Israelische Militäraktion: Acht Tote bei Sprengung eines Tunnels
Durch den Tunnel sollten mutmaßlich islamistische Extremisten von Gaza aus auf israelisches Gebiet gelangen. Nun herrscht die Sorge vor einer weiteren Eskalation.
Der Angriff erfolgte einen Tag vor der geplanten Übergabe der Grenzübergänge des Gazastreifens an die Palästinenserbehörde von Präsident Mahmud Abbas.
Israels Armeesprecher Jonathan Conricus sagte, der unterirdische Gang in der Nähe von Chan Junis im südlichen Teil des Palästinensergebiets sei von israelischem Gebiet aus mit Sprengstoff zum Einsturz gebracht worden. Dabei sei eine neuartige Technologie eingesetzt worden.
Israelische Medien berichteten, vor dem Angriff sei aus Sorge vor einer Eskalation das Raketenabwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) im Süden Israels in Position gebracht worden. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv wollte sich dazu nicht äußern.
Ein Sprecher des Islamischen Dschihads sagte Journalisten in Gaza: „Unsere Reaktion auf dieses Verbrechen wird zum richtigen Zeitpunkt erfolgen.“ Er sprach von einem Versuch Israels, nach dem Bombenanschlag auf den Gaza-Sicherheitschef Taufik Abu Neem Chaos zu verursachen. Neem wurde am Freitag verletzt, hat aber das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Der genaue Hintergrund der Tat ist unklar.
Israel macht die Hamas verantwortlich
Der Tunnel habe sich noch im Bau befunden und man habe die Arbeiten seit längerem beobachtet, sagte Conricus. Nur wenige Kilometer entfernt liege die israelische Ortschaft Kissufim.
Conricus sprach von einer „schwerwiegenden und inakzeptablen Verletzung der israelischen Souveränität“. Man gehe davon aus, dass militante Palästinenser versuchten, weitere Tunnel zu graben. Man mache die in der Enklave herrschende Hamas verantwortlich für „alle feindseligen Aktivitäten, die vom Gazastreifen ausgehen“. Die Armee habe kein Interesse an einer weiteren Eskalation, sei aber auf alle Möglichkeiten vorbereitet.
Die seit 2007 allein im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas hatte in der Vergangenheit immer wieder Tunnel benutzt, um Waffen und Waren zu schmuggeln oder um Kämpfer aus dem abgeriegelten Küstenstreifen auf israelisches Gebiet zu schleusen. Während des Gaza-Kriegs im Sommer 2014 hatte Israel zahlreiche solcher Tunnel gesprengt.
Die Zerstörung des Tunnels erfolgte einen Tag, bevor die Hamas die Kontrolle von fünf Grenzübergängen des Gazastreifens an die Palästinenserbehörde übergeben wollte. Dies war im Rahmen eines Versöhnungsabkommens der rivalisierenden Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah vor mehr als zwei Wochen vereinbart worden. Ziel ist eine Vereinigung der Herrschaft im Gazastreifen und Westjordanland, viele Streitfragen sind jedoch noch nicht geklärt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland