Justiz in Russland: 12 Jahre Straflager für 51 Dollar
Eine russisch-US-amerikanische Staatsbürgerin wird wegen Verrats zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Sie hatte einer ukrainischen Stiftung Geld überwiesen.

Vorsitzender Richter des Verfahrens war Andrei Mineew – derselbe Mann, der den US-amerikanischen Reporter und Mitarbeiter des Wall Street Journals Evan Gershkovich im Juli 2024 wegen Spionage zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt hatte. Am 1. August 2024 kam Gershkovich im Rahmen eines größeren Gefangenenaustauschs frei.
Ksenia Chawana stammt aus Jekaterinburg, dort ging sie zur Schule und schloss 2013 ein Studium ab. Ihren Einträgen in den Sozialen Netzwerken ist zu entnehmen, dass sie 2021 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt und einen US-Amerikaner heiratete. In den letzten Jahren lebte sie in Los Angeles.
Anfang 2024 reiste die 33-jährige nach Russland, um dort Verwandte zu besuchen. Am 27. Januar 2024 wurde sie in Jekaterinburg von Streifenpolizisten festgenommen und sie 14 Tagen Haft verurteilt. Der Vorwurf lautete auf „geringfügiges Rowdytum“ – Chawana soll geflucht haben. Sie selbst stritt das ab.
Strafverfahren eröffnet
Nach Ablauf dieser Zeit wurde sie jedoch nicht auf freiem Fuß gesetzt. Stattdessen wurden ein Strafverfahren wegen Staatsverrats eröffnet sowie die Internierung um zwei Monate verlängert.
Laut des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB soll Chawana am 24. Februar 2022 von ihrem amerikanischen Konto einen Betrag in Höhe von 51 US-Dollar an die ukrainische Stiftung „Razom for Ukraine“ überwiesen haben. Die Stiftung, die in den USA lebende Ukrainer*innen gegründet haben, schickt finanzielle Hilfen in die Ukraine, die unter anderem für die Beschaffung von Medizinartikeln, Ausrüstung, Waffen und Munition verwendet werden. Zudem soll sich Chawana an Aktionen zur Unterstützung der Ukraine beteiligt haben.
Laut ihres Anwalts Michail Muschailow habe der FSB entsprechende Informationen bezüglich der Überweisung nach der Beschlagnahme von Chawanas Telefon erhalten, das „mit technischen Mitteln“ geöffnet worden sei. Muschailow will jetzt Teile des Urteilsspruch anfechten.
Im Februar 2024 hatte die Stiftung „Razom for Ukraine“ eine Erklärung ihrer Gründerin Dora Chomiak im Zusammenhang mit der Verhaftung Chawanas. Darin forderte sie die US-Behörden auf, „weiterhin alles zu tun, um von Wladimir Putin die Freilassung aller zu Unrecht in Russland Inhaftierten zu fordern“. Die Aktivitäten der Stiftung stünden im Einklang mit deren gemeinnützigem Zweck und gesetzlichen Verpflichtungen. Man konzentriere sich auf humanitäre Hilfe, Katastrophenhilfe und Bildung.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links