Israels Premier unter Druck: Regierungsgegner rufen zum Aufstand
Mit Massenprotesten wollen Regierungskritiker in Israel diese Woche das Land lahmlegen. Indes musste Netanjahu das Kriegskabinett auflösen.

Hintergrund der Auflösung ist der Austritt von Benny Gantz aus dem Kriegskabinett vor gut einer Woche. Der Oppositionspolitiker war nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober in das Mini-Kabinett eingetreten, um Netanjahus rechtsreligiöse Koalitionspartner von wichtigen Entscheidungen auszuschließen.
Damit stärkte er Netanjahu im Krieg den Rücken. Nun aber verließ er das Forum unter anderem aus Frustration darüber, dass Netanjahu keine Vorstellungen formuliert hat, wie es in Gaza nach dem Krieg weitergehen soll.
Damit ist Netanjahu wieder auf sein reguläres Kabinett angewiesen. Er wird zusehen müssen, dass seine extrem rechten Koalitionspartner, von denen einige Teil der Siedlerbewegung sind, nicht allzu viel Einfluss erlangen. Diese lehnen einen Deal mit der Hamas grundsätzlich ab, der eine Waffenruhe im Austausch für die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas vorsehen würde. Sie fordern eine noch härtere Gangart gegen die Palästinenser*innen und sprechen sich für eine Wiederbesiedlung Gazas mit israelischen Zivilist*innen aus, was Israel international weiter isolieren würde.
Massenproteste geplant
Neben den zutage tretenden politischen Zerwürfnissen steigt auch der Druck der Straße: Im ganzen Land sollen diese Woche Proteste stattfinden. Zwar hat die Armee kürzlich vier Geiseln befreien können, dennoch setzt sich offenbar die Lesart durch, dass der Krieg zu nichts führt.
Noch am Montag sollte eine Demonstration vor dem Parlament in Jerusalem stattfinden. Mehrere Techunternehmen hätten Busse gemietet, um Demonstrierende in die Hauptstadt zu fahren, berichteten Medien. Am Mittwoch ist ein Auto-Konvoi unter dem Motto „Rettet Israel!“ geplant. Die Protestwoche endet mit einer Demo in Tel Aviv am Samstag.
Bereits vergangenen Samstag hatten dort Zehntausende gegen Netanjahu und seine Gaza-Politik demonstriert. Obwohl die Zahlen zunehmen, sind sie noch von den Vorkriegszahlen entfernt, als wöchentlich Zehntausende, teils sogar mehrere Hunderttausende gegen Netanjahu und die geplante Justizreform demonstrierten.
Nun sollen die Massenproteste wieder an Fahrt aufnehmen. Die Organisator*innen erklärten am Sonntag, Ziel sei es, im Laufe der Woche eine Million Menschen auf die Straße zu bringen und dafür zu sorgen, dass Israel noch vor dem ersten Jahrestag des 7. Oktober neu wählt.
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