J.D. Vance auf Republikaner-Parteitag: Die rechte Zukunft
US-Vizekandidat J.D. Vance zieht mit einer Rede auf dem Parteitag der Republikaner das Publikum in seinen Bann. Vor allem mit seiner Oma.
Unter den Delegierten und Besuchern des Nominierungsparteitags der Republikaner in Milwaukee werden vor allem sein Alter – er ist erst 39 Jahre alt –, sein Militärdienst und seine Loyalität gegenüber Trump und der „Make America Great Again“-Bewegung (MAGA) positiv hervorgehoben. Von vielen wird er als die Zukunft der neuen Rechten in Amerika gesehen.
Während seiner knapp 40-minütigen Rede gab Vance Einblicke in sein Leben, das eng mit dem Niedergang der US-Industrie im mittleren Westen des Landes verbunden ist. Wer sein Buch „Hillbilly Elegy“ gelesen oder die Verfilmung auf Netflix gesehen hat, hat vieles davon bereits gehört. Doch für die meisten Amerikaner dürfte es neu gewesen sein.
Vance wurde in schwierigen Verhältnissen von seiner Großmutter aufgezogen, die er liebevoll „Mamaw“ nannte. In seiner Rede beschrieb er sie als hochreligiös. Großen Beifall hagelte es, als er erzählte, dass die Familie nach dem Tod der Großmutter 19 geladene Schusswaffen in deren Haus gefunden habe. Das rief unter den Menschen Jubel hervor. Im Chor hallte es „Mamaw, Mamaw“ durch die Arena.
Eine demokratiefeindliche Agenda
„Ich denke, einer der attraktivsten Aspekte für Trump bei der Wahl von J.D. Vance ist dessen Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär“, erklärte die republikanische Strategin Lauren Tomlinson gegenüber der taz. „Dieser amerikanische Traum, die Lebenserfahrungen, die J.D. Vance bei der Überwindung wirtschaftlicher Probleme gemacht hat, ist etwas, das viele Menschen in den USA nachvollziehen können.“
Bei Trump bedankte sich Vance für die Anerkennung und das Vertrauen und erklärte, dass die amerikanische Arbeiterschicht seit Jahrzehnten unter der Politik Bidens und der politischen Elite in Washington leide. „In Kleinstädten wie meiner in Ohio oder in der Nachbarstadt in Pennsylvania oder in Michigan wurden Arbeitsplätze ins Ausland verlagert und Kinder in den Krieg geschickt“, so Vance.
Es gehe ihm und Trump darum, den Arbeitern unter die Arme zu greifen. Das hieße: weniger internationaler Handel, mehr Eigenproduktion. Weniger Einwanderung, mehr Arbeitsplätze für Amerikaner. Mehr Sicherheit und weniger Drogen. Kein Krieg, wenn jedoch eine militärische Intervention unumgänglich sei, dann mit voller Gewalt. Es ist die neue populistische Plattform der Partei.
Bidens Kampagnen-Team teilte im Anschluss an Vances Rede mit, der Vizekandidat sei das Aushängeschild des „Project 2025“, mit dem Trump das politische System der USA nach rechtskonservativen Prinzipien umbauen will. „Mit der Unterstützung des Silicon Valley und der Milliardäre, die seine Ernennung zum Vizepräsidenten gekauft haben, ist Vance das Project 2025 in Menschengestalt – eine Agenda, die Extremismus und die Superreichen über unsere Demokratie stellt“, sagte Kommunikationsdirektor Michael Tyler.
Vance hat vielleicht nicht dieselbe Bühnenpräsenz wie Trump oder auch Barack Obama, doch am Mittwoch zeigte er, dass auch er ein Publikum in seinen Bann ziehen kann. Für Donnerstag, den letzten Tag des Nominierungsparteitags, ist eine Rede Trumps geplant.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind