Israels Grenze zum Libanon: Gefährliche Eskalation
Vor 13 Jahren führten Israel und die libanesische Hisbollah zuletzt Krieg. Ein Schusswechsel nährt jetzt die Sorge vor einem neuen Waffengang.
Israels Armee bestätigte, dass aus dem Libanon mehrere Panzerabwehrraketen in Richtung des israelischen Grenzorts Avivim abgefeuert worden seien. Ziel seien ein israelischer Militärstützpunkt und Armeefahrzeuge gewesen. Es habe mehrere Treffer gegeben. Opfer wurden von israelischer Seite zunächst nicht bestätigt.
Die israelische Armee habe das Feuer erwidert und Ziele im Süden des Libanons beschossen. Die libanesische Armee sprach von mehr als 40 Raketen und Granaten, die nahe der Ortschaften Marun al-Ras und Jarun niedergekommen seien.
Israelische Ortschaften entlang der Grenze wurden angewiesen, die zivilen Schutzbunker zu öffnen. Zu der neuen Eskalation kam es nur zwei Wochen vor Israels Parlamentswahl.
Zuvor hatte Israels Armee nach Medienberichten Leuchtbomben über einem anderen Ort an der Grenze abgefeuert. Eine Militärsprecherin bestätigte lediglich, israelische Einsätze an der Grenze hätten dort Feuer ausgelöst.
Hariri ruft nach Mediatoren
Libanons Regierungschef Saad Hariri habe angesichts der Entwicklungen US-Außenminister Mike Pompeo und einen Berater des französischen Präsidenten Emanuel Macron angerufen, um zu intervenieren, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur NNA.
Israels Staatspräsident Reuven Rivlin sagte: „All jene, die uns schaden wollen, müssen wissen, dass wir bereit und gewillt sind, Israels Bürger zu verteidigen, wo immer sie sind, ohne zu zögern. Wir sind bereit und wir wollen nicht beweisen müssen, wie gut vorbereitet wir sind.“ Ruhe könne nur auf beiden Seiten der Grenze herrschen, betonte er.
In der vergangenen Woche hatten sich Spannungen zwischen Israel und dem Libanon zugespitzt. Nach dem Absturz einer Drohne und der Explosion einer zweiten über der Hauptstadt Beirut vor einer Woche warf die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah Israel einen Bombenangriff vor. Der libanesische Präsident Michel Aoun sprach von einer „israelischen Aggression“, die einer „Kriegserklärung“ gleichkomme.
Am Mittwoch schoss die libanesische Armee nach eigenen Angaben im Süden des Landes auf drei israelische Aufklärungsdrohnen. Israel warf dem Iran vor, mithilfe der Hisbollah im Libanon die Herstellung von Präzisionsraketen zu intensivieren.
Die gegenseitigen Angriffe nährten die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Lage. Zuletzt war es 2006 zu einem rund einmonatigen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah gekommen, den die Schiitenmiliz als Sieg feierte. Auf libanesischer Seite wurden mehr als 1.200 Menschen getötet, auf der israelischen mehr als 160 Soldaten und Zivilisten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation