KI-Gipfel mit JD Vance: Angst vor der Intelligenzbremse
Schöne Worte, schmutzige Tricks: Während die KI-Welt auf Tempo setzt, drohen Nutzerinteressen unterzugehen.
E thisch, offen, inklusiv, nachhaltig, vertrauenswürdig – es sind schöne Attribute, die in der Abschlusserklärung des zu Ende gegangenen KI-Gipfels in Paris genannt werden. Schöne und richtige. Doch momentan geht es in Sachen künstliche Intelligenz global gesehen leider in eine andere Richtung. Eine, die der US-Vize JD Vance bei seinem recht aggressiven Gipfel-Auftritt zusammengefasst so skizzierte: nationale Wirtschaft first, bloß nicht bremsen, bloß nicht regulieren, gerne fördern.
Wie dadurch Vertrauen in die Technologie geschaffen werden soll, bleibt sein Geheimnis. Ebenso, wie er das den Urheber:innen von Fotos, Videos, Texten und Bildern erklärt, die KI-Unternehmen gerne als kostenloses Datenfutter für das Training ihrer Modelle nutzen. Ist das nicht schon Wirtschaft genug?
Das Problem ist: Auch in Europa hat die Fraktion derer, die über die Markteinführung neuer KI-Anwendungen erst mal nachdenken und dafür vielleicht ein paar Regeln formulieren wollen, einen zunehmend schweren Stand. Das liegt vor allem daran, dass die USA jüngst mit Milliardeninvestitionszusagen der Industrie gezeigt haben, wie wichtig ihnen das Thema ist. Und dass China mit seinem neuen, leistungsfähigen Modell DeepSeek gezeigt hat, dass die Volksrepublik ebenfalls mitzieht beim internationalen Wettbewerb.
Doch in der Debatte darum, was der Entwicklung und der Wirtschaft schaden oder nützen könnte, fehlt etwas: der Blick auf die Nutzer:innen. Die Nutzer:innen, die das chinesische Tool DeepSeek verwenden, das bei Fragen nach Tiananmen, den Uiguren oder der chinesischen Regierung blockt; die von dem aggressiven Tiktok-Algorithmus eingesogen werden; die sich damit herumschlagen müssen, dass ein KI-Chatbot eines Unternehmens sinnlose Antworten gibt; die betroffen sind, wenn Behörden sie mithilfe von KI überwachen.
Ja, die EU-Regulierung der KI, der AI Act, adressiert diese Themen. Aber das wird nicht reichen. Denn die Technologie wird sich wandeln. Und dann braucht es mehr als schön klingende Worte.
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