Jennifer Lopez und das Älterwerden: J.Lo, 50, hot
Die ganze Woche mussten Frauen weltweit sich anhören, wie toll Jennifer Lopez mit 50 aussieht. Und da soll man gelassen dem Alter entgegensehen?
V orige Woche war ich in einem Laden in Berlin, um mir eine Brille zu kaufen, und es kam zu einer etwas eigenartigen Situation. Der äußerst motivierte Verkäufer wollte mir ein Kundenkonto anlegen und brauchte dafür meine Daten. Name? Adresse? Und dann fing er an zu kichern und schob mir ganz geheimnistuerisch seinen Laptop hin: Ich sollte bitte mein Geburtsdatum eingeben. Das sei „bei Frauen ja immer so eine Sache“. Und dann drehte er sich tatsächlich weg, als würde ich da meinen Bankkarten-PIN angeben.
Als ich den Laden längst verlassen hatte, dachte ich immer noch darüber nach. Was für ein Affentheater. Und als dann am Sonntag Jennifer Lopez in der Halbzeitshow des Super Bowl der National Football League aufgetreten war und ab Montag alle anfingen darüber zu reden, wie toll sie ja noch aussehe als Fünfzigjährige, dachte ich wieder drüber nach. Waren wir nicht schon mal weiter? Die Antwort war leicht: Nein.
Denn über die atemberaubende Halbzeitshow von J.Lo, die schon mehr mit Hochleistungssport zu tun hatte als mit Singen, wurden diese Woche ganz schön viele Artikel geschrieben. Einige davon erklärten einigermaßen beiläufig, Jennifer Lopez habe das „neue 50“ definiert. Andere rätselten derweil, welche Kosmetikmittelchen man wohl brauche, um mit 50 Jahren überhaupt noch so aussehen zu können.
Wie überrascht all diese Menschen offenbar waren, zeigt ziemlich gut, wie Altersdiskriminierung funktioniert. Lopez entspricht nicht dem konstruierten gesellschaftlichen Bild von 50-jährigen Frauen. Ein Bild, das natürlich schon von vornherein falsch ist. Und das dafür sorgt, dass sich manche Menschen mit dem Alter weniger wertvoll fühlen. Während viele Männer mit 50 in ein Alter kommen, in dem sie die bestbezahlten Jobs der Welt ergattern oder Länder regieren, fühlen sich alle anderen „abgehalftert“; als würden sie aussortiert.
Diesen gesellschaftlichen Druck erleben und sich dabei nicht obendrein schlecht fühlen, weil man nicht so aussieht wie J.Lo? Einfacher gesagt als getan. Aber es hilft, im Kopf zu behalten, dass Menschen wie Jennifer Lopez buchstäblich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie durch viel Training, Regeln, Hilfe, Arbeit und Disziplin ein konstruiertes Schönheitsideal verkörpern. Ein Ideal, dem der Großteil der Menschheit sowieso niemals entsprechen wird.
Daran zu denken hilft vielleicht auch dabei, sich dem Affentheater zu entziehen. Und das eigene Alter in die Welt zu schreien.
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