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Jakob Augsteins Vorstellung von HeimatIm Zweifel deutsch

Augstein möchte Heimatschutz „nicht den Rechten überlassen“. Dabei müsste doch das Individuum gegen den Kollektivismus verteidigt werden.

„Heimat ist ein Menschenrecht“ (Augstein) – gilt das auch für diese wartenden Flüchtlinge in Berlin? Foto: reuters

Wer den seit dem 15. Jahrhundert verwendeten Begriff Heimat vom Deutschen in eine andere Sprache übersetzen will, wird scheitern: Nirgendwo gibt es eine adäquate Entsprechung für einen Ort, an dem man sozialisiert wurde und sich zu Hause fühlt.

Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lediglich als juristischer Begriff zur Bezeichnung eines Aufenthaltsrechts genutzt, wurde der Begriff mit alt- und mittelhochdeutschen Vorläufern und indogermanischen Wurzeln schließlich von völkischen und nationalsozialistischen Bewegungen in die Blut-und-Boden-Ideologie integriert.

Jakob Augstein möchte das Thema Heimat jedoch „nicht den Rechten überlassen“, schreibt er in seiner aktuellen Kolumne bei Spiegel Online. Die Einwanderung sei ein „Quell der Sorge“, zur Aufgabe einer linken Regierung gehöre „auch der Schutz der Heimat“. Die Identität müsse „gegen die Migration“ errungen werden.

Das klingt nach Identitärer Bewegung und nach der Neuen Rechten. Bei diesen wird der Begriff Identität mit völkischem Inhalt besetzt, mit Berufung auf eine angeblich gemeinsame und kollektive Kultur.

Migration als Bedrohung

Das vermeintlich Fremde würde die eigene Identität bedrohen – so werden Szenarien der Heimat-, Kultur- und Zukunftslosigkeit konstruiert. Migranten werden zu „Konkurrenten um Wohnraum und Arbeitsplätze“. Das ist schon lange eine zentrale Legitimationsfigur für rassistische Gewalt: Wenn man gerade nicht über die „faulen, arbeitslosen Ausländer“ schimpfen kann, kann man zumindest noch behaupten, sie würden einem die Arbeit wegnehmen.

Dass auch Augstein diese Identität völkisch konstruiert, beweist er mit seiner Forderung, dass der Anteil der Kinder, für die Deutsch keine Muttersprache ist, „in keiner deutschen Schulklasse höher als 25 Prozent“ liegen soll. Die Migration wird so prinzipiell als Bedrohung wahrgenommen. Ihm geht es nicht um individuelle Identitäten – er denkt in Kategorien wie „Wir“ und „die Anderen“.

Dabei müsste doch das Individuum gegen den Kollektivismus von Volk, Nation oder Religion verteidigt werden. Doch wenn es nach Augstein geht, soll die Vorstellung der „Heimat ohne Grenzstein“ (Horkheimer und Adorno) wohl eine Sehnsucht bleiben.

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122 Kommentare

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  • Ersteres ist selten, soll aber vorkommen. Bei mir zumindest ließen sich schon Bauchgefühle durch gegenteilige rationale Elemente korrigieren, und das traue ich prinzipiell auch anderen zu. Aber das waren, zugegeben, noch nicht so stark verfestigte Gefühle.

     

    Wenn man versucht klarzumachen, dass und warum Sorgen unbegründet sind, nimmt man den Menschen m.E. eher ernst, als wenn man Zustimmung heuchelt. Leider ist mit "Sorgen ernst nehmen" zu oft gemeint "Sorgen als berechtigt anerkennen, egal wie unberechtigt sie sind".

     

    Das heißt jetzt alles nicht, dass man immer sofort auf Konfrontation gehen sollte, oder dass man nicht erstmal versuchen sollte herauszufinden, warum die jeweiligen Menschen so ticken usw. Kommt halt immer drauf an. Auf jeden Fall sollte man beim "Mitnehmen" zusehen, dass man am Ende nicht selber mitgenommen wird... Und ob der verständnisvolle Weg immer erfolgreicher ist, wäre auch noch zu fragen.

     

    Anyway: Wie man persönlich auf Wutbürger u.ä. im Bekanntenkreis reagiert, ist die eine Frage. Ob man als Alphakolumnist öffentlich rechtspopulistische Propaganda ventilieren sollte, eine andere (und weitaus leichter zu beantwortende).

    • @Earendil:

      "Leider ist mit 'Sorgen ernst nehmen' zu oft gemeint 'Sorgen als berechtigt anerkennen, egal wie unberechtigt sie sind'."

       

      Sind berechtigte Sorgen (im Zusammenhang mit dem Thema Flucht und Migration) für Sie denkbar?

      • 2G
        25726 (Profil gelöscht)
        @Marzipan:

        Gegenfrage: Können Sie eine Sorge im Zusammenhang mit Flucht und Migration nennen und begründen, warum sie als berechtigt gelten kann?

        • @25726 (Profil gelöscht):

          Zumindest Frau Merkel scheint sich gewisse Sorgen zu machen, ansonsten würde sie alle Asylbewerber aus Nordafrika, Nahost, Afghanistan nach d holen, damit der Asylantrag in einem deutschen Verwaltungsverfahren geprüft werden kann. Völlig irrational, diese Frau.

        • @25726 (Profil gelöscht):

          Ja. Und wenn Sie so freundlich sind, zunächst meine Frage zu beantworten, tue ich das auch.

  • Meinen Sie, Sie überzeugen die Leute, indem Sie ihnen rational erklären, wie falsch ihr Gefühl ist?

     

    Könnten Sie sich auch vorstellen, dass man jemanden "mitnimmt", indem man ihn mit seinen Sorgen ernstnimmt, auch wenn man sie nicht teilt?

    • @rero:

      Verdammt, jetzt steht die Antwort schon wieder an der falschen Stelle... oben.

  • Migranten werden zu „Konkurrenten um Wohnraum und Arbeitsplätze“.

     

    Augstein verweist richtig darauf, dass Migration in einem Leistungs- und Konkurrenzsystem wie unserem zu Leistungsdruck durch größere Konkurrenz im Arbeitsalltag führt. Was ist daran nicht verständlich oder gar völkisch oder rechts oder falsch?

     

    Augstein ist nicht dumm und sicherlich kein Rechter.

    Die Frage ist doch die, ob man weiterhin, wie er zeigt, naiv die Augen vor der Realität verschließen mag und sagen - es wird schon alles gut, wenn die Politik so weiter macht. Seine Vorschläge mögen dem ein oder der anderen sauer aufstoßen, aber die Probleme bzw. die transkulturelle Außeinandersetzung ist da, sie ist ist hausgemacht und das ist ein Teil der aktuellen Diskussion, der vielen nicht gefällt - weil angeblich rechtes Denken so stark in der Debatte vorkommt.

    Aber Heimat ist der Sinn für gleich welchen Menschen und egal wo. Und er ist - als Begriff mindestens ebenso wie als praktizierte Vorstellung - ebenso heterogen wie die Menschen. Und was anderes sagt Augstein nicht - er besteht nur darauf, dass die Politik sich ruhig trauen darf, einen Begriff von Heimat, wie er für bestimmte Menschen nun einmal wichtig und richtig erscheint, zu verteidigen bzw. überhaupt in dieser Konkurrenzdebatte als "eigene Haltung" zu etablieren. Das ist eine Forderung nach kultureller Diversität (die man vielen anderen Menschen und Kulturen weltweit leider so nicht oft gönnte - auch und vor allem seitens Deutschlands).

    Dahinter steckt weniger "Rechts" als vielleicht eher Sentimentalität und Unsicherheit.

    Aber wer den Migranten ihre Heimat erlauben mag, erlaube sie bitte auch den "anderen" - selbst wenn die Voraussetzungen dafür noch so unterschiedlich und historisch betrachtet ungerecht sein mögen. Durch neue Einseitigkeiten löst man halt nur wieder neue Probleme aus, die wiederum nur Einseitigkeit hervorrufen. Das hat in 10 000 Jahren noch nicht geholfen.

    Wir brauchen eine Tafelrunde für Alle und Blumenpanzer.

    • @michael bolz:

      Der Satz ist deswegen völkisch, weil er Arbeitsplatzprobleme auf Ethnien reduziert. Er ist auch antieuropäisch, weil er sich Migranten aus anderen EU-Ländern richtet. Er ist völkisch, weil er innerdeutsche Bevökerungswanderungen "hin zur Arbeit" als "OK" wahrnimmt

    • @michael bolz:

      "Augstein verweist richtig darauf, dass Migration in einem Leistungs- und Konkurrenzsystem wie unserem zu Leistungsdruck durch größere Konkurrenz im Arbeitsalltag führt. Was ist daran nicht verständlich oder gar völkisch oder rechts oder falsch?"

       

      Wenn er das so geschrieben hätte, und dann noch angefügt hätte, dass die richtige Antwort darauf nicht die identitär-nationalistische Frontstellung gegen Migranten ist, sondern die solidarische Überwindung des Konkurrenzsystems - tja, dann wäre das alles nicht falsch und auch gut links. Er hat aber nicht das Konkurrenzsystem, sondern die Migration zum Problem erklärt. Und das ist leider ebenso rechts wie falsch.

      • @Earendil:

        dann bitte mit zitat. kann ich so nicht finden. und auch nirgends, dass er heimat mit nation verkuppelt. was hier im forum passiert - die identität wird mit vermeintlich normfreien moralvorstellungen verbunden, die funktionell genauso ausschließend "rechts" sind wie die der rechten. nur ohne nation halt. globalideologie. ich dachte hier geht es um individualität gegenüber kollektivzwängen?

        nenene. da wird sich was verrannt.

  • Ach je, jetzt ist dieses rechtspopulistische Geschwätz wieder "missverstanden" worden. Na klar. Ausgerechnet ein Augstein soll sich nicht im klaren darüber sein, was er da schreibt und wie das ankommt?

     

    Über Identitäten reden ist ja ein weites Feld. Wenn man das so macht wie Augstein, also Migranten als Bedrohung darstellt, gegen die man sich verteidigen muss, dann ist das rassistische Demagogie der übelsten Sorte, und das auch noch im linken Gewand. Als nächstes werden dann Schwule und Lesben als Bedrohung der heterosexuellen Identität dargestellt, weil man doch wohl noch über Identitäten reden darf?

     

    Ein jeder darf heute von sexuellen oder multikulturellen Identitäten reden, nur Kubitschek/Höcke/Wilders offenbar nicht.

    Merken Sie was?

     

    "Das habe ich neulich erst wieder bemerkt, als ich mich erstmals seit ein paar Jahren wieder mit einer ostdeutschen Sportlegende und deren Anhang traf: Wo vormals Nachdenklichkeit angesagt war, herrschte nun Verzweiflung und Wut - und das trotz geringster Flüchtlingszahlen am Wohnort."

     

    Ja, solche Leute kenne ich auch. Denen redet man aber nicht nach dem Mund, sondern versucht ihnen klarzumachen, wie falsch und irrational ihre Wut ist.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Earendil:

      Wie das ankommt, ist ihm egal und zwar vollkommen zurecht. Wollte man stets darauf bedacht sein, wie was ankommt, müsste man final seinen Mund halten.

       

      Augstein stellt Migranten nicht als Bedrohung dar, sonder er redet davon, dass "Einwanderung ein Quell der Sorge" sei. Ist das etwa falsch?

       

      Es ist zudem doch zweifelsohne so, dass sich die Identität von Schwulen und Lesben gegen die übermächtige heterosexuelle ausgebildet hat und nicht etwa mit ihr. Auch hier würde Augstein also beim Transfer des Gemeinten nicht fehlgehen. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es schon seit jeher ein großes Verständnis der Heteros für die Nöte anderer sexueller Identitäten oder Orientierungen gegeben hätte. Es war und ist bis heute aber nicht so (siehe CDU, welche die Ehe für alle immer noch ablehnt).

       

      Das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert oder Ponyhof oder wie diese dümmlichen Sprüche auch alle lauten. Aber wir tun so, als wäre das der Fall und machen auf Entrüstung, wenn uns jemand den Spiegel vorhält.

       

      Und was die Sportlegende nebst Anhang betrifft: ich rede niemandem nach dem Munde, aber der Zug dafür, denen noch klarzumachen, wie falsch und irrational ihre Wut ist, ist lange abgefahren.

       

      Schuld ist u.a. der "Heiligsprech" vieler sich für links haltenden Menschen, welche die Augen zumachen, wenn die Realität nicht ihren Dogmen entspricht.

      • 2G
        25726 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        "Schuld ist u.a. der "Heiligsprech" vieler sich für links haltenden Menschen, welche die Augen zumachen, wenn die Realität nicht ihren Dogmen entspricht."

         

        Gut, Sie haben diese für Rechtsausleger typischen Phrasen zum Besten gegeben und gleich noch plump eine Schuldzuweisung konstruiert. Wo war jetzt die Substanz in Ihrem Vortrag?

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @25726 (Profil gelöscht):

          Gut, Sie sind eine fūr Wichtigtuer typische Platitūde losgeworden. Insofern ist es aussichtslos, die Forderung nach Substanz an Sie zurückzugeben.

      • @849 (Profil gelöscht):

        "Wie das ankommt, ist ihm egal und zwar vollkommen zurecht. Wollte man stets darauf bedacht sein, wie was ankommt, müsste man final seinen Mund halten."

         

        Keineswegs. Zwischen "egal sein" und "Mund halten" liegt sehr viel. Umgekehrt wird eher ein Schuh draus: Wem es in so einer Position (Augstein ist ja nicht irgendwer) egal ist, wie seine Worte ankommen, sollte besser den Mund halten.

         

        "Augstein stellt Migranten nicht als Bedrohung dar" - Doch, tut er.

         

        Schwule und Lesben mussten ihre Identität gegen homophobe Ausgrenzung entwickeln, nicht gegen Heterosexuelle! Hätte es keine ausgrenzende heterosexuelle Identität gegeben, wäre schwule und lesbische gar nicht nötig gewesen.

         

        Genau so einer ausgrenzenden Identitätsbildung redet Augstein ja das Wort. Und beim nächsten Mal kommt dann die Klage darüber, dass sich solcherart Ausgegrenzte ihrerseits identitär abschotten, Parallelgesellschaften bilden usw.

         

        "aber der Zug dafür, denen noch klarzumachen, wie falsch und irrational ihre Wut ist, ist lange abgefahren."

         

        Ja, kenne ich. Aber auch wenn es Mode ist, die Schuld dafür bei irgendwelchen Versäumnissen der Linken zu suchen: Schuld daran sind in erster Linie die Betreffenden selber. Zu Wutbürgertum und politischer Dummheit wird niemand gezwungen, dafür entscheiden sich die Leute immer noch selbst.

         

        Zu Realität, Ponyhof und ähnlichen Phrasen siehe unten.

    • @Bandari:

      Sehr gut - vielen Dank! :)

      • @Der Sizilianer:

        Schließ mich an - feines Teil.

        Danke. Kannte ich noch nicht.

  • Ich finde, dass er gar nicht so unrecht hat. Gewisse Einschränkungen, denke ich hat jeder von uns gemacht, was das linke Selbst- / Weltbild angeht. Ich finde schon, dass die Linke einen eigenen Heimatbegriff definieren muss (bitte nicht die Milieuzugehörigkeit). Auch was die Schulklassen angeht hat er recht. Ein zu hoher Anteil an Migrantenkindern wird nicht zur Integration beitragen. Wozu, wenn man keine Deutschen um sich hat? Ich bin kein Integrationshardliner, aber Spracherwerb ist essentiell und wenn das schon in der Grundschule scheitert geht nichts mehr.

  • Übrigens belegt die Forderung nach einem Höchstanteil von 25 % an Kindern, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, keine völkische Identität und keine Bedrohungsvorstellungen.

     

    Es ist vielleicht schlicht Alltagserfahrung. Es ist ungefähr der Anteil, ab dem bildungsorientierte Eltern ihre Kinder auf andere Schulen einschulen. Es ist ungefähr der Anteil, ab dem der Erwerb der deutschen Sprache nicht mehr reibungslos funktioniert.

     

    Ich habe in meinem Leben zu viele Jugendliche mit ausländischem Akzent erlebt, die noch nie außerhalb von Deutschland gelebt haben. Und sie hatten häufig nicht mal die zum Akzent passende Staatsangehörigkeit. Damit nimmt man den Jugendlichen so viele berufliche Chancen. Und das ist etwas, wofür die Jugendlichen nichts können und was sie selbst kaum ändern können.

    • @rero:

      Dass Augstein Migration als Bedrohung ansieht, geht aber aus anderen Passagen hervor. ("Die soziale Gerechtigkeit muss gegen Kapital und Konzerne errungen werden - aber die Identität gegen die Migration.") Völkisch - naja, kann man aus dem Text nicht unbedingt ableiten.

    • @rero:

      "Übrigens belegt die Forderung nach einem Höchstanteil von 25 % an Kindern, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, keine völkische Identität und keine Bedrohungsvorstellungen."

       

      Es hat aber auch nix mit linken oder sonstwie fortschrittlichen Vorstellungen zu tun, angesichts der Problematik die Antwort in Regeln für ein Schulsystem zu suchen, dass offensichtlich überfordert ist mit den Realitäten umzugehen.

      Da muss schon ein anderes Grundschulsystem her mit früheren individuellen Förderungsmöglichkeiten.

      • @Age Krüger:

        Es ist die Frage, was sie unter fortschrittlich verstehen.

        Sie können ja individuell fördern, wie sie wollen. Wenn es außer der Lehrerin noch 2-3 Schüler in einer Klasse gibt, die akzentfreies Deutsch sprechen, läuft der Assimilationsprozess in die andere Richtung. Mit dieser Realität ist die einzelne Schule definitiv überfordert. Dabei können alle SchülerInnen hoch intelligent sein.

         

        Außer meiner Sicht ist ein Schulsystem fortschrittlich, das sich dem stellt. Denn ich finde, es ist eine gesellschaftliche Pflicht, einem Schüler zu ermöglichen, nach 10 Jahren Schule akzentfrei deutsch zu sprechen. Ich befürchte, dies wird nur gehen, wenn die Schule auf die Zusammensetzung der Klasse achtet. Für andere Varianten bin ich allerdings offen. Sprechunterricht nutzt so mancher Schauspieler ja auch, um Dialekt loszuwerden.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @rero:

          Die Schule ist ja nicht mal in der Lage, Menschen aus ihr zu entlassen, die aktenzfrei Hochdeutsch sprechen können. Warum sollte das nicht auch für andere Akzente gelten?

          • @849 (Profil gelöscht):

            Weil über Sprache Gruppenzugehörigkeit signalisiert wird. Menschen sind so strukturiert und reagieren darauf unbewusst. Jugendliche sollten die Chance haben, ihrer Umgebung Zugehörigkeit zu signalisieren. Ob sie es wollen, ist ihre Sache. Mit Akzent signalisiert man Fremdheit.

             

            Wenn man einen Vortrag in der Hochsprache hält, halten die Zuschauer einen typischerweise für kompetenter, als wenn man den gleichen Vortrag im Dialekt Ihrer Wahl hält. Wer sich nicht hochsprachlich ausdrückt, wirkt auf viele Menschen ungebildeter.

  • Der Taz-Autor belegt, wie recht Herr Augstein im Prinzip hat.

     

    Die meisten Menschen haben ein Grundbedürfnis nach (häufig fiktiver)Gruppenidentität. Heimat hat genau den Vorteil, dass es ein offenes Konzept ist. Wenn man keine deutsche Staatsangehörigkeit hat, kann die deutsche Stadt, in der man aufwächst, Heimat sein.

     

    Die Vetriebenen-Verbände weisen durch ihre bloße Existenz darauf hin, dass es deren Mitgliedern nicht gelungen ist, die Bundesrepublik als ihre Heimat anzunehmen.

    Die Flüchtlinge, die derzeit kommen, suchen auch eine Heimat. Ökonomischer Wohlstand allein wird nicht ausreichen, um dieses Bedürfnis zu erfüllen.

     

    Man kann auch Erdogans Erfolg bei den Türken in Deutschland so interpretieren. Er bietet ihnen das, was sie in Deutschland nie gefunden haben: Heimat. Offenbar gibt es ein Bedürfnis jenseits ökonomischer Sicherheit.

     

    Wenn die Integration gelingen soll, dann muss auch dieses Bedürfnis wenigstens teilweise befriedigt werden. Es kann aber nur gelingen, wenn die Menschen, die schon " da sind" (unabhängig von deren Staatsangehörigkeit), nicht das Gefühl bekommen, ihnen werde etwas genommen. Und dabei geht es weniger um Ökonomie als um das Gefühl "dazuzugehören". Insofern ist es wirklich wichtig, dass auch Linke dieses Thema besetzen.

    • @rero:

      "Heimat hat genau den Vorteil, dass es ein offenes Konzept ist."

