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Israels Knesset geschlossenShutdown der Demokratie

Judith Poppe
Kommentar von Judith Poppe

Ein Zusammenkommen des israelischen Parlaments ist vorerst ausgesetzt: in einer Demokratie keine Kleinigkeit.

Israel in Zeiten von Corona: Parlament zu, Spielplatz zu Foto: Sebastian Scheiner/ap

I n Zeiten von Corona ist es schwer zu protestieren. Auch in Israel. Derzeit herrscht eine Quasiausgangssperre. Menschenansammlungen über 10 Personen sind untersagt.

Dabei ist Protest gerade jetzt wichtig, denn in Israel geht mit dem Corona-Shutdown auch ein Shutdown der Demokratie einher. Netanjahu und seine Verbündeten machen sich die Coronakrise schamlos zunutze, um demokratische Instanzen abzubauen.

Am Mittwoch hat Knessetsprecher Yuli Edelstein unter dem Vorwand präventiver Maßnahmen ein Zusammenkommen des neu gewählten Parlaments ausgesetzt. Das ist keine Kleinigkeit. Es bedeutet, das zentrale Instrument von Demokratie arbeitsunfähig zu machen. Dabei dürfte es ihm nicht um die Seuchenbekämpfung gegangen sein, sondern vor allem darum, Netanjahu und seinen Block an der Macht zu halten.

Interimsjustizminister Amir Ohana hat zudem das Gericht geschlossen und damit den Korruptionsprozess gegen Netanjahu für mindestens zwei Monate verschoben. Welcher Bürger Kontakt zu Corona-Infizierten gehabt hat und sich demzufolge in Selbstquarantäne begeben soll, weiß derweil das Gesundheitsministerium vom Inlandsgeheimdienst. Der wurde nämlich vom Interimskabinett damit beauftragt, sämtliche Standortdaten von Handys zu erfassen und im Kampf gegen Corona zu nutzen.

In Israel, das sich wie alle Länder in einer der größten Krisen seit Langem befindet, kämpft derzeit Netanjahu auf dem Rücken der Demokratie um den Machterhalt. Möglich, dass die Demokratie darunter zerbricht. Manchmal ist es schwer, den Kipp-Punkt zu erkennen.

Um so wichtiger ist es, dass sich diejenigen wehren, denen die Demokratie am Herzen liegt. Sie werden es auf allen Ebenen tun müssen, und mit kreativen Methoden. Gleich am Donnerstag fanden sie eine erste Möglichkeit: Hunderte von Autos fuhren als Konvoi zur Knesset. Die israelische Demokratie liegt jetzt in den Händen der dünnen Mehrheit der Parlamentsmitglieder, die sich gegen Netanjahu zusammengeschlossen haben, und in denen der israelischen Öffentlichkeit.

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Judith Poppe
Auslandsredakteurin
Jahrgang 1979, Auslandsredakteurin, zuvor von 2019 bis 2023 Korrespondentin für Israel und die palästinensischen Gebiete.
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5 Kommentare

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  • Was ist los mit Euch? Habt ihr wieder einen Seuche gefunden?



    "Corona stärkt Netanjahu"



    "Infiziert und ausspioniert"



    "Die Knesset ist zu: Wegen Corona?"



    "Shutdown der Demokratie"



    Ja ich weiß, "gerade wir als Deutsche", wo wir zwar wegen der Seuche Probleme haben, aber noch lange keinen "Shutdown der Demokratie" zu erwarten haben......So haben wir wieder einen Grund gefunden uns "Sorgen" zu machen, uns zu kümmern ", ".......einen Beitrag zur Demokratieförderung und Konfliktbearbeitung in der Region zu leisten", wie deutsche Stiftungen so gerne schreiben...

    I want to quote at the end



    www.youtube.com/watch?v=ogoKPg3TYHk



    min: 22:30



    ...my findings were, that Germany today, it's sadly to say, as the same mindset as it hat essentially in the 30s...



    end of quote

    • @Günter:

      Was diese Überschriften anbelangt:



      Sie sprechen mir sowas von aus der Seele!



      Jedes Mal rolle ich mit den Augen und knirsche mit den Zähnen. Arrrgh

  • "In Zeiten von Corona ist es schwer zu protestieren. Auch in Israel. Derzeit herrscht eine Quasiausgangssperre. Menschenansammlungen über 10 Personen sind untersagt.

    Dabei ist Protest gerade jetzt wichtig, denn in Israel geht mit dem Corona-Shutdown auch ein Shutdown der Demokratie einher. "

    Auf der ganzen Welt, so gut wie in jedem Staat gibt es Ausgangssperren oder ähnliche Maßnahmen.

    Überall geht es dabei darum, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Nur in Israel, da geht es um etwas anderes.

    Alles nur ein Vorwand um Netanjahu an der Macht zu halten.

    • @Jim Hawkins:

      Lieber Jim, Sie haben es mal wieder auf den Punkt gebracht!

  • Man könnte annehmen, in Israel kann es eigentlich nur noch besser werden. Die Erfahrung zeigt leider: Schlimmer geht immer. So reiht sich das Land wohl in die wieder länger werdende Liste der Autokratien ein.