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Jamel in Mecklenburg-VorpommernEin nationalsozialistisches Musterdorf

In der Nacht auf Donnerstag ist die Scheune der Lohmeyers abgebrannt – der letzten Familie, die in dem braunen Ort gegen Nazis kämpft.

Die Scheune der Lohmeyers Foto: dpa

Hamburg taz | Für die Angreifer war der Anschlag ein Erfolg: In der Nacht zum Donnerstag brannte die Scheune des alten Forsthauses in Jamel vollständig nieder. Sie gehört Birgit und Horst Lohmeyer, einem Künstlerehepaar, das seit Jahren in der kleinen mecklenburg-vorpommernschen Gemeinde gegen Rechtsextremismus kämpft. Sie sind die Letzten, die dort diesen Kampf wagen.

„Wir hatten Glück“, sagt Birgit Lohmeyer der taz. Wäre der Wind stärker gewesen, hätten Funken das knapp sechs Meter entfernte Wohnhaus erreicht. Birgit Lohmeyer ist sicher: „Der Brand hat einen rechtsextremen Hintergrund.“ Ein Urlaubsgast der Lohmeyers will kurz vor dem Feuer eine unbekannte Person auf dem Anwesen bemerkt haben. Auch die Polizei glaubt an Brandstiftung, der Staatsschutz ermittelt. Denn es ist nicht der erste Angriff auf die Lohmeyers. Sie wurden angepöbelt, bedroht, verfolgt. „Der Brand“, sagt Birgit Lohmeyer, „ist aber etwas Neues. Dieses Mal ging es um Leib und Leben.“

Jamel liegt zwischen Wismar und Grevesmühlen und wird von Rechtsextremen um den ehemaligen NPD-Kader Sven Krüger dominiert. In der Ortsmitte stand bis 2011 ein Finkelstein mit der Aufschrift „Dorfgemeinschaft Jamel – frei – sozial – national“, ein Wegweiser schilderte den Weg nach Braunau aus, der Geburtsstadt Hitlers. Fast alle Häuser reihen sich entlang einer einzigen Straße, am Ende das der Lohmeyers. Es steht auf einem 7.500 Quadratmeter großen Parkgrundstück mit alten Bäumen und Obstwiesen.

Schon bei der Anfahrt über die schmale Dorfstraße konnte die Feuerwehr die Flammen sehen, die von der Fachwerkscheune aufstiegen. Das Wohnhaus kühlte sie mit Wasser ab, Fenster zerbrachen. „Die ganze Nacht waren wir wach. Zum Nachdenken sind wir noch nicht gekommen“, sagt Birgit Lohmeyer mit fester Stimme. Sie wirkt gefasst. „Der Schock kommt wohl später.“

Rechtsextreme in sieben von zehn Häusern

2004 zog das Ehepaar – sie Autorin, er Musiker – nach Jamel. Sie wussten, worauf sie sich einließen, dass von den zehn Häusern im Ort sieben von Rechtsextremen bewohnt waren.

Seit 2007 richten sie jedes Jahr ein Open-Air-Festival aus: „Rock den Förster“. 2010 drangen Rechtsextreme auf das Gelände, verletzten einen Besucher. „Wir haben hier das Glück, sozusagen, dieses nationalsozialistische Musterdorf vor der Haustür zu haben, was wir den Menschen zeigen können und sagen können: Da geht es hin, wenn wir nicht aufpassen.“

Der Weg zum „nationalsozialistischen Musterdorf“ begann vor rund 25 Jahren. Ostern 1992 feierten über 120 Rechte im Haus von Sven Krüger Hitlers Geburtstag. „Heute räuchern wir euch aus“, drohten sie Nachbarn. Deren Hühner wurden auf dem Gartenzaun aufgespießt. Der damalige Bürgermeister der Gemeinde Gägelow, Fritz Kalf (SPD), musste sein Haus mit zwei Bekannten und einer Schrotflinte schützen, als die Rechtsextremen es angriffen und Fenster, Türen und ein Auto zerstörten. Die Familie zog weg.

1996 brannte ein Haus, 2003 ein anderes. Vor Ort soll Krüger, der auch wegen schwerer Körperverletzung verurteilt wurde, mehrere Häuser für Kameraden gekauft haben. In Jamel startete er seine Karriere als Abrissunternehmer. Das Logo seiner Firma ziert der Spruch: „Jungs fürs Grobe“. Ein Mann mit einem Hammer zerschlägt etwas, das einem Davidstern gleicht. In Grevesmühlen kaufte er ein weiteres Gebäude für rechtsextreme Gruppen. Die NPD hat dort ein Bürgerbüro.

Ausgezeichnet für Zivilcourage

2011 verurteilte das Landgericht Schwerin Krüger wegen gewerbsmäßiger Hehlerei und illegalem Waffenbesitz zu vier Jahren und drei Monaten Haft. Vor der Verurteilung gab er sein Amt im NPD-Landesvorstand und sein Mandat im Kreistag Nordwestmecklenburg ab. Die Szene blieb ihm treu. 2012 erschien eine Soli-CD für ihn und seine Familie: „Jamel scheißt auf den Förster“.

Die Lohmeyers haben viele Preise erhalten. Jedes Mal folgten Drohungen. Vor Kurzem wurde bekannt, dass sie wieder ausgezeichnet werden sollen, mit dem mit 10.000 Euro dotierten Georg-Leber-Preis für Zivilcourage. Horst Lohmeyer glaubt, dass das der Grund für den neuen Brand ist. Beim nächsten „Rock den Förster“ am 28. und 29. August soll der Preis übergeben werden. Die Lohmeyers freuen sich darauf.

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43 Kommentare

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  • Ihr habt ja auf meine Veranlassung den ersten Kommentar zu diesem Beitrag gelöscht. Dieser war kriminell rassistisch und menschenfeindlich ausgerichtet.

     

    Die Tatsache jedoch, daß sich in der ehemaligen DDR und auch hier im Westen immer mehr Kommunen zu ausländerfeindlichen und nazifreundlichen Regionen entwickeln, wirft ein erbärmliches Bild auf den Geisteszustand vieler Deutscher. Mittlerweile schäme ich mich dafür, ein Deutscher zu sein!

     

    Es beginnt ja damit, daß in einer Stellungnahme zum Thema "Flüchtlinge, Asylanten" viele Menschen heuchlerisch antworten mit "Ich habe nichts gegen Ausländer oder Flüchtlinge, aber ...."

     

    Hinter der Abwehrhaltung gegen Ausländer und Andersartige eines großen Anteils unserer Gesellschaft steckt m. E. der nur verdrängte und nicht verarbeitete Rassismus oder zumindest die Unfähigkeit zu vorurteilsfreiem Denken.

     

    Wer angesichts der nicht zu leugnenden Mitschuld Deutschland und sämtlicher reichen westlichen Staaten hinsichtlich der Ursachen der Flüchtlingsproblematik sich abschottet oder sogar diskriminierend tätig wird, ist verachtenswürdig. Wer das tut, egal ob Politiker, Medien oder Privatperson versündigt sich nicht nur gegen sämtliche Menschenrechte sondern auch gegen jegliche grundsätzliche christliche Positionen.

     

    Wir brauchen keine Heuchler, sondern wir benötigen ehrliche mitfühlende Menschen. Für diese ist die Situation eindeutig: Wir leben schon lange über unsere Verhältnisse und verschenken unseren Überfluß nicht an die Notleidenden sondern and die Banken, Konzerne und andere Schmarotzer.

     

    Wann machen wir endlich Schluß mit diesem ungeheuerlichen Mißstand?

    • @Peter A. Weber:

      Wer hier nun der Rassist ist und nicht zu "vorurteilsfreiem Denken" in der Lage ist durchaus strittig.

      Darüber hinaus gibt es gute - zumindest diskussionswürdige - Gründe diese angeblich "nicht zu leugnenden Mitschuld Deutschland und sämtlicher reichen westlichen Staaten hinsichtlich der Ursachen der Flüchtlingsproblematik" rundweg zu bestreiten.

      Ob irgend jemand wirklich über seine Verhältnisse lebt ist auch fraglich.

       

      Im übrigen frage ich mich wann Sie zuletzt in einer Kirche waren oder mal gebetet haben (bezüglich ihres Hinweise auf christliche Positionen).

       

      Angesichts der offensichtlichen Zusammenbruchs der geordneten Einwanderung nach Europa sich so über Menschen zu erheben wie Sie das machen überschreitet die Grenzen der Bigotterie

      • @Werner W.:

        Sagen Sie mal, wo leben Sie denn?

  • Ob die Jameler Nazis wissen, dass ihr völkisches Nest einen arabischen Jungennamen trägt.

    • @lions:

      Nicht ganz. Wikipedia meint, der Name Jamel wäre slawischen Ursprungs. ( https://de.wikipedia.org/wiki/Jamel_%28G%C3%A4gelow%29 )

       

      "Leipzig" ja z.B. auch. Werden die Wenden und Sorben gewesen sein, bevor Karl der Große die bekriegt und germanisiert hat. Aber interessante Idee! :)

      • @Seeräuberjens:

        Jamel ( andere Form Jamal) ist mW. arabisch und bedeutet der Schöne und ich denke, wir haben beide recht. Mir fällt spontan der Fotograph Jamel

        Shabazz ein.

        • @lions:

          Wir haben beide Recht. :-)

           

          Und daß das Dorf Jamel ursprünglich jedenfalls nicht germanisch ist, macht es für die Nazis ja nicht besser.

          • 2G
            23879 (Profil gelöscht)
            @Seeräuberjens:

            Die "deutsche" Bevölkerung zwischen Elbe-Saale-Linie und Oder/Neiße hat zur Hälfte westslawische Vorfahren. Die einst dort ansässigen westslawischen Stämme wurden nämlich assimiliert (siehe mittelalterliche deutsche Ostsiedlung und Germania Slavica). Das sollten sich die nationalsozialistisch-teutonischen Mustergermanen in Jamel mal hinter die Ohren schreiben.

          • @Seeräuberjens:

            And last but not least, wenn auch abgewandelt: Jamal, die Heimat der sibir. Nenzen bedeutet in ihrer Sprache "das Ende der Welt". Passt doch, oder ?

            • @lions:

              "Jedem Zauber wohnt ein Ende inne" (frei nach Hermann Hesse)

          • @Seeräuberjens:

            Nun, es ist nicht anzunehmen, daß die Nazis das überhaupt interessiert. Die haben wichtigere Pläne. In zehn, zwanzig Jahren wird man sehen.

  • Wenn es ein Spendenkonto gibt, entrichten wir einen Beitrag, und Lohmeyers können ihre Scheune wieder aufbauen.

    Jamel ist seit langem bekannt.

    siehe auch der Beitrag von Andreas Förster im Freitag Nr. 33:

     

    Förster, Andreas, 2015, Siedler auf befreiter Scholle. Braungrün. Die neuen Nachbarn halten kleine Dörfer am Leben, sie sind ökologisch – und streng national und antisemitisch, in: der Freitag Nr. 33, S. 3 print only - kaufen!

    Beispiele Klabern und Jamel in Mecklenburg, Wibbese im Wendland,

    Koppelow und Lalendorf.

     

    Diese Lebensborn-Praktiker sehen sich als sehr modern und handwerksorientiert - gegen das Finanzkapital.

     

    Eine neue Studie der Amadeu-Antonio-Stiftung: „Völkische Siedler im ländlichen Raum“. http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/voelkische-siedler/

  • Wär doch schön, wenn Staatsanwaltschaft und Polizei endlich mal ihre Arbeit machen würden. Wenn der Staat in Meckpomm schon gegen einen Haufen wild gewordener Steinzeitmenschen handlungsunfähig ist, darf er sich doch nicht wundern, dass die braune Brut ihr eigenes Ding macht.

  • Meinen Respekt haben Sie, Birgit und Horst Lohmeyer! Wie halten Sie das dort und dazu sehr bewusst aus?

     

    Ich hätte nicht den Mut dazu, in so ein "bekanntes" Dorf zu ziehen.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Wäre das nicht ein Einstiegsprojekt für den neuen Generalbundesanwalt Frank: Rechte Straftaten. Brandstiftungen auf Andersdenkende, Übergriffe auf Asylantenheime ...

    Er hätte genug zu tun. Er könnte auch bei dieser Regierung darum werben, daß Gesetze gegen Rechtsradikale erlassen werden. Es gibt in Deutschland mehrere Millionen Rechtsradikale.

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Das Recht, den neuen Generalbundesanwalt zu ernennen liegt derzeit bei der CDU. Meinen sie nicht, das wäre etwas zu viel erwartet?

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Lesen Sie mal die Verfassungsschutzberichte der letzten Jahre. Daraus geht klar hervor, daß der Islamismus - trotz jährlich nahezu Null islamistisch motivierter Straftaten - angeblich die größte Bedrohung für Schland darstellt, während die 20.000 Nazi-Straftaten als vergleichsweise unbedeutend eingestuft werden.

       

      Jetzt wissen Sie, worum sich ein doitscher Generalbundesanwalt zu kümmern hat.

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Nein, ich verstehe Ihre Antwort nicht. Ich weiß auch, wie Sie, daß hierzulande rechtsextreme Straftaten im Gegensatz zu islamistisch motivierten Straftaten in dem von Ihnen genannten Verhältnis stehen. Aber das kann doch kein Grund sein, nicht endlich einen Brandstifter, der ein Asylheime anzündet, wegen Mord oder versuchten Mordes zu bestrafen. Daß ein deutscher Generalbundesanwalt sich dafür aus politischen Gründen bisher vorsichtshalber nicht interessiert hat, darf doch kein Grund sein, daß das so bleiben kann. Ein Generalbundesanwalt hat sich nach meiner Meinung dafür einzusetzen, daß alle Straftaten in Deutschland geahndet werden, die der Linksorientierten und die der Rechtsorientierten. Wie ich geschrieben habe, hätte dieser Mensch ein immenses Pensum im Bereich des Rechtsradikalismus zu bewältigen.

        • @4932 (Profil gelöscht):

          Sie haben offenbar nicht gemerkt, daß "Jetzt wissen Sie, worum sich ein doitscher Generalbundesanwalt zu kümmern hat." ironisch gemeint ist.

           

          Natürlich teile ich Ihre Ansicht voll und ganz.

  • Daß an so einem Ort ausgerechnet ein Finkelstein lange gestanden hat, kann ich mir nicht vorstellen.

     

    Dieses Jamel hat 29 Einwohner, davon sind die Lohmeiers die letzten normalen Leute. Was wäre so schlimm daran, dieses Loch einfach in die Finsternis abgleiten zu lassen?

    Es könnte ja diversen Aktivisten als Übungsgelände für spontane Maikundgebungen dienen, oder als Reiseziel für Hooligan-Kaffeefahrten beworben werden...

  • Jameler, wo bleibt Euer Aufschrei - der Aufstand der Anständigen!!

     

    Lasst Ihr Euch wirklich von einem vorgestrigen, braunen Gesindel derart einwickeln, dass Ihr nur noch mit der Masse mitrennt? Habt Ihr Euer kritisches klares Denken, Euer Selbstwertgefühl und Eure Würde, Euren Verstand schon ganz dem Nebel eines schwofigen Patriotismus und Eurer Fremdenangst und Hass untergeordnet?

     

    Himmel, das darf doch nicht wahr sein!

     

    "Echte Deutsche" schützen die Schwachen und stellen sich mutig vor die Aufrechten, deren Zahl gering ist, anstatt im Schutz von Dunkelheit oder in der Menge Untaten zu begehen, für die sie sich schämern müssten.

    • @noevil:

      "Jameler, wo bleibt Euer Aufschrei - der Aufstand der Anständigen!!"

      Da haben Sie wohl den Text nicht aufmerksam gelesen. 7 von 10 Häusern sind von Rechtsextremen bewohnt. Mehr Häuser gibt es da nicht. Das ist ja grade das Problem, dass die Nazis sich das ganze Dorf krallen wollen.

      • @Karlheinz:

        Nach den mir bislang vorliegenden Informationen ist es wohl so, wie Sie schlussfolgern - ein unangenehm hoher Prozentsatz, wie ich finde, egal wie klein der Ort ist. Da hilft nur Solidarität mit den Nazi-Gegnern. Meine haben sie.

    • @noevil:

      Das Dorf hat nur 10 Häuser In 7 davon leben Nazis. Meinen Sie mit "Jameler" den Jameler Rest, von dem 2 Menschen schon alles menschenmögliche tun ?

      • @lions:

        ...aber anscheinend ziemlich allein stehen. Bekommen die Lohmeyers denn wenigstens Solidarität der Bewohner der beiden Nicht-Nazi-Häuser? Ich habe - von aussen - den Eindruck, dass sich da nichts tut, wenn auch vermutlich aus Sicherheitsgründen. Allein das finde ich schon ziemlich atemberaubend - mitten in Deutschland, im Jahr 2015!

         

        Verraten Sie mir doch bitte auch, wie lange die Polizei braucht, wenn sie gerufen wird.

        • @noevil:

          Wenn Sie einen Aufruf an die Polizei oder Umliegende adressieren wollen, dann schreiben Sie das. "An die Jameler" für die paar, die nicht dazu gehören, jedenfalls nicht aktiv, klingt´s halt einfach overdressed, außer Sie beziehen die ja auch Jameler mit gebräuntem Geist in Ihren Aufruf mit ein.

      • @lions:

        [...] Die Moderation: Kommentar entfernt. Kritik an der Arbeitsweise der Moderation bitte an: kommune@taz.de. Der Raum hier ist für Diskussionen zum Artikel vorgesehen.

    • @noevil:

      Ähm... die "Jameler" sind mit Ausnahme der Lohmeyers anscheinend Nazis.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        ..dann sollten wir doch glatt umziehen, finden Sie nicht auch? Oder noch 10 Häuser bauen und die dann Familien und Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Dann wäre die Rate an Neonazis schon mal auf unter 50 % gesenkt.

  • Noch brennen unbewohnte Gebäude. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Nazis die nächste Hemmschwelle überwinden werden.

     

    Was ist eigentlich mit dem NPD-Verbot? Dazu Wikipedia:

     

    "2014

    Der für das NPD-Verbotsverfahren seit Dezember 2013 als Berichterstatter für die Vorbereitung und die Entscheidungsentwürfe verantwortliche Verfassungsrichter Michael Gerhardt beantragte 2014 nach vier Monaten „aus persönlichen Gründen“ seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand.[31][32]

     

    2015

    Am 19. März 2015 forderte das Bundesverfassungsgericht den Bundesrat in mehreren Punkten auf, mehr Beweise vorzulegen, dass V-Personen in der NPD „abgeschaltet“ wurden.[33][34] Am 15. Mai 2015 wurden die Dokumente dem Verfassungsgericht übergeben.[35]"

     

    Scheint ja mit Riesenschritten voranzugehen... wie auch der NSU-Schneckenprozess.

     

    Hätte die Antifa ein Dorf besetzt, es vergingen keine 2 Wochen ohne Razzia.

     

    Es ist völlig klar, welcher stinkende, faulende Kern in Staat & Gesellschaft dieses Schlandes vor sich hin gärt.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Zustimmung

  • Lichtenhagen: Damals sah man ja schon, wie "effizient" dieser Staat gegen Nazigewalt einschreitet.

     

    Am Ende wird sich der Bürger selber verteidigen müssen.

  • "...der Staatsschutz ermittelt."

     

    Da hat der Täter ja nochmal Glück gehabt.

  • Mal was Grundsätzliches: Ist "Nazi" nicht die Kurzform von "Nationalsozialist", also eines historischen (!) Mitgliedes der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NSDAP) in den 1920er bis 1940er Jahren? Müsste es nicht eigentlich "Neonazi" oder ähnlich heißen? Denn es es gibt trotz der fürchterlichsten gegenwärtigen Einzeltat dieser "Nazi" genannten Menschen den berühmten Umkehrschluss, wenn das heute "Nazis" sind, gleichlautend und gleichbedeutend mit jenen Nazis der genannten Vergangenheit, es keinen Krieg mit 55 Millionen Toten und 6 Millionen ermordeter Juden gegeben hätte, es also eine Bagatellisierung der Nazis der 1920er bis 1940er Jahre darstellt. Oder ist das wieder nur eine dieser typischen unbedachten Medienlabereien, die nachgelabert werden. So, wie man "Ehrenmord" oft nicht in Anführungszeichen setzt, so, wie man von "ethnischer Säuberung" ohne Sinn und Verstand salbadert in den Medien, wenn man Völkermord meint, so, wie man einfach ohne Anführungszeichen oder Attribut vom "Islamischen Staat" redet usw. und so unselig fort.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Susewind:

      Ihren Ausführungen ist zuzustimmen. Leider gibt es jedoch auch hier einige Foristen, die es mit sprachlichen und inhaltlichen Feinheiten nicht gar so genau nehmen. Hauptsache, das Feindbild stimmt. Und es wird auch kein Unterschied zwischen einem verwirrten Menschen, der mit skurrilen Parolen durch die Welt läuft oder gefährlichen Straftätern wie in Jamel gemacht.

       

      Vor den einebnenden verbalen Bulldozern gibt es keine Gnade. Jeder leise Hauch von Kritik wird mit Pathologisierung platt zu machen versucht. Ehe Sie sich versehen, sind Sie selbst ein 'Nazi'.

       

      Es ist gefährlich, differenziert zu sein. Das überfordert einfache Gemüter aller Couleur.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ich hab da noch keine wirkliche Meinung zu, bin noch in der Meinungsbildung. Ich überlege aber auch, ob es wirklich noch sinnvoll ist, z.B. im Falle der Pegida noch zu unterscheiden zwischen Nazis und Aber-Nazis ( http://www.spiegel.de/netzwelt/web/hetze-gegen-auslaender-im-internet-nennt-sie-terroristen-a-1045831.html ).

         

        Denn die geben sich ja kein bißchen Mühe ihrerseits, zu differenzieren. Für die ist jeder türkische Gemüsehändler Teil und Repräsentant eines Masterplans, das Abendland zu islamisieren. Und die unterscheiden in keinster Weise zwischen etwa einerseits dem erzkonservativen Islam der Gülen-Bewegung, die mich irgendwie an den Katholizismus der Adenauer-Ära erinnert, mit dem ich sehr gut leben kann, zumal er in der Türkei unter Beweis gestellt hat, wie sehr er zur wirtschaftlichen Gesundung eines Landes beitragen kann, und andererseits radikal-salafistischen Islamismus, der ein grüner islamischer Faschismus ist. Für die ist alles Islam, ist Gefahr.

         

        Wenn die nicht bereit sind, zuerst Differenzierung zu leisten, warum sollen die das Recht haben, für sich selber Differenzierung abzuverlangen? Eine "Ich bin zwar kein Nazi, aber das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Differenzierung? Warum soll ich mich so sehr über deren Niveau erheben müssen?

         

        Daß Sozialarbeiter oder auch politische Parteien differenzieren müssen und diese Leute noch als resozialisierungsfähig und für die Demokratie noch nicht verloren betrachten, klar. Mit denen muß anders umgegangen werden als mit dem Nazi-Pack, auf das man nur noch reagieren kann und muß und endlich sollte mit staatlicher Repression. Ich für mich aber bin nicht in dieser Rolle von Sozialarbeitern und tendiere zunehmend dazu, auch die Pegidisten einfach als Pack anzusehen, mit denen zu reden oder auseinanderzusetzen nicht lohnt.

    • @Susewind:

      Ob Nazi oder Neonazi - ist doch dieselbe braune Soße. Auch wenn es die NSDAP nicht mehr gibt, so gibt es in Deutschland ihr nahestehende Parteien und Gruppierungen. Und man muss auch nicht unbedingt einer dieser Parteien angehören, um ein Nazi bzw. Neonazi zu sein. Die Gesinnung macht den (Neo-)Nazi aus. Nicht sein Parteibuch. Viele NSDAP-Mitglieder waren Mitläufer oder traten in die NSDAP ein, weil sie sich irgendwelche Vorteile davon versprachen oder eintreten "mustten". Und was den Holocaust angeht: Nun, ich würde sagen, dass auch die Nicht-Nazis ihn ermöglicht haben. Schließlich begann die Verfolgung der Juden nicht erst mit deren Deportation und physischen Vernichtung, sondern bereits 1935 mit den Nürnberger Rassegesetzen und der anschließenden systematischen Ausgrenzung und Diskriminierung. Soweit ich informiert bin, hat es seitens der deutschen Bevölkerung weder Proteste noch Widerstandsaktionen gegen die Nürnberger Rassegesetze gegeben. Jeder hat es hingenommen, so wie die heutigen aufrechten Demokraten nach wie vor Antisemitismus, Rassismus, Ausländefeindlichkeit hinnehmen und von Massenkundgebungen gegen diese virulenten Übel fernbleiben, weil es sie nicht wirklich interessiert, wenn Flüchtlingsheime abgefackelt oder Juden, Schwule, etc. angegriffen werden. Diktaturen sind nur möglich, wenn die Mehrheit schweigt, wegschaut und aktiv oder passiv mitmacht

      • @Nicky Arnstein:

        Diese Argumentation finde ich schwierig.

         

        Wir sehen heute, wo die Reise hin ging nach den Nürnberger Rassegesetzen. Und wo sie offensichtlich damals schon hingehen sollte. Aber war das 1935 schon sichtbar, absehbar?

         

        Ähnliche Rassegesetze waren in den Südstaaten der USA noch bis Anfang der 60er Jahre in Kraft, ohne daß man die Schwarzen einen Holocaust hätte zuführen wollen. Und 1935 "war" Deutschland wieder "wer". Versailles wurde gekippt, die Demilitarisierung des Rheinlandes war aufgehoben, die Wirtschaft begann wieder, (auf Pump) zu florieren, die Menschen kamen wieder zu Arbeit (auf Pump mit der Rechnung, die Kredite nach einem gewonnenen Krieg eh nicht zurückzuzahlen), und Berlin schickte sich an, 1936 die Jugend der Welt zu rufen zu Olympischen Spielen. Hätte es da schon massenhaft ein Bewußtsein geben müssen, wohin die Reise nach Nürnberg gehen würde? Sicher; Georg Elser hat das gesehen.

    • 2G
      23879 (Profil gelöscht)
      @Susewind:

      Ein Nationalsozialist/ Nazi ist jemand, der sich zum Nationalsozialismus bekennt. Man unterscheidet gemeinhin Altnazis und Neonazis. Beides sind trotzdem Nazis. Gleichwohl war nicht jedes NSDAP-Mitglied an Verbrechen beteiligt (die NSDAP war mit 8 Mio. Mitgliedern eine ausgesprochene Massenpartei), längst nicht jeder Kriegsverbrecher war NSDAP-Mitglied, und nicht jeder Neonazi ist harmlos, nur weil er heute sein Unwesen treibt.

      • @23879 (Profil gelöscht):

        So würde ich das auch sehen.

         

        Ich habe nicht den Eindruck, daß die Neonazis heute, wenn sie könnten, wie sie wollten, harmloser wären als die Alt-, die historischen Nazis.

  • [...] Die Moderation: Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @Markus Müller:

      Wenn das Ihr Mittel wäre, dann befänden Sie sich unter den Jungs für´s Grobe in guter Gesellschaft. Mal sehn, wird vll. bald ein Haus in Jamel frei.

  • Das heutige Nazitum ist einer der Kehrseiten des allumfassenden Neoliberalismus und genau darin liegt die Crux: Früher war es eine unappetitliche und gewalttätige Minderheit, die jedesmal, wenn sie es mal schaffte, irgendwo die 5%-Hürde zu knacken, an der politischen Realität scheiterte und beim nächsten Mal wieder unter ferner liefen fiel. Heute ist das Nazitum zusammen mit der mal mehr, mal weniger schweigenden Masse eine feste Größe deren Präsenz und Gefährlichkeit immer stärker werden.

     

    Der etablierten Politik scheint's noch relativ egal zu sein, immerhin kanalisiert sich die Aggression der Massen gegen Ausländer und Linke, es besteht also keine Gefahr für die 4X%-Demokratie.