       

      Naja, es kann ein offenes Konzept sein. Es kann aber auch in ausschließender Weise gebraucht werden, und genau so tut es Augstein. Darum hat er eben nicht recht, auch nicht im Prinzip.

       

      Und ob Flüchtlinge bei uns Heimat suchen, würde ich erstmal bezweifeln. Ich hoffe trotzdem, dass sie sie hier finden.

       

      Ansonsten: Zustimmung.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @rero:

      Sehr gerne erinnere ich mich an eine einst regelmäßig stattgefunden habende Großveranstaltung in unserer kleinen Kreisstadt:

      "Zwischen Brenz und Bosporus", initiiert durch einen hier gut angekommenen, erfolgreichen türkischen Geschäftsmann. Geboten waren viel Folklore, Spezialitäten und gute Bekanntschaften zwischen uns "Ureinwohnern" und türkischen Immigranten der ersten Generationen.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ein wunderbares Beispiel, wie man Heimat und das Gefühl, dazuzugehören, kreiert. Danke für Ihre Unterstützung!

    • @rero:

      Das indentitäre, was Erdogan zu bieten hat und auf welche Weise, kann nicht Anliegen und Mittel deutscher Migrationspolitik sein. Das Bedürfnis nach türkischer Identität hat sich verstärkt, als eine Generation Türken bemerkte, dass sie aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt wurden. Hier muss sich was ändern, nicht durch einfache Umstempelung auf schwerbeladene Begriffe wie Heimat.

      • @lions:

        Die Such nach xy-Identität kommt nicht nur, weil manche sich benachteiligt fühlen. Viele Menschen suchen nach einigen Jahrzehnten nach ihren (anderen) Wurzeln. Denn "anders" bleibt man doch immer irgendwie. Das sagen ja selbst einige intellektuelle Deutschen mit türkischer Herkunft, die definitiv gegen Erdogan sind.

      • @lions:

        Ich meine, Erdogans Erfolg muss unbedingt in der Migrationspolitik berücksichtigt werden, weil er einen Mangel in ihr aufzeigt.

         

        Nach meiner Beobachtung sind Türken oft bereits mit sehr starker nationaler Identität eingewandert. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, der Umstand, dass in den Integrationsrankings Türken meist ganz unten stehen, liegt nicht wie oft behauptet am Islam, sondern an der starken nationalen Identität vieler.

         

        Nationalismus gilt in der Politikwissenschaft als politische Religion. Es ist für religiös Überzeugte leichter, die Religion zu wechseln, als auf einmal "gottlos" zu sein. Diesen Leuten sollte ein Angebot gemacht werden. Sonst überlassen wir das Feld Erdogan.

         

        Außerdem ist man mit dem Heimat-Begriff gut gegen rechts aufgestellt. Das gängige Verständnis von Heimat hat nichts mit Staatsangehörigkeiten zu tun und wird nicht vorwiegend kulturell abgrenzend interpretiert. Die Moschee um die Ecke kann auch für christliche Anwohner ein Stück Heimat sein.

      • @lions:

        Wie immer gut reroriert!;)

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Würde ja glatt zustimmen, wenn ich nur wüsste, was "reroriert" bedeuten soll.

          Vllt. so 'ne Art "mal deftig eine reinlowandordern"?

          ;-)

          • @571 (Profil gelöscht):

            tu - quoque¿;)) as

  • Augstein hat hier zum Teil nicht Unrecht, in der ihm eigenen sensationsheischenden Art formuliert kommt dabei aber nur Blödsinn raus. Er liebt halt das Polemisieren, und Sowohl-als-auch-Überlegungen sind ihm oft wohl einfach zu lau. Ich weiß nicht ob er das macht, weil er so süchtig nach Aufmerksamkeit ist, schätze aber, dass er tatsächlich auch so denkt.

     

    Nein, Migration führt nicht automatisch zu Konflikten. Beispielsweise sehe ich in international geprägten Städten mit vielen Studis und gut ausgebildeten Arbeitsmigrant_innen aus aller Welt eigentlich keine migrationsbedingten Probleme. Im Arbeitsleben und im öffentlichen Raum mischt sich ohnehin alles fröhlich durch, und wenn sich migrantische communities privat zusammenfinden, um heimatlichen Gepflogenheiten zu frönen, ist das per se nicht problematischer als das Ausleben der Unterschiede zwischen den Milieus und Subkulturen der autochthonen Bevölkerung. Wie dadurch ausgerechnet dieser Bevölkerungsmehrheit „Heimat“ und „Identität“ verlustig gehen sollen, kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

     

    Wenn dagegen in kurzer Zeit viele Menschen zuwandern, die von Krieg und/oder Flucht traumatisiert sind, kein Geld sowie schlechte Chancen haben, über einen Job in die Mehrheitsgesellschaft reinzukommen, und aus diesen drei Gründen auf absehbare Zeit umfassend versorgt werden müssen – ja selbstverständlich sind Probleme dann vorprogrammiert. Genauso, und das gilt weltweit, wenn Autochthone mit Migrant_innen um knappe Ressourcen konkurrieren müssen. Und auch, wenn die Mehrheit Minderheiten aus irgendwelchen kulturellen Gründen ausschließt, oder wenn sich Minderheiten, aus ähnlichen Gründen, von der Mehrheit abkapseln.

    Aufgabe der Politik ist es, sich all dieser Probleme anzunehmen, Konkurrenzkämpfe abzufedern und die Gesellschaft zusammenzuführen. Und dazu gehört auch, die Ängste, die Migration mit sich bringt, gelten zu lassen und ernst zu nehmen.

  • Individualismus hilft Individualisten im Konflikt nicht weiter, wenn auf der anderen Seite Menschen stehen, die sich nicht als Individuum, sondern Angehörige einer Gruppe begreifen.

    Man bekommt auch nicht Jahrtausendealte kulturelle Prägungen mit etwas liberalem Gefasel von Freiheit aus den Köpfen und Unterbewusstsein der Menschen heraus. Das permanente Ignorieren der historisch wirkmächtigsten Faktoren - Religion, Kultur (und natürlich Vorteilssteben) - durch eine geisteswissenschaftlich bestenfalls halbgebildete Clique von Möchtegern Bonhommisten ist nur noch als "im Zweifel idiotisch" zu benennen.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Holger Knaak:

      Die Bedingung der Möglichkeit, dass Individualismus "Individualisten" im Konflikt weiterhülfe, wäre die Einsicht, dass es mit ihrem Individualismus genauso wenig weit her ist wie mit der Gruppenangehörigkeit der anderen.

    • @Holger Knaak:

      So ein Konfliktfall wird von Augstein und Konsorten ja nur konstruiert. Aber falls so ein Konfliktfall da wäre, tut man sich halt für gemeinsame politische Ziele zusammen und nicht nach völkischen, religiösen oder "kulturellen" Kriterien. (Und wo solche Konfliktlinien schon da sind, passiert das ja schon - das ist dann die viel geschmähte "Einheitsparteienkoalition" gegen identitäre Reaktionäre wie Rechtspopulisten oder Islamisten.)

       

      Auch der Rest Ihres Kommentars ist derartig falsch, dass nicht einmal das Gegenteil richtig wäre. Nur soviel: Das "liberale Gefasel von Freiheit" war spätestens seit der französischen Revolution einer der wirkmächtigsten Faktoren der neueren Geschichte. Regressive identitäre Tendenzen haben dagegen auf längere Sicht mächtig abgestunken. Und wenn wir nicht in tribalistischen Primitivgesellschaften landen wollen, sollten wir dafür sorgen, dass das auch in Zukunft so bleibt. Denn WIR (politisch handelnde Subjekte, Gruppen, Massen) sind die treibende Kraft der Geschichte und haben die Zukunft in der Hand. Kein Naturgesetz verdammt uns dazu, der identitären Idiotie zu verfallen.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Ein jeder darf heute von sexuellen oder multikulturellen Identitäten reden, nur Augstein offenbar nicht. Mich verwundert das und ich denke zugleich, dass man hier mal wieder missverstehen will, damit man einen bequemen Bock für die eigenen Sünden hat.

     

    Man komme mir bitte jetzt nicht damit, dass der "normale Mensch" hocherfreut ist, wenn er mehrheitlich Fremde um sich sieht. Um das Ressentiment zu beschwichtigen, das sich da wohl bei fast jedem eingestander- oder uneingestandener Maßen irgendwo breit machen will, bedarf es der Reflexion.

     

    Die Masse der Abgehängten ist deren jedoch nicht nur nicht mächtig, sondern sie dünkt ihr geradezu als Beelzebub, mit der man den Teufel austreiben will.

     

    Solche Menschen erringen, ob einem das passt oder nicht, ihre Identität, die ihnen so lange Jahrzehnte lang ziemlich wurscht war, gegen die Migration und nicht mit ihr. Das habe ich neulich erst wieder bemerkt, als ich mich erstmals seit ein paar Jahren wieder mit einer ostdeutschen Sportlegende und deren Anhang traf: Wo vormals Nachdenklichkeit angesagt war, herrschte nun Verzweiflung und Wut - und das trotz geringster Flüchtlingszahlen am Wohnort.

     

    Muss die Politik etwas dagegen tun? Ja, "die Politik hat die Wirklichkeit der Menschen zu berücksichtigen" und sich nicht darum zu kümmern, wer die größte Entrüstung zum Zwecke der Mundtotmachung unbeqemer Meinungen vorschützt.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Ach je, jetzt ist dieses rechtspopulistische Geschwätz wieder "missverstanden" worden. Na klar. Ausgerechnet ein Augstein soll sich nicht im klaren darüber sein, was er da schreibt und wie das ankommt?

       

      Über Identitäten reden ist ja ein weites Feld. Wenn man das so macht wie Augstein, also Migranten als Bedrohung darstellt, gegen die man sich verteidigen muss, dann ist das rassistische Demagogie der übelsten Sorte, und das auch noch im linken Gewand. Als nächstes werden dann Schwule und Lesben als Bedrohung der heterosexuellen Identität dargestellt, weil man doch wohl noch über Identitäten reden darf?

       

      Ein jeder darf heute von sexuellen oder multikulturellen Identitäten reden, nur Kubitschek/Höcke/Wilders offenbar nicht.

      Merken Sie was?

       

      "Das habe ich neulich erst wieder bemerkt, als ich mich erstmals seit ein paar Jahren wieder mit einer ostdeutschen Sportlegende und deren Anhang traf: Wo vormals Nachdenklichkeit angesagt war, herrschte nun Verzweiflung und Wut - und das trotz geringster Flüchtlingszahlen am Wohnort."

       

      Ja, solche Leute kenne ich auch. Denen redet man aber nicht nach dem Mund, sondern versucht ihnen klarzumachen, wie falsch und irrational ihre Wut ist.

      • @Earendil:

        Und hören Sie doch bitte auf mit dieser rechten Phrasendrescherei von "Mundtotmachung unbeqemer Meinungen" auf. Das ist nur billige, sehr bequeme Immunisierung gegen Kritik.

         

        "Die Politik hat die Wirklichkeit der Menschen zu berücksichtigen" ist auch so eine billige Phrase mit dem Ziel, Kritik argumentfrei abzuwehren. (Also im rechten Jargon: "unbequeme Meinungen mundtot zu machen".) Was ist denn bitte "die Wirklichkeit der Menschen"? Dass es den meisten ostdeutschen Sportlegenden und sonstigen Wutbürgern materiell ganz gut geht, sie ihren Wohlstand aber nicht mit irgendwelchen Dahergelaufenen teilen wollen? Dass sie hinsichtlich der tatsächlichen Zumutungen des Kapitalismus nichts von Solidarität und Klassenkampf wissen wollen, sondern lieber nach unten treten? Und was ist mit der Wirklichkeit von Migranten - sofern die noch als Menschen zählen?

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Earendil:

          Das ist keine rechte Phrasendrescherei, sondern alltägliche Erfahrung, die Sie hier gerade wieder auf's beste unterstreichen, indem sie durch unsachliche Kritik meine Kritik argumentfrei abwehren. Denn mehr als eine Geste haben Sie nicht zu bieten und über den Inhalt des Gesagten sich Gedanken zu machen, wehren sie ab, indem sie diesem unterstellen, er wäre gedankenfrei, rechts oder töricht oder alles drei.

           

          Das ist m.E. typisch für Menschen (gleich ob links oder rechts), die sich im Besitz der Moral, des Anstands und der Wahrheit wähnen.

           

          Die Wirklichkeit der Sportlegende (der scher nicht zu den Wohlsituierten gehört) ist eine andere als die meine. Dennoch höre ich zu und bringe meine Einwände vor und habe dabei die Hoffnung, dass meine Zwischenrede Eindruck macht und hängen bleibt. Mehr kann ich nicht tun.

           

          Analog verstehe ich auch Adorno, wenn er zum Antisemitismus ausführt:

          "Soweit man ihn in den Subjekten bekämpfen will, sollte man nicht zuviel vom Verweis auf Fakten erwarten, die sie vielfach nicht an sich heranlassen, oder als Ausnahmen neutralisieren. Vielmehr sollte man die Argumentation auf die Subjekte wenden, zu denen man redet. Ihnen wären die Mechanismen bewußt zu machen, die in ihnen selbst das Rassevorurteil verursachen. Aufarbeitung der Vergangenheit als

          Aufklärung ist wesentlich solche Wendung aufs Subjekt, Verstärkung von dessen Selbstbewußtsein und damit auch von dessen Selbst."

           

          Dass diese Klientel, wie sie m.E. richtig sagen, lieber nach unten trit und der Soildarität enträt, werden Sie dieser aber nicht verargumentieren können. Und mit der Wirklichkeit der Migranten werden Sie auch nicht auf offene Ohren stoßen.

           

          Also, mal Butter bei die Fische: wie würden Sie denn diese "Subjekte" bedienen/bekämpfen wollen?

          • @849 (Profil gelöscht):

            "Das ist m.E. typisch für Menschen (gleich ob links oder rechts), die sich im Besitz der Moral, des Anstands und der Wahrheit wähnen."

             

            Stimme zu.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Also Adorno hat das - wieder mal - viel besser ausgedrückt als ich es je könnte, darum schließ ich mich dem einfach an und lass meine Butter im Kühlschrank. Aber wie schon weiter oben gesagt: Der persönliche Umgang mit "Wutbürgern" im Bekanntenkreis ist das eine, was Augstein macht etwas völlig anderes. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass Adorno aus lauter Verständnis für Antisemiten selber antisemitische Thesen in seinen Schriften vertreten hätte.

             

            Und es tut mir leid, aber sowas wie "Mundtotmachung unbeqemer Meinungen" und "die Wirklichkeit der Menschen berücksichtigen" hat keinen anderen Inhalt als den von mir benannten, nämlich Immunisierung gegen Kritik. Und zwar, indem der Kritik, anstatt sich mit deren Inhalt zu befassen und mit Gegenargumenten zu antworten (oder, wenn die nicht zu finden sind, sich überzeugen zu lassen), "Mundtotmachen" und Wirklichkeitsfremdheit vorgeworfen wird.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Earendil:

              "Mundtotmachung unbeqemer Meinungen"

               

              Ich muss gestehen, dass ich seit jeher mit meinen Meinungen zwischen den Stühlen sitze. Früher hat mich das gestört, heute macht es mir eher Freude.

               

              Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht, sagt der Volksmund. Darin kann ich eine gewisse Verwurzelung in der Scholle erkennen, die ich nicht unbedingt schlecht finden muss. Aber Menschen eine Haltung plausibel zu machen, die nicht bis in die Feinheiten der Diktion und des Wortgebrauchs dem Mainstream-Gerede entspricht, ist ein unendlich mühsames Unterfangen.

               

              Entweder man gilt als arrogant und wird deshalb ignoriert oder man wird für einen Radikalinski oder Fundamentalisten, "Linken" oder Spinner gehalten und aus diesem Grunde ignoriert. Und das ist keineswegs ein Verhalten, das sich nur bei den Mindergebildeten finden lässt, sondern auch überall dort, wo Menschen angeblich Verantwortung tragen.

               

              Für meine divergierenden Gedanken"gänge" habe ich stets nur da ein offenes Ohr gefunden, wo Menschen mir ein solches liehen.

               

              Aber was ist besser: 1. die Menschen denken sich allerhand Mist zurecht und schweigen aus Angst oder gesellschaftlicher Konformität still oder 2. sie machen ihren Mund auf und lassen den Mist und vielleicht auch noch ein paar vernünftige Gedanken mit raus? 1. = PC, 2. ist vielleicht elend, aber wahrhaftiger (wenn denn dieses Wort hier überhaupt taugt). 2. ist die Bedingung der Möglichkeit eines Diskurses, 1. dessen Verunmöglichung. True or false?

              • @849 (Profil gelöscht):

                Weiß ich nicht. So vom Bauchgefühl :-) her würde ich sagen: kommt drauf an. Das Sie aber anscheinend deutlich zu Variante 2 tendieren, gebe ich Ihnen ein Beispiel, wo ich Variante 1 wesentlich besser finde:

                 

                Offener Antisemitismus ist in Deutschland seit Jahrzehnten gesellschaftlich tabuisiert, und das ist imho auch gut so. Ich denke schon, dass das dazu beigetragen hat, antisemitische Einstellungen in Deutschland zurückzudrängen. Ganz sicher wurden damit die Reichweite und Wirkmächtigkeit antisemitischer Propaganda stark eingeschränkt.

                 

                Klar, damit wurde ein Diskurs verunmöglicht. Aber auf manchen Diskurs kann man auch getrost verzichten.

                 

                Ich würde aber wie gesagt das Beispiel nicht umstandslos auf andere Ideologien und Gegebenheiten übertragen.

                • 8G
                  849 (Profil gelöscht)
                  @Earendil:

                  Ich glaube im Gegensatz zu Ihnen nicht an die Früchte dieser Tabuisierung. Adorno hat seinerzeit gemeint, die Gefahr ginge nicht von den offenen Nazis aus, sondern vom Normalbürger. Die Konsequenz sehen wir heute. Der Schoß ist nie unfruchtbarer geworden...

    • @849 (Profil gelöscht):

      Das ist ja größtenteils korrekt, ABER:

       

      Herr Augstein gehört mit Sicherheit nicht zu der Gruppe der "Abgehängten", sondern hat neben einem nicht unerheblichen Vermögen auch eine ausreichende Bildung, um über ein Großhirn zu verfügen, was ihm was anderes ermöglicht als in Sippenkulturen wie ein Neanderthaler zu denken.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Ich halte seine Einlassungen zu dem Thema für Analyse, nicht für seine Meinung, was in einer idealen Welt zu sein hat. Da, wo er sich aus dem Fenster lehnt, geht es um die 25%ge Quote von Migranten in Schullklassen. Ich denke, auch dieser Gedanke ist sinnvoll, denn immer noch ist es ja die Mehrheitsgesellschaft, welche die migrantische Minderheit integrieren soll (auch wenn immer davon geschwafelt wird, diese habe sich in jene zu integrieren) und das kann sie schlecht, wenn die Verhältnisse dies nicht mehr zulassen.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Was Herr Augstein wirklich denkt, wird er seinen LeserInnen nicht auf die Nase binden wollen - was er jedoch schreibt, ist der überwiegenden politischen Orientierung seiner Zielgruppe "Leserschaft" von SPON und Freitag geschuldet. Da darf auch ein weich gebetteter Vermögender nicht zu nachsichtig und zimperlich gegen sich selbst sein.

        ;-)

  • Man ist von Augstein ja so manchen unreflektierten Stuss gewöhnt, aber das toppt wirklich alles. Migration als Bedrohung? Identität, die gegen Migranten erkämpft werden muss? Das ist 1:1 rechtspopulistisches Geschwätz, könnte genauso gut in Junger Freiheit und Compact stehen. Und das ist auch kein Ausrutscher, das fing schon mit seiner Stellungnahme gegen die doppelte Staatsbürgerschaft an.

     

    Wenn Augstein nun am Morbus Mahler erkrankt ist, ist das allerdings keine Petitesse, sondern eine mittlere Katastrophe, denn anders als Vorgänger wie Rabehl und Elsässer besitzt er nicht nur gewisse Prominenz, sondern dazu eine erhebliche Medienmacht. Der Freitag mag sich auflösen oder zur Compact-Konkurrenz wandeln (mit Todenhöfer hat Augstein da ja schon den rechten Mann an seiner Seite). Aber wenn der Spiegel zu 1/4 einem Rechtsextremisten gehört... ?

     

    Es wird jedenfalls spannend, den weiteren Krankheitsverlauf zu beobachten.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Ganz der/die Va/äter.

    Sowohl Rudolf Augstein als auch Martin Walser haben diesbezüglich schon zeitig vorgelegt und den Jakobs-Weg frei gemacht.

    "Links" ist und war nie einer von den Dreien.

  • "Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lediglich als juristischer Begriff zur Bezeichnung eines Aufenthaltsrechts genutzt, wurde der Begriff "

     

    Immer lustig, wenn mit Vergangenheit argumentiert wird. Gerade von linker Seite, Motto: schon die alten Griechen wussten...

     

    Demnach wäre Sprache statisch und determiniert. Dann "dürfte" ich auch nicht von Shampoo sprechen oder auf's Meeting gehen. Heimat ist ein Wort, das in der deutschen Sprache beheimatet ist. Wir sagen auch, dass wir daheim sind und meinen in unserer Wohnung. Wie dieser Begriff ideologisch aufgeladen wurde, spielt keine Rolle. Hitler bräuchte auch Luft zum Atmen, das macht die Luft nicht faschistisch.

    • @Jens Egle:

      Immer lustig, wenn Rechte gegen etwas argumentieren, was sie gar nicht verstehen. Da zeigt der Autor, wie sich die Bedeutung des Begriffs "Heimat" im Laufe der Zeit verändert hat (und warum er in seiner heutigen Bedeutung politisch nur noch für rechte Diskurse brauchbar ist), und Sie kommen an mit "Demnach wäre Sprache statisch und determiniert"...

  • Mit so etwas disqualifiziert sich Augstein als Linker. Links ist eine Idee, die sich nicht der aktuellen politischen Lage in einer Art Pragmatismus beugt. Und hier scheint der mir darin zu liegen, der nationalistischen Strömung Verständnis entgegenzubringen. Links ist perse kosmopolitisch und international. Und wer sich als links bezeichnet und sich auch noch Popularität erfreut, von dem kann man erwarten, dass er sich für ein Ideal mal etwas weiter aus dem Fenster lehnt und nicht in der nationalistischen Küche was zurecht braut. Es gibt nur eine Heimat, und die sollte in jedem Menschen selbst zu finden sein.

    Augstein ist bei mir schon lange durch.

    Damit ist er nun nicht mal mehr Salonlinker.

    • @lions:

      So habe ich "Links" auch noch nie verstanden. Es gibt diese Ansicht u.a. bei sog. Linken durchaus, aber das "Links" schon immer gegen Grenzen und Nationalismus gewesen sein soll...

      Da habe ich andere Erfahrungen und sicher nicht alle, die auch mal pragmatisch dazu was sagen - unabhängig von Berühmtheit und Macht - wollen ganz sicher nicht in die rechte Ecke gestellt werden.

      • @Hanne:

        So ist das nicht gemeint. Steht auch ja auch nicht da, dass Linke gegen Landesgrenzen sein sollen. Ich halte mich in der Defintion von Weltbürgertum an Kant, der diesen nur als moralische Haltung begriff, nicht als Form politischer Organisation.

        Es gibt ein anders lautendes Verständnis von Kosmopolitismus, der als neoliberales Werkzeug des Profitstrebens angesehen wird. So war´s nicht angedacht.

    • @lions:

      Kosmopolitisch, international im Sinne von Völkerverständigung, Solidarität mit Schwachen, oder einst Proletariat der Welt. Aber nicht gegen einen Begriff wie Heimat gewendet. Auch deutsche Sozialisten hatten nichts gegen eine Vereinigung deutscher Länder zu einem Nationalstaat im Kaiserreich (2. Reich). Im Gegenteil. Auch Marx hätte nichts dagegen gehabt. Linke waren keine "es darf keine Völker, Staaten, Nationen" geben. Der Blödsinn mit no border no nation lässt sich nicht mit "schon die alten Linken wussten" begründen. Linken ging es aber um Kooperation über nationale Grenzen hinweg, keine Eigenbrötlerei, kein Nationalismus, Unionsbildung, etc. Was ja auch eine EU sein sollte. Und was ja auch sinnvoll ist.

      • @Jens Egle:

        Ich zitiere mal kurz aus dem "Kommunistischen Manifest":

         

        „Die Arbeiter haben kein Vaterland“. An anderer Stelle schreibt Marx: „Die Nationalität des Arbeiters ist nicht französisch, nicht englisch, nicht deutsch, sie ist die Arbeit, das freie Sklaventum, die Selbstverschacherung. Seine Regierung ist nicht französisch, nicht englisch, nicht deutsch, sie ist das Kapital. Seine heimatliche Luft ist nicht die französische, nicht die deutsche, nicht die englische Luft, sie ist die Fabrikluft. Der ihm gehörige Boden ist nicht der französische, nicht der englische, nicht der deutsche Boden, er ist einige Fuß unter der Erde“.

         

        Entscheiden Sie selbst, ob man daraus ableiten kann, dass die Frage der Nation oder des Staates tatsächlich auch nur ansatzweise so relevant für Marx und Engels hätten sein können wie die Klassenfrage.

        • @Age Krüger:

          Das haben vielleicht Marx und Engels so gedacht, aber mit Sicherheit nicht alle, die sich heute "links" nennen oder in einem sog. "linken" Staat gelebt haben. Daraus wurde in D z.B. ein so definierter Arbeiter- und Bauernstaat mit (teils devoten) Zwangsfreundschaften aller Art mit Schwesterländern. Es ging um Arbeit, Planerfüllung, Fähnchenschwenken und Datsche, aber sicher nicht um freie Luft zum Atmen für alle auf der Welt. Das war auch in der DDR nicht so, da gab es "Deutsche" und abgeschirmte Fremdarbeiter, die noch nicht mal schwanger werden durften.

        • @Age Krüger:

          Was Marx (Ihr Zitat) vereinfacht sagt, ist: Überall gibt's Unterdrückte, egal ob in Frankreich, Deutschland, England usw. Egal welche Luft Ihr atmet, haltet zusammen, gegen die da oben.

           

          Zwar Engels, aber auch Marx äußerte sich entsprechend. Etwa über Panslawismus, den er verachtete...

           

          Aus: Der magyarische Kampf, Neue Rheinische Zeitung" Nr. 194 vom 13. Januar 1849 "Die ganze frühere Geschichte Östreichs beweist es bis auf diesen Tag, und das Jahr 1848 hat es bestätigt.

           

          Unter allen den Nationen und Natiönchen Östreichs sind nur drei, die die Träger des Fortschritts waren, die aktiv in die Geschichte eingegriffen haben, die noch jetzt lebensfähig sind - die Deutschen, die Polen, die Magyaren. Daher sind sie jetzt revolutionär...

           

          Wie nach außen, so nach innen. Die treibende Klasse, die Trägerin der Bewegung, die Bürgerschaft, war überall deutsch oder magyarisch...

           

          Der nächste Weltkrieg wird nicht nur reaktionäre Klassen und Dynastien, er wird auch ganze reaktionäre Völker vom Erdboden verschwinden machen. Und das ist auch ein Fortschritt."

           

          Wer soll hier verschwunden gemacht werden? Der mit dem Bärtle kam ja viel später...

      • @Jens Egle:

        Herr Egle,

        ich habe ja nichts gegen einen Diskurs über "Heimat", aber erspare mir gern eskalierende Ausmaße, wozu Sie sich letztens haben hinreißen lassen, wie ein Einwurf, ich hätte behauptet, aus einem Land zu stammen, bzgl eines Beitrags, der lediglich darauf lautete, dass ich verschwägert Verbindungen dahin habe. Des weiteren drohten Sie mit strafbaren Handlungen eines albanischen Kollegen bzgl meiner www-Aktivitäten. Für mich bedeutet das schwarze Liste.

        Nur soviel zur frühhistorischen Linken: Marx hätte "Heimat" vorsichtiger benutzt, wäre ihm das Wissen über das Zeitgeschehen nach ihm zugänglich gewesen. Ein paralogisches Unterfangen, wer sich als links bezeichnet und die Modifikation alter linker Thesen aktualisiert nicht auf die Reihe bekommt.

        Eine Nation ist allenfalls ein Begriff der Übereinkunft im Recht aus einer Verfassung und des Territoriums. Begriffe wie eine individuell übergreifende Heimat sind schwer mit X-Tümelei und Rassismus beladen, wie Herr Augsteins Unterfangen eindrücklich darstellt.

        Ende Gelände!

        • @lions:

          Das mit Ihrer Schwagergeschichte ist mir dann selbst aufgefallen. Ich meinte "damals" aber, "wenn ich mich recht entsinne..."was ich nicht tat. Wie Sie jetzt auf die Geschichte mit meinem Kollegen kommen erschließt sich mir nicht.

           

          Ansonsten: Marx hat sich in Vielem geirrt, das stellten auch Sozialisten bereits nach seinem Tod fest. Mir ist zwar der Name des Textes entfallen, aber er machte sich mal über Slawen (Raum heutiges Tschechien, Slowakei und andere) lustig, so mehr oder weniger was die wollen und nie käme es dazu, das diese ein eigenständiges Land hätten. So mehr oder weniger, weil er diesen das kulturell gar nicht zutraute, die deutsche Kultur zu stark sei usw. Nun, es kam aber so wie er nicht meinte: Tschechoslowakei z.B. Aber das entstand ja auch aus einem inneren Wunsch der Tschechen heraus... Wohl auch, weil sie an natus est, geboren von, dachten, woher sich Nation ableitet. Tschechen ist sowas wichtig, ich kenne einige, meine Familie kommt da her, und wie man an der aktuellen Politik, Zeman usw. sehen kann.

           

          Das können Sie mir nicht vorwerfen, etwas nicht in die neue Zeit zu bringen. Schon gar nicht, wenn hier über die Herkunft von Heimat Vergangenes herangezogen wird um die Existenz des Wortes anzuzweifeln. Was ist die neue Zeit schon? In 30 Jahren ist es Schnee von gestern, was heute gedacht wird. Über manches macht man sich lustig usw. Bestimmte Bedürfnisse des Menschen bleiben aber bestehen. Auch gewisse Verhaltensweisen. Der Mensch organisiert sich nun mal kollektiv. Ihm dann wie im Artikel jegliche kollektive Kultur absprechen zu wollen (was für Deutsche gilt, gilt dann für alle) ist Nonsens. Der Begriff Heimat muss nicht so gehässig und negativ aufgeladen werden. Auch Migranten haben heimatliche Gefühle, völlig normal. Was Heimat ist, lernt man in der Fremde kennen und schätzen.

          • @Jens Egle:

            "Der Begriff Heimat muss nicht so gehässig und negativ aufgeladen werden."

             

            Das ist wahr. Aber Augstein tut genau das und instrumentalisiert den Heimatbegriff in seiner negativsten, gemeinsten, ausgrenzendsten Art.

             

            Es hat doch kein_e Linke_r was dagegen, sich zu einem Ort, einer Region, einem Land etc. hingezogen zu fühlen. Aber als politisches Konzept wird Heimat fast immer ausgrenzend benutzt. Da ist das immer das bedrohte Idyll, das von irgendwelchen finsteren Fremden bedroht wird.

             

            Heimat an sich ist nicht problematisch. Heimat als politisches Narrativ aber sehr wohl.

            • @Earendil:

              "Aber als politisches Konzept wird Heimat fast immer ausgrenzend benutzt. Da ist das immer das bedrohte Idyll, das von irgendwelchen finsteren Fremden bedroht wird.

              Heimat an sich ist nicht problematisch. Heimat als politisches Narrativ aber sehr wohl."

               

              „Heimat“ ist der „Ort, an dem man sozialisiert wurde und sich zu Hause fühlt“, wie es im Artikel heißt. Sie ist also ein realer Ort, der für den Heimatverbundenen immer mit einer in der Vergangenheit wurzelnden Vertrautheit verknüpft ist.

               

              Emotional betrachtet ist sie so etwas wie ein sicherer Ort im Bewusstsein des Heimatverbundenen, der als solcher meistens überhaupt erst dann bewusst empfunden wird, wenn er bedroht oder entbehrt wir (wie beim klassischen "Heimweh").

               

              Äußere Veränderungen sind in dieses Gefühl nur dann bruchlos integrierbar, wenn sie bejaht oder gar nicht wahrgenommen werden. Veränderungen, die nicht bejaht oder sogar ausdrücklich verneint werden, werden deshalb als - mehr oder weniger schmerzhafter - Heimatverlust erlebt.

               

              Damit wird Heimat automatisch politisch, wenn sie sich ohne Einverständnis mit den Heimatverbundenen verändert. Sie muss dazu nicht extra als „politisches Narrativ“ verwendet werden. Sie überhaupt politisch zu verwenden ist ohnehin nur dann möglich, wenn sie als bedroht empfunden wird.

              Und ein solches Bedrohungsgefühl existiert wiederum auch unabhängig davon, ob es politisch fruchtbar gemacht wird (was z. B. in der Regel nicht geschieht, wenn es um die Bedrohung von Heimat durch Wirtschaftsinteressen geht).

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Earendil:

              "Augstein [...] instrumentalisiert den Heimatbegriff in seiner negativsten, gemeinsten, ausgrenzendsten Art."

               

              Können Sie das anhand von Zitaten belegen?

              • @849 (Profil gelöscht):

                "Die soziale Gerechtigkeit muss gegen Kapital und Konzerne errungen werden - aber die Identität gegen die Migration."

                 

                "Und es sind weiß Gott nicht nur AfD-Demagogen, die sich angesichts des großen Zustroms von Migranten Sorgen um ihre Heimat machen."

                 

                "Migranten sind Konkurrenten um Wohnraum und Arbeitsplätze. Und sie sind zusätzlich Konkurrenten im Lebensstil." (etwas weniger eloquent gesagt: Die Ausländer nehmen uns die Arbeit und die Wohnungen weg!)

                 

                "Auch der grüne Provokateur Boris Palmer wurde gescholten, als er von den grünen Professoren sprach, die ihm - angeblich - sagten: "Ich habe zwei blonde Töchter, ich sorge mich, wenn jetzt 60 arabische Männer in 200 Meter Entfernung wohnen." Palmer hatte da ein klassisches Muster bedient, blond gegen arabisch, Identität gegen Alterität. Aber Politik hat die Wirklichkeit der Menschen zu berücksichtigen, nicht die Konvulsionen der Kommentatoren."

                 

                (Heißt: Palmers bzw. des ungenannten Professors "Sorgen" vor arabischen Vergewaltigerhorden sind "die Wirklichkeit der Menschen".)

                 

                Überhaupt ist es ja geschickt, von "Sorgen" zu sprechen. "Aber in der Wirklichkeit ist die Einwanderung ein Quell der Sorge." Klingt doch viel netter als "Wir wollen hier keine Fremden!"

                 

                Diese Umdeutungen beherrschen ja auch andere Rechtspopulisten. Wo früher noch "Ausländer raus!" gebrüllt wurde, "verteidigt" man heute die Heimat gegen "Invasoren". Man greift nicht an, man wehrt sich nur.

                 

                Lässt man den Schönsprech weg, bedient Augstein so ziemlich alle gängigen fremdenfeindlichen Klischees: Die Ausländer nehmen uns Arbeit und Wohnung weg, vergewaltigen unsere Frauen und bedrohen unsere Heimat und Kultur. Und wenn sich Deutsche mal wieder "dagegen wehren", können sie sich von nun an - völlig zu recht - auch auf einen "im Zweifel [Ex-]Linken" berufen.

                • 8G
                  849 (Profil gelöscht)
                  @Earendil:

                  Sie interpretieren das, was Sie lesen wollen, Ihre Kritik wird überhaupt nur verständlich, wenn Sie diese auf der Annahme fußen lassen, Augstein sei ein Rechter. Zu dieser Annahme ziehen Sie vermeintliches Vorwissen oder Vorurteile heran. Aus dem Zitierten selbst ergibt sich - ohne Ihren Filter -

                  indes keineswegs das, was sie daraus lesen wollen.

                   

                  Abgesehen davon: ich denke wahrscheinlich nicht sehr viel anders als Sie. Ich weigere mich nur, Aussagen aufgrund von Signalwörtern oder unterstelltem Sinn in eine bestimmte Schublade zu packen. Ich halte Augstein nicht für einen Rechten, nicht mal für einen Demagogen, sondern für jemanden, der ungedeckte Gedanken ausspricht, ohne sich groß darum zu kümmern, wie sie ankommen. Ob ich ihn für einen Linken halte, weiß ich allerdings auch nicht.

                  • @849 (Profil gelöscht):

                    Tja, da sehen wir das in der Tat unterschiedlich. Ich hielt Augstein bislang sehr wohl für einen - analytisch eher schwachbrüstigen, aber eloquenten und manchmal richtige und/oder interessante Dinge schreibenden - Linken. Umso bestürzter war ich, als ich diesen Text von ihm las und dachte: Wenn da jetzt nicht Augstein und irgendwas mit "links" drüberstünde, würde man das irgendwo im AfD-Umfeld verorten. Und da "links" sich für mich nach den Inhalten und nicht der Selbstbezeichnung bestimmt, meine ich eben: Wer Identität und Heimat gegen Migranten verteidigen will, ist rechts und nicht links, punktausende.

                     

                    Und das hat nix mit Schlagworten zu tun, sondern mit Inhalt. Natürlich muss man diesen Inhalt auch aus dem Kontext heraus verstehen, in dem heutzutage Debatten über Identität, Heimat und Migration geführt werden, alles andere wäre politischer Analphabetismus. Und ich denke, Augstein kennt diesen Kontext sehr gut...

                     

                    Außerdem beschleicht mich eben diese Vorahnung, dass das noch nicht das Endstadium ist. Diese Erinnerung: bei Rabehl, bei Elsässer, da hat's auch so angefangen. Hoffen wir, dass meine Vorahnung trügt.

                • @Earendil:

                  Noch ein Nachtrag zum ersten Zitat, weil das zentral für den Text ist: Augstein setzt hier gleichberechtigt neben das traditionelle linke Feindbild* "Kapital und Konzerne" das Feindbild "Migration". Das ist moderner Rechtsextremismus à la Le Pen und Orbán auf den Punkt gebracht: Die Heimat muss gegen Migranten und gegen das internationale Kapital verteidigt werden.

                   

                  *das er schon immer auf besonders platte und unreflektierte Art im Visier hatte - Augstein ist im Ganzen quasi ein Musterbeispiel für "verkürzte", also falsche Kapitalismuskritik

                  • 8G
                    849 (Profil gelöscht)
                    @Earendil:

                    "Die soziale Gerechtigkeit muss gegen Kapital und Konzerne errungen werden - aber die Identität gegen die Migration."

                     

                    Von Heimat spricht er ja hier nicht, wohl aber von Identität. Ich hatte das - textimmanent verstehen wollend - so aufgefasst, als sei diese Identität vor der Migration gar nicht nötig gewesen. Und in der Tat, kam es mir als im Jahr der Mauer Geborenen, die meiste Zeit meines Lebens so vor, als hätten weder ich noch meine Mitmenschen Bedarf an einer Identität als "Deutsche".

                     

                    Dass diese "Frage" allmählich wieder wichtig wurde, kam mir erst wieder sehr deutlich zu Bewusstsein, als wir schon in der Weltmeisterschaft 2006 steckten.

                     

                    Damals fand ich die Deutschtümelei erschreckend und dämlich, heute finde ich sie nur noch erschreckend.

                     

                    Augstein schreibt "aber" und setzt damit den Rest des Satzes in einen Gegensatz. Er hätte "und" schreiben müssen, um beides auf dieselbe Ebene zu bringen.

                     

                    Ich meine, er hat insofern Recht, als der manigfaltige Schwund von Dingen, Verhaltensweisen oder Institutionen, auf die man sich verlassen kann, das Bewusstsein erst zum Rekurs auf Identität nötigt. Wenn er es so meint, würde ich ihm zustimmen. Wenn er hingegen sagen wollte, das Kapital verhielte sich zur Gerechtigkeit wie der Migrant zum Identitätsverlust der "Einheimischen", dann würde ich dies rechten Unsinn nennen.

                     

                    Augstein scheint es indes darum zu gehen, den Heimatbegriff von links zu übernehmen. Wenn dies so ist, passt die Interpretation als Antagonismus von Identität und Fremden aber vorne und hintem nicht.

                    • @849 (Profil gelöscht):

                      "Augstein schreibt "aber" und setzt damit den Rest des Satzes in einen Gegensatz. Er hätte "und" schreiben müssen, um beides auf dieselbe Ebene zu bringen."

                       

                      Diese Interpretation kann ich nicht nachvollziehen, die ist m.A.n. falsch. Der Gegensatz, den das "aber" ausdrückt, besteht doch im Gegner, gegen den etwas errungen werden muss - hier Kapital und Konzerne, da Migration. Erweitert (und damit nicht mehr so schön konzis, aber hoffentlich leichter verständlich) würde der Satz etwa so lauten: "Die soziale Gerechtigkeit muss gegen Kapital und Konzerne errungen werden - aber die Identität muss nicht gegen Kapital und Konzerne errungen werden, sondern gegen die Migration."

                       

                      Man könnte bspw. über die Arbeiterbewegung im 19. Jh. schreiben:

                      "Die 50-Stunden-Woche musste den Kapitalisten abgerungen werde - die Sozialversicherung aber dem Staat."

                      Da steht auch beides auf einer Ebene, trotz "aber".

