruck einer berechtigten Angst:

        Wie soll man ein "Ja" letztendlich anders "beweisen"?

        Auch, wenn ich den Gesetzestext nicht genau kenne, so wirkt das ganze wie eine Umkehrung der Beweislast. Und das hebelt den "Rechtsstaat" aus.

        • @aho90:

          Die Ironie ließ sich nicht unbedingt direkt erkennen.

          Mit Rechtsstaatlichkeit hat das primär ga rnicht zu tun. Rechtstaatlichkeit bedeutet, dass ein Staat ausschließlich basierend auf zugrundeliegenden Gesetzen und nicht willkürlich handeln darf. Hier wäre eher der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gefordert, welcher m.E. eklatant verletzt wird.

          • @BleibKritisch:

            "Rechtstaatlichkeit bedeutet, dass ein Staat ausschließlich basierend auf zugrundeliegenden Gesetzen und nicht willkürlich handeln darf."

             

            Inwiefern ist es nicht willkürlich, dass nur für ein einziges Verbrechen die Beweislast umgekehrt werden soll, obwohl sie bei anderen weiterhin so besteht, wie sie ist?

            • @aho90:

              The Land of the free. 50 Mio. Menschen abhängig von Essensmarken. Seit 2008 in manchen Regionen Zelt und Caravanstädte soweit da Auge reicht. Mind. 30.000 Tote pro Jahr durch Schusswaffengebrauch. Quasi "killed by frindly fire". Kürzlich wurde ein Ausbilder von einer elfjährigen "aus versehen" mit einer UZI erschossen, da es für viele Amerikaner eben normal ist, bereits ihre Kleinkinder mit vollautomatischen Kriegswaffen "spielen" zu lassen.

              @TAZ Redaktion: Eine Bewertung eines Juristen zu diesem m.E. doch ziemlich kruden Gesetz auf formelle und materielle Praktik wäre interessant, anstatt im vorauseilenden Gendergehorsam gleich ein Loblied darauf zu singen.

              Wie schwierig die Bewertung dieses Themenkomplexes ist, kann man hierzulande sehr gut an Beispielen wie Kachelmann oder der zu Unrecht verurteilte und jahrelang inhaftiert Horst A. sehen.

               

              Indem man das zugrunde liegende Gesetz einfach ändert. S. Verstoß gegen das Urheberrecht bei uns. Dort wurde die Beweislast schon lange umgedreht.

              Es ist hier keine Frage der Rechtsstaatlichkeit, sondern der Moral und vor allem der Verhältnismäßigkeit. Der Artikel unterstellt, dass jede 5. Studentin bereits vergewaltigt oder sexuell belästigt wurde. Also ist entweder jeder 5 amerikanische, männliche Student ein potenzieller Triebtäter oder die ganze Sache ist ideologisch motiviert.

              In Deutschland gab es 2013 auf 100.000 Einwohner lt. Polizei 9,2 Vergewaltigungen. Da sowohl die materielle als auch formelle Durchsetzung dieses Gesetzes schlicht kaum durchführbar ist (außer man eleminiert den Grundsatz "in dubi pro reo" Im Zweifel für den Angeklgten, dürfte klar sein, woher die Motivation zu diesem Gesetz stammt.

              • @BleibKritisch:

                ups. das sollten eigentlich zwei getrennte Beiträge werden...

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Mündliche Zustimmung reicht hier nicht aus, denn hinterher kann jeder alles behaupten oder leugnen. Es muß ein Vertragswerk ausgearbeitet werden, damit jeder sexuelle Akt schriftlich dokumentiert wird. Der Vertrag ist dann in mehrfacher Ausfertigung parallel bei NSA, FBI, im Pentagon, bei der Vereinigung Fundamentalistischer Christen, bei der Organisation Kluckenhafter Eltern und beim Verein Spießiger Doppelmoralheuchler einzureichen und die schriftliche Genehmigung zum Vollzug des Geschlechtsaktes abzuwarten.

    • D
      D.J.
      @90191 (Profil gelöscht):

      Naja, wenigstens bei diesen Themen verstehen wir uns :D

  • Wenn man alkoholisiert keine wirksame Zustimmung geben kann bedeutet das doch, dass es keinen Sex bei und nach Parties geben kann, da sich sonst auf jeden Fall der Mann magels Einwilligung strafbar macht, oder?

    • @der Kommentator:

      Nicht nur der Mann. Wie Sophokles unter dem andern Artikel zu diesem Thema schon sagte: Im Falle einer Beschuldigung auf jeden Fall auch die andere Seite anzeigen. I.d.R. sind ja beide bzw. alle Beteiligten alkoholisiert. Ein Konsens im Sinne des Gesetzes ist unter diesen Umständen niemals möglich!

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @der Kommentator:

      Am besten Sex ganz verbieten. Durch die Segnungen des technisch-medizinischen Fortschritt ist der sexuelle Akt zur Arterhaltung ohnehin längst obsolet. Sex ist somit nur noch ein hedonistisches Relikt aus barbarischen Zeiten und unwürdig der kapitalistischen Geisteshaltung.

       

      Der moderne Mensch ist da, um zu arbeiten, zu konsumieren und zu töten. Sex hat nicht länger einen Platz in der Gesellschaft.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Blödsinn. Mit Sex lässt sich doch mindestens genauso gut Geld machen, wie mit anderen Sachen!

        Aber eben nicht mit dem schnellen One-Night-Stand, sondern langfristigen Partnerschaften und Ehen, Sex, in den halt von den beteiligten mehr investiert wird, weswegen der ONS natürlich verhindert werden muss. ^.^

        • 9G
          90191 (Profil gelöscht)
          @aho90:

          Dann wäre in Amerika aber die Prostitution nicht verboten.

          • @90191 (Profil gelöscht):

            Sie denken nicht weit genug! Auch die Prostituierte ist nur ein kurzes, billiges Vergüngen.

            Paare hingegen denken an ihre Zukunft und sind meiner Erfahrung nach sehr spendabel, wenn es um eben jene geht.

          • D
            D.J.
            @90191 (Profil gelöscht):

            Dringend notwendige Beschäftigungsmaßnahmen für Polizisten, die aufgrund der zu vernachlässigenden Gewaltkriminalität Frauen und Freiern Fallen stellen, um sie verhaften zu können. Was selbstversändlich die"gehobene" Prostitution nicht tangiert.

  • Sex nur noch nüchtern keine Vergewaltigung? Jedenfalls muss man zu diesem Schluss kommen, wenn davon ausgegangen wird, dass wer betrunken ist oder Drogen genommen hat, keine Einwilligung geben kann. Also bloss keine Flasche Wein vor dem Sex gemeinsam trinken, da damit dann die Einwilligung nichts mehr wert ist und man trotz eindeutigem Ja Gefahr läuft wegen Vergewaltigung angezeigt zu werden. Auch Paare, die gerne vorm Sex einen Joint rauchen, befinden sich schon mit einem Bein im Knast. Da nützt es dann wohl auch nichts, wenn man sich wechselseitig die Einwilligung sogar schriftlich gibt.

    Da unter Drogeneinfluss gegeben ist die Einwilligung ungültig und beide können sich nach Lust und Laune wechselseitig anzeigen.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Wie krank ist doch Amerika.

    • @90191 (Profil gelöscht):

      Warum jetzt speziell? Wegen einer hohen gesellschaftlichen Akzeptanz für sexuelle Gewalt und einer allgemein verbreiteten Kultur des Herunterspielens und Schuld umkehrens, oder wegen der Wahl eines hochgradig uneleganten, wenn auch pragmatischen Ansatzes, etwas dagegen zu tun?

       

      ...nur gut, dass die USA so weit weg sind, sonst hätten wir uns nachher noch unsere tugendhafte Deutsche Leitkultur von diesem turbokapitalistischen Hochglanzfassadenvirus anstecken lassen.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @Schorsch:

        Ich halte Gesellschaften, in denen Sex für gefährlicher gehalten wird als Schußwaffen, für hochgradig gestört.

         

        Die Ansteckung mit dem turbokapitalistischen Hochglanzfassadenvirus ist übrigens schon seit Jahrzehnten manifest.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          zum 1. Absatz) Wo jetzt plötzlich die Schusswaffen herkommen, verstehe ich nicht. Und dann auch noch gleich im direkten Vergleich. Ich habe noch nichts von Background Checks und Magazingrößenbegrenzung (höhö) für Geschlechtsverkehr gehört. Ich versuche hier nicht in Frage zu stellen, dass verschiedene Dinge in der US-amerikanischen Gesellschaft meiner Meinung nach anders laufen sollten, aber die blöde-Amis-Keule impliziert kulturchauvinistische Konzepte, die keiner brauchen kann. Es gibt ein großes Vergewaltigungsproblem an amerikansichen Unis und in der Gesellschaft: haha, die doofen Amis. Dann wird etwas dagegen getan, Vergewaltigern wird es schwerer gemacht: haha, die doofen Amis. Und schon fühlt man sich besser, wunderbar. Klar, bei uns läuft auch nicht alles gut, aber wenigstens sind wir Deutschen nicht so doof wie die doofen Amis.

           

          Ich halte es für sinnvoller, sich über Sachen aufzuregen, die einen selbst betreffen, und deren kulturellen Kontext man versteht.

           

          zum 2. Absatz) Das ist ja der Witz.

          • 9G
            90191 (Profil gelöscht)
            @Schorsch:

            Sie haben gefragt und ich habe geantwortet. Wenn Sie die Antwort ohnehin nicht verstehen, brauchen Sie ja gar nicht erst zu fragen.

        • D
          D.J.
          @90191 (Profil gelöscht):

          Kapitalismus hin oder her. Ich denke, viel hat mit dem Calvinismus zu tun (O.K., der auch viel mit dem Kapitalismus), der Amerika geprägt hat - auch die Nichtcalvinisten betreffend.

          Noch mehr als Luther hat er ja betont, dass der Mensch ohnehin eine extrem schuldhaftes Wesen ist, der ohne Gnade ein Dreck wäre und von vornherein eigentlich die Hölle verdient hätte. Nur mit calvinistischer Prägung kann ich mir auch das seltsame Strafrechtssystem erklären - du kannst bei derselben Tat Pech haben oder Glück - wenn dich die Staatswanwalschaft für einen Deal braucht. Auch eine Art Prädestination.

          • @D.J.:

            Es ist, ähnlich wie in Skandinavien, die "rauschende Hochzeit" zwischen sinnlichkeits-feindlichem Puritanismus und ebenso sinnlichkeits-feindlichem (und vor allem Männer-feindlichem und Heterosexualitäts-feindlichem) verkniffenen, radikalen Feminismus, die sich in diesem einen Punkt offenbar sehr gut ergänzen.

             

            Ganz anders ist da z.B. die Kultur im sinnenfrohen Brasilien, wie man z.B. im "Spiegel" 52/1998 lesen konnte, Zitat:

             

            ______

             

            (...)

             

            Die Debatte der US-Amerikanerinnen über sexuelle Belästigung verfolgen deren brasilianische Schwestern mit Erstaunen. Nicht, daß erzwungener Sex nur ein Kavaliersdelikt wäre: 255 "delegacias femininas", "weibliche Polizeireviere", wurden extra eingerichtet, um den zahlreichen Opfern beizustehen. Noch immer zählen zu den heimlichen Pflichten vieler der 17 Millionen Hausmädchen des südamerikanischen Landes auch ziemlich unheimliche körperliche Dienste am Hausherren.

             

            Doch die Idee, gleich die gesamte Erotik zwischen fremdem Mann und fremder Frau zu verteufeln, ist Brasilianern gleich welchen Geschlechts so fremd wie ein "cafezinho" ohne Zucker. Zwischen den Wasserfällen von Iguaçu und dem Amazonas ist jede Begegnung zwischen Mann und Frau sexualisiert, jeder Blick voll Spannung - im Büro, auf der Straße, am Strand. Schon beim Kauf eines Bustickets knistert es: wenn die Augen des Verkäufers nicht aufhören wollen, den Körper der Kundin zu preisen, während er ihren Wunsch entgegennimmt.

             

            (...)

             

            ______

             

            http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8452685.html

  • Im Grunde ein "alter Hut", bereits im "Spiegel" 20/1994 berichtete Matthias Matussek über die vorgeschriebene Sexualpolitik im Antioch-College in Ohio, Zitat:

     

    ___________

     

    (...)

     

    Jeder Schritt während eines Flirts muß verbalisiert werden. Laut und deutlich. Etwa: "Darf ich meine Hand auf deine Schulter legen?" "Ja, du darfst deine Hand auf meine Schulter legen." Oder: "Ja, du darfst mich auf die Lippen küssen." Die jeweilige Erlaubnis muß laut und präzise geäußert werden. Eine Erlaubnis unter Alkoholeinfluß ist wertlos. Sollte es dennoch zu Intimitäten kommen, ist der Tatbestand der Vergewaltigung erfüllt.

     

    (...)

     

    Tatsächlich ist nun, vier Jahre nach Einrichtung der "Politik", der erste Fall aktenkundig geworden. Der Fall. Über den genauen Tathergang gibt es verschiedene Versionen. Die einen wollen gesehen haben, wie der Täter beim Samstagstanz in der Kantine sein Opfer geküßt hat. Die anderen haben beobachtet, daß er "zu eng getanzt" hat.

     

    Der Delinquent Randy Riess liegt auf seiner dunklen Schlafstube wie ein Gefangener. Er starrt auf die griesige Mattscheibe seines TV.

     

    Er durfte mittlerweile wieder auf den Campus zurückkehren. Tanzsaal und Mädchenunterkünfte allerdings sind für ihn tabu. Zur Zeit absolviert er eine Pflichttherapie für Sextäter. In der Campuszeitung hat er seine Selbstkritik veröffentlicht: "Ich, Randy Riess, bin schuldig geworden . . . Das Vergehen ereignete sich beim Tanzen gegen ein Uhr morgens am Sonntag."

     

    Mildernde Umstände läßt er für sich nicht gelten: "Es geschah ohne ihre ausdrückliche verbale Zustimmung. Ich fühle mich schrecklich." In stets neuen Wendungen wird der Selbstbezichtigungssuada Farbe gegeben. Andere mögen versuchen, ihm zu vergeben, endet der Brief: "Ich arbeite noch daran, mir selbst zu vergeben." Das alles wegen eines Party-Kusses?

     

    (...)

     

    ___________

     

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13684573.html

     

    Schöne neue Welt...

  • "Ja meint Ja" ist ja nichts anderes als "Nein meint Nein". Das Problem ist der Beweis. Wenn Sex verboten ist, es sei denn er wurde erlaubt (wie z.B. ärztliche Behandlungen), dann dreht sich die Beweislast um. Dann muss auf einmal nachgewiesen werden, dass es eine Einwilligung gegeben hat. Wenn dann künftig Studenten mit Zetteln herumlaufen auf der die Studentinnen vorher unterschreiben müssen, so haben die MoralistInnen ihr Ziel erreicht. Es geht ihnen gar nicht um Vergewaltigung sondern darum Sex an den Hochschulen generell einzuschränken. Sex nur nach schriftlicher Einwilligung ist da nur die Vorstufe zu Sex nur in der Ehe.

    • @Velofisch:

      Unsinn - der Unterschied zwischen "Ja meint Ja" und "Nein meint Nein" ist enomr - deswegen ja dieser Vorstoss. "Nein meint Nein" ist x-fach verwendet worden, um Vergewaltigungsanzeigen abzuschmettern, da das Opfer eben nicht "Nein" gesagt hatte (z.B., weil sie zu betrunken war).

  • Finde ich eigentlich nicht schlecht, auch wenn es bedauerlich ist, dass das mit einem Gesetz geregelt werden musste. Es wäre aber relativ naiv, jetzt davon auszugehen, dass das das Problem grundsätzlich löst, bzw. dass es zu weniger Übergriffen kommt... Zum einen weil es einen Vergewaltiger kaum interessiert, ob man jetzt Ja oder Nein gesagt hat, zum anderen, weil so eine weitere Hürde bzw. Hemmschwelle entsteht, eine Person überhaupt anzuzeigen (Person wird verurteilt, fliegt von der Uni etc. ). Es hat sich schon oft gezeigt, dass eine Gesetzesverschärfung hier manchmal sogar kontraproduktiv wirkt, eben gerade, weil Opfer zwar anerkannt werden möchten und es wichtig ist, dass Täter ihre Taten auch eingestehen, aber nicht unbedingt jemandem, den man vllt. sogar näher kennt das Leben kaputtmachen möchte.

    • @Fanta:

      Also erstens sehe ich nicht, wie dieses Gesetz irgendein Problem lösen könnte, zweitens kann ich aber auch nicht nachvollziehen, wieso dadurch die Hemmschwelle, jemanden anzuzeigen, Ihrer Meinung nach steigt.

       

      Ich denke, es ist genau umgekehrt. Siehe Schweden.

  • "Nein heißt Nein" reicht ja wohl völlig.

     

    (Und schon da stellt sich das Problem, wie im Zweifelsfall - wenn also Aussage gegen Aussage steht - dieses Nein eigentlich nachgewiesen werden soll.)

    • @Ella:

      Nein, denn "Nein meint Nein" impliziert, dass alles andere "Ja" meint. "Ja meint Ja" hingegen impliziert, dass alles anderen "Nein" meint. Der Unterschied ist enorm.

  • Ich dachte, an Hochschulen wird studiert und nicht gevögelt? Was also soll das Ganze - liegt bei denen jetzt der Campusbulle unter'm Bett und schreibt mit, solange sie immatrikuliert sind? Und was ist mit Sex zwischen Studenten und Nichtstudenten? Verboten? "Widernatürlich"? Die Gretchenfrage natürlich bleibt: Was zum Teufel geht das die Uni an?

    • @Hans Hunz:

      Sie missverstehen da was - das ist eine Regelung des Staates Kalifornien, der damit die von ihm finanzierten Universitäten zwingen will, sexuellen Missbrauch ernstzunehmen.

      Denn sexuelle Übergriffe auf dem Campus sollten die Universitäten sehr wohl etwas angehen, aber die meisten schauen lieber weg.

  • D
    D.J.

    Zunächst scheint es oft ein Problem einer weit verbreiteter repressiver Atmosphäre in US-Elternhäusern zu sein, dass die Studenten/Studentinnen, erstmals weg, die Sau rauslassen wollen.

    Würde mich allerdings nicht wundern, wenn irgenwann wer auch in D auf solche wunderliche Einfälle kommt.

    Es gab nämlich in der gesamten Menschheitsgeschichte höchst selten eine solche Tendenz Verkomplizierung von Sexualität. Ja, inklusive Mittelalter. Da haben die Pfaffen geredet, aber damals hat man meist nur milde darüber gelächelt.

    • @D.J.:

      Da wurde die frisch vermählte Frau auch in der Hochzeitsnacht vom Lehnsherrn gevögelt und nicht vom Ehemann.

      • D
        D.J.
        @schnippschnapp:

        Wir schweifen zwar ab, aber das "Herrenrecht der ersten Nacht" ist ebenso eine Legende, die im späten 18./19. Jh. enstanden ist, wie der angebliche Glaube an die Erde als Scheibe.Aber Sie erinnern mich daran, dass ich dringend mal ein Buch über hartnäckige Mittelaltermythen schreiben möchte.

        • D
          D.J.
          @D.J.:

          P.S.: Die Strafen für Vergewaltigung waren im Mittelalter übrigens teils extrem, zumindest in der Rechtheorie (in der Rechtspraxis wurde insgesamt weit seltener hingerichte als man gemeinhin denkt).

    • @D.J.:

      Klar, die Frau nicht nach ihrer Einwilligung zum Geschlechtsverkehr fragen zu müssen, ist schon deutlich unkomplizierter. Aber seit 1992 Vergewaltigung auch in der Ehe illegal wurde, hat sich alles so verdammt verkompliziert.

      • D
        D.J.
        @BigRed:

        Zur Verständnishilfe ein Zitat:

        "Wer etwa betrunken ist ... kann dem Gesetz zufolge keine Einwilligung geben."

         

        What the f... hat das mit Vergewaltigung in der Ehe zu tun?

      • D
        D.J.
        @BigRed:

        Haben Sie den Artikel gelesen? Haben Sie verstanden, worum es geht? Offensichtlich nicht. Aber warum schreiben Sie dann Kommentare?

        • @D.J.:

          Ah, ich bitte um Entschuldigung, dass ich meinen Kommentar verknappte und deswegen Denkleistung von Ihnen verlangte. Dann also ausführlich:

           

          Dieses Gesetz verlangt explizite Zustimmung zum Geschlechtsverkehr, was sie als "Verkomplizierung" wahrnehmen. Ihnen wäre es lieber, wenn man mit impliziter Zustimmung argumentieren könne, dass es sich nicht um Vergewaltigung handelte. Das hatten wir in Europe eine Zeitlang: bei einer verheirateten Frau wurde davon ausgegangen, dass sie mit der Eheschliessung implizit ihre Zustimmung zum Geschlechtsverkehr gegeben hatte - Vergewaltigung in der Ehe war definitionsgemäss unmöglich. "Verkomplizierung", richtig?

  • Ist so etwas nicht normales Verhalten - zuerst zu fragen? ...und wie kann man das "ja" notfalls nachweisen? ..Muss man dann vor Zeugen ernsthaft fragen oder es aufnehmen?

     

    Mir scheint, unserer westlichen Kultur geht derzeit etwas sehr Wichtiges verloren - das Aussenden und das Verstehen nonverbaler Signale, die nicht misszuverstehen sind. Es liegt an den Eltern und Erziehenden, der jeweiligen Folgegeneration durch Respekt aber auch eigenes Vorbild die Sensibilität zu vermitteln, die Vertrauen und Bereitschaft zu Intimitäten zur Folge haben können. Und auch den Respekt vor einer negativen Entscheidung. Auch Frauen müssen diese Sprache beherrschen.

