James Bond: Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
Unser Autor wünscht sich einen neuen, klassischen Bond. Seit die Techno-Fascho-Milliardäre durchdrehen, wähnt er sich hier auf der richtigen Seite.
D a es sonst niemand tut, frag ich halt selber: Was wünsch ich mir denn zu Weihnachten? Also, Weltfrieden, klar, und irgendwas mit Klima. Vor allem aber wünsch ich mir einen neuen James-Bond-Film. Seit Daniel Craig sich heroisch ins Flammeninferno gestellt hat, ist der Job ja frei. Und ich will endlich wieder einen ganz simplen, coolen James Bond haben. Schluss mit der jammervollen Empfindsamkeit und den nagenden Selbstzweifeln. Sensibel bin ich schließlich selber, da brauch ich keinen sexy Muskelprotz im Kino, der sogar noch die emotionale Verletzlichkeit geiler hinbekommt als ich. Wer war denn je in die melancholische Persönlichkeit von 007 verliebt? Eben.
Lange war mir der Bond-Crush ein bisschen unangenehm. Kritische Männlichkeit, Windkraft, Hafermilch und so weiter. Aber seit offensichtlich geworden ist, dass diese ganzen Techno-Fascho-Milliardäre sich Spectre und Blofeld zum Vorbild genommen haben, denke ich mir doch: Scheiß drauf, wenigstens identifiziere ich mich mit der richtigen Seite. Sie wissen schon, da, wo den Witwen und Waisen Gerechtigkeit widerfährt und wo es in schnellen Autos Schleudersitze gibt. Am wichtigsten aber: Es ist die Seite, die größenwahnsinnige Milliardäre lächelnd in der Pfeife raucht. Oder meinetwegen in der E-Zigarette vaped.
Ich komme ja aus einer Generation, die Microsoft-Gründer Bill Gates für die Wiederkehr des Leibhaftigen hielt. Ok, das mit den Chip-Impfungen war als Vorwurf ein bisschen übertrieben, aber auch nur knapp. Ich mein, kennen Sie Karl, die manische Büroklammer? Das war so eine Art Copilot, nur mit einem Tausendstel Promille des Strombedarfs zeitgenössischer KI-Anwendungen. Für die übrigens Microsoft jetzt Atomkraft nutzen will. Auf Gates Shopping-Liste steht ausgerechnet Three Mile Island.
Für die Jüngeren unter uns: Three Mile war 1979 Schauplatz des bislang schwersten Atomunfalls der US-Geschichte. 1-a-Bond-Kulisse. Die britische Royal Society of Chemistry klagte mal, dass die Bond-Filme der Atomkraft einen schlechten Ruf eingebracht hätten. Ja, klar, die Filme waren das. Und Gudrun Pausewang, die uns mit ihrer Panikprosa in die Arme der Solarlobby getrieben hat. Und jetzt heulen wir wegen der Dunkelflaute rum. Es ist Weihnachten, verdammt, mach halt ne Kerze an.
„Elon, wann geht unser Flug zum Mars?“
Ach ja, immer schön beim Thema bleiben: Der Geist der vergangenen Weihnacht führt uns nach Tschernobyl, genauso der Geist der heutigen, mitten ins Kriegsgebiet halt; und der Geist der künftigen Weihnacht zeigt uns eine komplett verstrahlte Trümmerlandschaft. War das nun Putin oder doch Karl Klammer? Aber der Geist sagt nix und Bill Gates lächelt gelassen: „Hauptsache, alle geimpft! Elon, wann geht unser Flug zum Mars?“ Wo ist 007, wenn man ihn mal braucht?
Ach und am Anfang, das war'n Scherz. Daniel Craig: bester lebender Bond-Darsteller, ich schwör! Am Ende von „Keine Zeit zu sterben“ hab ich geweint – wie so ein richtiger Mann. Bloß weniger Bizeps.
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