                       

                      "Wenn er hingegen sagen wollte, das Kapital verhielte sich zur Gerechtigkeit wie der Migrant zum Identitätsverlust der "Einheimischen", dann würde ich dies rechten Unsinn nennen."

                       

                      Genau das sagt er, und darum nenne ich das rechten Unsinn.

                       

                      (Gut, immerhin schreibt er noch von Migration, nicht von Migranten. Aber das bleibt am Ende doch nur eine Nuance.)

                      • 8G
                        849 (Profil gelöscht)
                        @Earendil:

                        Ich würde auch nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass Augstein Rotfärbung durch seine Krokodilsstränen ob des armen deutschen Heimatverlorenen nicht langsam ins rostbraune changiert. Ich weigere mich aber dennoch, die Aussagen - von wem auch immer - stets so zu lesen, als entsprängen sie einer glasklaren Ideologie, die wir als allwissende Leser denunzieren könnten. Das hat was von Gedankenpolizei und das mag ich gar nicht.

                         

                        Das mit dem "aber" kann man selbstverständlich als Absetzung deuten, wie Sie es tun, aber man kann auch einen Gegensatz sehen. Sie sagen andererseits selbst, dass Augstein "Migration" schreibt und nicht "Migranten". Vielleicht ist auch hier mehr gemeint als eine bloße Nuance, vielleicht auch nicht.

                         

                        Hat sich denn die deutsche Nation von innen her gebildet oder angesichts der anderen sich herausbildenden Nationen? Woraus entstehen die "Identitäten" von Anhängern eines Fußballvereins oder die Animosiäten zwischen Mainzern und Wiesbadenern? Wer "Identität" braucht, muss sie gegen Fremdes erringen. Und wenn nichts Fremdes da ist, muss er sich etwas fremd machen (so wie die Nazis die Juden). Vielleicht sehe ich da was falsch, weil mich die Frage nach meiner Identität nur im Sinne der familiären Herkunft interessiert und ich Heimat als etwas sehe, das nicht notwendig an einen Ort gebunden ist.

                        • @849 (Profil gelöscht):

                          Deshalb halte ich es ja für fatal, krampfhaft irgendwelche (möglichst kollektiven und ausschließenden) Identitäten zu suchen.

                           

                          Aber wissen Sie was - für die Metaphorik Ihres ersten Satzes möchte ich Sie grade küssen. Und ansonsten hab ich im Moment keine Lust mehr zu diskutieren. Mag beides auch am gerade genossenen köstlichen Starkweizen liegen, aber gewiss nicht nur. :-)

                           

                          Leben Sie wohl bis zum nächsten Disput.

  • Augstein nutzt das Feigenblatt "links" zu sein systematisch um einer Mischung aus Nationalismus und Sozialismus das Wort zu reden. Wobei seine Hauptantriebsfedern sein Eifer gegen die USA und im speziellen Israel zu sein scheint.

    Und das ganze darf er dank Abstammung an einem sehr prominenten Medienplatz zum Besten geben.

    • @Gunter Gabriel:

      Abstammung ?

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Pink:

        Ja, Abstammung.

        Erst googlen, dann vielleicht fragen.

  • Indem Augstein gleich zu Beginn seiner Kolumne postuliert: „Auch Heimat ist ein Menschenrecht“, macht er sich zunächst einmal die Position der Vertriebenenverbände zu eigen. Ein „Recht auf Heimat“ gibt es in der UN-Menschenrechtscharta nicht. https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Erkl%C3%A4rung_der_Menschenrechte https://de.wikipedia.org/wiki/Recht_auf_Heimat

     

    Anschließend versucht er, seine Leser mit Binsenweisheiten wie „Ein Problem verschwindet nicht, indem man nicht hinsieht. Es ist eine Tatsache, dass viel Zuwanderung erst mal viele Probleme schafft“ ins Boot zu holen, um dann (nachdem er Wagenknecht und Palmer als Kronzeugen anführt) als Lösung der Probleme ein „Recht auf die eigene Identität“ zu konstruieren. An einer Definition des Begriffs „Identität“ versucht er sich bezeichnenderweise lieber nicht. Stattdessen bedient er die alten Ressentiments: „Migranten sind Konkurrenten um Wohnraum und Arbeitsplätze. Und sie sind zusätzlich Konkurrenten im Lebensstil“ und Bilder: „So war es mit den ersten Wellen der Einwanderung.“

     

    Unbestätigten Berichten zufolge steht eine Umbenennung des „Freitag“ zu „Der junge Freitag“ kurz bevor.

  • Ganz schön arrogant!

     

    Auch in anderen Sprachen gibt es Worte für den Ort, an dem man "sozialisiert wurde und sich zu Hause fühlt". Das englische home etwa, das französische pays oder die rodina der Russen. Auch diese Begriffe sind teilweise mit "Boden" und "Blut" aufgeladen. (Emotionen waren früher halt nichts, worüber Mann gesprochen hat.) Nur bedeuten diese fremden Worte manchen Deutschen nichts. Sie haben sie ja nicht mit ihren individuellen Emotionen – von Schwärmerei über Sentimentalität bis Hass – aufgeladen.

     

    Jakob Augstein und Frederike Schindler scheinen sich ein Missverständnis zu teilen. Beide behaupten eine angebliche "gemeinsame und kollektive Kultur" (hier des Verhaltens, da der Sprache), die unmöglich teilen kann, wer eine andere, irgendwie minderwertige Kultur hat. Die Beweise dafür bleiben sie schuldig.

     

    Gemeinsam spielen Augstein und Schindler "den Rechten" in die Hände mit ihrer Reflexions-Verweigerung. Der eine postuliert etwas, die andere greift das Postulat auf und bestätigt es gleich mit dem ersten Satz ihres angeblichen Verrisses. Wieso? Vermutlich, weil auch die gemeinsame Unfähigkeit, sich in angeblich Fremde, Minderwertige hineinzuversetzen, ein Wir-Gefühl schafft. Wenn das Kultur ist, bin ich gerne ein Banause.

     

    Übrigens: Nicht nur wir Deutschen würden das Prinzip "Wir und die Anderen" auch dann pflegen, wenn wir ganz "unter uns" wären. Es liegt in der Natur des Menschen, nach externen Rechtfertigungen für die eigene, immer wieder aufflammende Aggressivität zu suchen. Wir müssten uns ja 24/7/52 vor uns (selbst und unseren Lieben) fürchten, könnten wir nicht Andere zu Sündenböcken machen.

     

    Die taz, die sich was auf ihr Knast-Abo zugute hält, kann ich da leider nicht ausnehmen. Auch sie schreibt immer wieder in alarmistischsten Tönen über "die Sachsen", "die Pegidisten", "die Antisemiten" oder gar "die sozial Schwachen". Wie sollte sie auch sonst ihren Distinktionsgewinn erwirtschaften?

    • @mowgli:

      Alberner Kommentar. Einordnungen wie Sachsen, Pegidisten, Antisemiten, sozial Schwache... alles dasselbe wie völkische Identitäten und Ausgrenzungen? Denken Sie mal über den Unterschied zwischen Kategorie und Identität nach!

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Earendil:

        Ich finde Ihren Kommentar daneben, weil sie (ist das bei Ihnen eigentlich Prinzip?) Mowgli ganz offenbar falsch verstehen wollen. Sie behauptet nirgends, Sachsen, Pedigisten, Antisemiten usw. seien dasselbe wie völkische Identitäten. Das tun sie und zwar gegen die schriftliche Faktenlage.

  • "...wurde der Begriff mit alt- und mittelhochdeutschen Vorläufern und indogermanischen Wurzeln..."

     

    Quatsch! Heimat ist ein Kunstwort, entstanden aus "heimlich" und "dogmatisch."

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Seltsames Anamolie-Witzle.

       

      Ohne Quatsch, auch interessanter: https://de.wikipedia.org/wiki/Heimat

      • @571 (Profil gelöscht):

        Diese Wiki- Seite muss dahingehend unbedingt überarbeitet werden.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @lions:

          Dann mal los!

          Angeblich soll sich ja dort austoben können wer will.

          • @571 (Profil gelöscht):

            Hab ich alles schon probiert, wird aber wieder rauszensiert. Eigentlich kann ich ja die ganze Welt erklären, aber die will das irgendwie nicht.

            • @lions:

              Gott sei Dank, muss ich da bewusst entgegnen. Aber um ernsthaft zu sein, können sich Linke bei Wikipedia wohl alles andere als beklagen. Wenn es aber darum geht, Menschen auch noch den letzten Rest Halt zu rauben, sie zu entwürdigen und Begrifflichkeiten, über die kulturwissenschaftlich Jahrhunderte diskutiert wurde, völlig auszumerzen, sperrt sich wohl selbst Wikipedia. Machen sie für Ihre Ideen doch einfach ein eigenes Wiki auf.

              • 5G
                571 (Profil gelöscht)
                @Jens Egle:

                Was seh ich da?

                JENS EGLE greift ins Spiel ein?

                Wäre ja okay, wenn er mehr "Hummooor" besäße.

            • 5G
              571 (Profil gelöscht)
              @lions:

              Irgendwie schon frustrierend, gell?

              • @571 (Profil gelöscht):

                Klar! Etymologisch bin ich da echt unterwegs. Beispiel: Das Brötchen ist durch Lautverschiebung aus dem mittelhochdeutschen "Porötchen" entstanden, das sich vom lat. "porus" ableitet. Ableitungen von Brot sind irreführend, auch wenn der Wortstamm anderes vermuten ließe.

                Die von Duden und Wiki etc kapieren es einfach nicht.

                • 5G
                  571 (Profil gelöscht)
                  @lions:

                  Das Brötchen wird bei uns "Wecken" oder "Weckle" gerufen.

                   

                  Was weiß die Etymologin dazu?

                  • @571 (Profil gelöscht):

                    Ja, sagen die autochthonen Thüringer südwestl des Kamm auch dazu. Von was wird man Sonntagmorgen durch die Nase günstigstenfalls geWECKT? Der tickende Gegenstand auf dem Nachtisch geht auch darauf zurück. Btw: Kommt man zu irgendwas zu spät, hat man einen Termin "versemmelt"

                    • @lions:

                      ...Äh, der tickende Gegenstand im Nachtisch.

                      • 5G
                        571 (Profil gelöscht)
                        @lions:

                        "Gegenstand im Nachtisch", etwa wie "Haar in Suppe"?

                        • @571 (Profil gelöscht):

                          Genau, im Sinne von Eingewecktes.

                          • 5G
                            571 (Profil gelöscht)
                            @lions:

                            Damit begeben wir uns auf sprachlich vermintes Terrain. "Weck" ist eine alte Marke und trägt eine stilisierte Erdbeere als Erkennungszeichen.

                            Weck, Wecken, Weckle als Backwerk ist herleitbar von ahd. "weggi - keil", mhd. "wecke, wegge, keil, keilförmiges Backwerk (Lexer), vgl. engl. wedge - Keil, Kuchenstück...

                            Quelle: Hermann Wax, Etymologie des Schwäbischen, Biberach 2011.

                             

                            Weiter oben erwähnten Sie die Pore als Stamm des Brötchens. Analog wäre demnach der Poroton-Ziegel eine Art Wecken, der sich bei hoher Temperatur zum Backstein entwickelt?

  • "Wer den seit dem 15. Jahrhundert verwendeten Begriff Heimat vom Deutschen in eine andere Sprache übersetzen will, wird scheitern: Nirgendwo gibt es eine adäquate Entsprechung für einen Ort, an dem man sozialisiert wurde und sich zu Hause fühlt."

     

    So, so. Wie wäre es mit patrie? Französisch von Latein patria= Vaterland. Spanisch patria, italienisch patria, usw. Im Englischen spricht man auch vom fatherland. Es gibt aber auch das homeland, was wohl mehr Heimat entspricht, oder home country. Natürlich gibt es auch den patriot (jemand der das Vaterland/die Heimat schätzt). So ist es halt, auch wenn das einigen Leuten nicht passt. Aber es ist eben nicht nur im Deutschen so.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Jens Egle:

      Eine der Bedeutungen von engl. "home" deckt sich sehr gut mit unserer "Heimat", nämlich "the district or country where one was born or has settled on a long-term basis". Und ich denke auch, dass diesem "home" durchaus Gefühle entsprechen können, die ein Deutscher hat, wenn er von Heimat redet. Das wird auch deutlich in dem Sprichwort "home is where the heart is".

    • @Jens Egle:

      Also entweder heißt "Patrie" "Vaterland" oder es heißt "Heimat".

       

      Im Deutschen sind das verschiedene Sachen,

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Nö, ist vergleichbar.

        "Vaterland" war, "Patria" ist ein deutscher(!) Fahrradhersteller.

        Darin könnten Sie sich alle gütlich einig werden.

      • @Age Krüger:

        Das Wort "patrie" bedeutet eindeutig Vaterland. Den Begriff "Heimat" auf Französisch zu treffen, ist nicht einfach.

      • @Age Krüger:

        Patrie heißt direkt übertragen Vaterland. Logisch, denn der pater (lat.) ist der Vater. Hat's ins Deutsche auch geschafft: Pater für Pfarrer. Übersetzungen sind dann was anderes. Wer übersetzt schon "Mit dem ist nicht gut Kirschen essen" direkt in Englisch? Müsste ein Idiot sein.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Jens Egle:

          Da weiß Wikipedia unter dem Suchwort "Pfarrer" aber was ganz anders. Bitteschön, Herr JENS EGLE:

          "Etymologie

          Das Wort Pfarrer geht auf das ältere Pfarre „Amtsbezirk eines Pfarrers“ zurück, das aus dem kirchenlateinischen par®ochia „Diözese“ entlehnt wurde, welches letztendlich auf griechisch παροικία, paroikía „Nachbarschaft, Aufenthalt in der Fremde“ zu παρά „in der Nähe, nahe bei“ und οἶκος „Haus, Heimat“ beruht.[1] „Pfarrin“ bezeichnete im 19. Jahrhundert die Ehefrau des Pfarrers.[2]

          • @571 (Profil gelöscht):

            Das mag sein, Herr Konold. Aber ich sagte ja nicht, dass Pater Pfarrer wortwörtlich entspricht. Ich meinte nur dass man allgemein mit Pater auch einen Pfarrer meinen kann und das ist in manchen Regionen gebräuchlich. Mal abgesehen davon: man sagt auch der Heilige Vater. Damit ist der Papst gemeint. Padre, italienisch, wiederum kommt auch von pater. Und damit werden auch Geistliche benannt. Auch Der Pate (Mafiaboss) :-)/, wobei sich das wohl mehr auf Patron (Schutzherr, Schutzgeist) bezieht. Die Mutter ist die mater. Mater-mother-Mutter. Warum nicht? Wenn es auch sprachwissenschaftlich sog. falsche Freunde gibt. Aus der Schule vergaß ich viel, bin ja Arbeiter, Metaller, aber Latein nicht. Ich denke, auch heute reicht mir der Grundstock noch zumindest für die Basics.

             

            Aber Sie haben mich da missverstanden. Ob mit oder ohne Wikipedia. Und es gibt dort durchaus gute Artikel.

            • 5G
              571 (Profil gelöscht)
              @Jens Egle:

              Eine Art Paternoster-Diskussion?

              Fin.

  • Heimat - wo noch niemand war. &

    Die Prozente hat er beim Ollen Fritz

    Geklaut - für Juden & der UdSSR -

    Für "Deutsche" an Unis!

    Na Mahlzeit!

     

    Aber der faule Apfel fällt ja nicht weit von seinen

    Birnbäumchen - wa!

    Hans Mayer - schrieb Vater Rudolf zum

    70. ins Stammbuch "…aber er solle aufhören - mit den

    Nationalfänchen so heftig rumzuwedeln!"

    Na & der Schlußstricher walsert halt so vor sich hin!

    Grad noch: Manganschlußstrich brun von der Resterampe.

    Das - Wasserburger Bodenseeeinfältchen.

    lat. - Coregonus wartmanni walserensis.

    kurz - Pflanzen sich durch Knollen fort.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      "Das - Wasserburger Bodenseeeinfältchen.

      lat. - Coregonus wartmanni walserensis.

      kurz - Pflanzen sich durch Knollen fort."

       

      Ja, wie? Dieser Fisch vermehrte sich vegetativ?

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ok ok - Aber nur aussensweise -

        Mangan - brun - Knolle - zwei Väter -

        "....Irrt er in der Welt umher,

        Hat kein reines Hemde mehr,

        Wird am Ende krumm und faltig,

        Grimmig, greulich, ungestaltig,

        Bis ihn dann bei Nacht und Tag

        Gar kein Mädchen leiden mag

        Onkel heißt er günstgen Falles,

        Aber dieses ist auch alles. –..." http://gutenberg.spiegel.de/buch/tobias-knopp-4169/76

        &!! - Kritik des Herzens -

        "Selig sind die Auserwählten,

        Die sich liebten und vermählten;

        Denn sie tragen hübsche Früchte,

        Und so wuchert die Geschichte

        Sichtbarlich von Ort zu Ort.

        Doch die braven Junggesellen,

        Jungfern ohne Ehestellen,

        Welche ohne Leibeserben

        So als Blattgewächse sterben,

        Pflanzen sich durch Knollen fort." https://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/Busch/Kritik/selig.htm - Get it? - fein.

        Rest - Bitte selbständig in Heimarbeit - gell - Weiterbearbeiten! Danke.

        (Ha no. Lehrers muß frauman immer alles erklären - Echt getzt mal - Aber immer.;))

        Na. Is doch wahr. http://www.taz.de/Die-Wahrheit/!5391992/

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          W.B. et al. Anspruchsvoll. Schön anzusehn.

          Trotz allem, die ähm Metaphernblase ist irgendwie in dieser ähm Echokammer gefangen.

          Neudeutsch - auch Blase.

          • @571 (Profil gelöscht):

            Alternde Rockmusiker kennen noch die

            Echolette - wa!;)

            • 5G
              571 (Profil gelöscht)
              @Lowandorder:

              Echolette

              Wah-wah

              • @571 (Profil gelöscht):

                Ge nau! Echolette!

                Sei - auch hier - retourniert!

                 

                " Wah-wah…" reimt sich auf¿…?

                Ge nau!

                kurz - Wanderkläuschen verlaufen!

                Greinend im - Wald der Fiktionen!

                (by - Umberto Eco!)

                (Na - aber das! - is ne Adresse - Wa! Wa!

                Ha. Dess putzt - gell! &!

                Ha noi. Nix Kehrwoche!

        • @Lowandorder:

          ok noch einer zu feiner Gesellschaft -;)

          Voll aus dem Leben gegriffen!

           

          (pps: Vater Rudolfs Liebesleben kreuzte ich insoweit mal real - als ich einst meine babyblaue Ente mit kirschroten Scheinwerfern just dort -… wo tags zuvor mein damaliges Idol seinen Cadillac …- parkte.

          Die Schloßherrin aus schwedischem Kirunaerz-Adel erwähnte sodann -

          Die mir bis dato völlig unbekannte Berufsbezeichnung - "Lo - mit meiner Zugehfrau!" - Was diese - gut&cool - Berlinerfahrene zwar mit

          " Wo die Liebe so hinfällt!" quittierte -

          Aber es bestand - doch doch -

          In - "degoutant" - beiderseitiges Einvernehmen! Klar 60er!

          (heute neudeutsch "nicht-pc" - ;))

          jedenfalls inne taz!)

          Hab aber seine Postille noch ein ganzes Weilchen weiter gelesen!;)

          1. Breakpoint - als die SD/SS-Kiste im

          Spiegelzentrum ruchbar wurde!)

          Der andere Vater hingegen - war nie - ein Idol. Wie auch!;)((

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            "Der andere Vater hingegen - war nie - ein Idol. Wie auch!;)(("

            Klar, gut funktionierende Selbstinszenierer, Papa & Sohnemann...

    • @Lowandorder:

      Wenn, dann vollständig: "Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt, sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte ist aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so enststeht in der der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat."

      Und nun über Hoffnung und Nochnicht philosophieren....

      • @Hans aus Jena:

        Manches muß man als einfacher Geist - In aller Bescheidenheit den Berufenen überlassen. Anderes wäre ja Angabe!

        Wie bei Punk - mehr als ein Akkord!;))

        • @Lowandorder:

          Mehr als ein Akkord? Es muss solo nicht mal ein ein polyphones Instrument sein; Ne Flöte tut´s auch.

          • @lions:

            Gern auch dass Teil

            Je nach kurzweil!

            (gern 'n Haynes)

    • @Lowandorder:

      Passend dazu - exLÜGT-Spiegel-wiederLÜGTer Blome als Buddy & nen Hodentöter als Frei-backbeater über Tag.

      kurz - In - Feiner Gesellschaft.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Herrlich, mal wieder, alter Chefkryptiker...

        (You made my day. Hat sich heute schon wieder gelohnt, gestern noch nicht gestorben zu sein)

        ;-)