    • @noevil:

      Ich sehe es wie Sie. Wobei ich auch nicht verstehe, wo der Mehrwert der Neuregelung liegen soll. Wenn eine Frau sich wehrt oder zu betrunken ist, sich zu wehren oder überhaupt noch zu entscheiden, ist der Sexualverkehr schon heute "gegen ihren Willen" und damit strafbar, in Deutschland als Vergewaltigug bzw. Missbrauch Widerstandsunfähiger, wie es in Kalifornien heißt, weiß ich nicht. Die Frage ist also durchaus, was das "Ja" noch zusätzlich bewirken soll, zumal es ja auch "nonverbal" geäußert werden kann.

      Meist werden die beiden auch allein sein, so dass die einzige Hilfe, die das Gesetz böte (im Zweifel für das Opfer), letztlich wenig Wert hat. Der Täter kann einfach behaupten, das Opfer habe doch ja gesagt und die Situation ist völlig unverändert zur jetzigen Lage. Die Unschuldsvermutung will man sicher in Kalifornien auch nicht abschaffen. Und man wird auch nicht verlangen können, dass Paare zukünftig vor jedem sex. Kontakt einen schriftliche Vereinbarung aufsetzen oder der Mann auf Video die Zustimmung der Frau aufnimmt, hoffe ich. Damit er sich im Zweifel entlasten kann.....

      Also: wo ist der Mehrwert?

    • @noevil:

      Ähm nein, das "Verstehen nonverbaler Signale" geht nicht "gerade" verloren. Vergewaltigung hat, nicht nur in unserer westlichen Kultur, eine lange Tradition und die nonverbalen Signale werden durchaus verstanden - sie werden schlicht ignoriert und bislang kamen Vergewaltiger damit auch gut durch.

  • Ausgelassene Partys ohne Sex? Weswegen macht man denn dann die Partys?

    • @MussManNichtWissen:

      Sagt doch kein Mensch, dass kein Sex mehr stattfinden soll. Nur eindeutig einvernehmlich soll er sein.

      • @BigRed:

        Nee, er hat schon Recht. Den wie soll er einvernehmlich sein, wenn Alkoholisierung die Einwilligungsfähigkeit ausschließt? Da bringt ihm sogar die Unterschrift nichts. Das Gesetz verbietet effektiv Sex in Zusammenhang mit Partys und ist einfach nur restriktive Sexualmoral

        • @der Kommentator:

          Gott, Ihnen ist auch kein Strohmann zu schade, oder?

          OK: 1) Party bedeutet nicht automatisch Drogenkonsum, 2) Alkoholkonsum bedeutet nicht automatisch betrunken, und vor allem 3) "Ja meint Ja" bedeutet nicht automatisch, dass man Stress kriegt, wenn man betrunken vögelt - es bedeutet allerdings, dass man NICHT behaupten kann, es sei doch alles einvernehmlich gewesen, wenn der Partner oder die Partnerin einen sexuellen Übergriff anzeigt. Insofern sollte man sich lieber sicher sein, dass man Einwilligung hat - ein halbweggetretenes "hmm,hmm" reicht nicht mehr.

    • @MussManNichtWissen:

      Sie gehen also nur auf Partys, um voll alkoholisierte Frauen abzuschleppen?

      • @imtiefenrausch1968:

        Sie setzen also "ausgelassen = alkoholisiert"? Armer Kerl :-))

      • @imtiefenrausch1968:

        Inwiefern der Beitrag von Mussmannichtwissen inhaltlich zur Debatte beiträgt ist vielleicht ein anderes Thema - ihre Folgefrage darauf ist aber in jedem Fall unnötig. Sie könnten ja auch genauso Fragen: "Sie gehen also nur auf ausgelassene Partys um Unterhaltungen zu führen an die Sie sich vor lauter Drogen und Alkohol (der Ausgelassenheit wegen) am nächsten Tag nicht mehr erinnern" oder "Sie gehen also nur auf Partys, um sich zu betrinken und dann abschleppen zu lassen?" (Eine Spezifizierung in Bezug auf das Geschlecht, lasse ich weg, da ich diesen Fehler nicht mal in einem Beispiel anbringen möchte)

    • @MussManNichtWissen:

      Saufen, Junge ;)