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Israel verbannt Roman aus UnterrichtNicht koschere Liebe

Die Regierung hat einen Roman über ein israelisch-palästinensisches Paar im Schulunterricht verboten. Nun wollen Lehrer ihn erst recht lesen.

Das umstrittene Buch „Borderlife“ (Mitte) im Handel. Foto: ap

Jerusalem taz | Die israelische Erfolgsautorin Dorit Rabinjan kann sich freuen. Innerhalb von 48 Stunden gingen Hunderte Ausgaben ihres umstrittenen Romans „Borderlife“ über den Verkaufstisch. Viermal so viele wie im gesamten Vormonat, so der Verlag Am Oved.

Der Dank des Verlagshauses gilt Israels Erziehungsministerium, das die israelisch-palästinensische Liebesgeschichte diese Woche von der Liste der Bücher strich, die an staatlichen Schulen gelesen werden. Offizieller Grund ist die Sorge um die „jüdische Identität“. Mischehen sind verpönt in weiten Teilen Israels. Das Verbot löste dennoch eine Welle des Protestes aus. Lehrer und Schuldirektoren kündigten an, jetzt erst recht Kurse einzurichten, in denen das Buch gelesen werden solle.

Diese jüngste Zensur fügt sich in eine Serie offizieller Maßnahmen zur Unterdrückung der Stimmen Andersdenkender ein. Dazu gehört der Entzug staatlicher Förderung für arabisch-israelische Theater genauso wie der Druck auf NGOs, die die Besatzung ablehnen.Erziehungsminister Naftali Bennett, Chef der Siedlerpartei „Das jüdische Haus“, arbeitet seit seinem Amtsantritt im Frühjahr mit großer Energie und Effizienz an der Veränderung des Lehrplans staatlicher Schulen. Mehr Zionismus ist sein Ziel, das er auch mittels Klassenfahrten ins besetzte Westjordanland voranzutreiben versucht.

Rabinjans Roman „Borderlife“ ist seit Mai 2014 auf dem Buchmarkt und erzählt die Geschichte der israelischen Übersetzerin Liat, die sich in New York in den palästinensischen Künstler Hilmi aus Ramallah verliebt. „Wer das Buch gelesen hat, wird bezeugen, dass es voller Patriotismus ist“, distanzierte sich die Schriftstellerin von der Kritik des Erziehungsministers.

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58 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Alles, was zu diesem Artikel zu sagen ist, kann man hier lesen: http://www.theaugeanstables.com/2016/01/05/borderlife-who-in-the-education-ministry-ever-put-this-book-on-the-list-in-the-first-place/

     

    Das Interessante ist nicht, welche Entscheidungen in Israel bezüglich der Schullektüre getroffen werden, sondern wie und warum aus einem solchen Vorgang eine Meldung wird, die um den ganzen Globus zirkuliert und Aufregung verursacht.

     

    In dem verlinkte Artikel heißt es dazu:

    "This incident illustrates well certain dynamics:

    - the way in which events in Israel obsess the Western press,

    - the voracious appetite in the West for lethal narratives about Israel (no matter how false or distorted), and

    - the major role that Haaretz plays in feeding that deeply unhealthy appetite."

     

    Susanne Knaul spielt dieses üble Spiel geradezu idealtypisch mit und ist sich dessen vermutlich nicht einmal bewusst...

  • Der Artikel ist voll mit Halbwahrheiten. Wer hat's denn geschrieben? Entweder man kennt sich nicht aus, oder man will bewusst demonisieren. Traurig.

    • @TamirM:

      Jetzt steht da - Susanne Knaul. Bin enttäuscht, weil ich ihre Artikel sonst gerne lese.

       

      Das Buch wurde nicht von der Liste gestrichen, es wurde nicht aufgenommen.

       

      Mischehen sind in Israel nicht mehr verpönt als in Deutschland.

       

      Außer in einem Fall werden arabische Theater in Israel weiterhin staatlich gefördert.

       

      Der Druck auf NGOs wird nicht geübt, weil sie die Besatzung ablehnen, sondern weil sie von anderen Staaten finanziert werden.

       

      Das Ziel des Bildungsminister ist nicht "mehr Zionismus" sondern mehr Religon.

       

      Die Schriftstellerin sprach nicht von "Patriotismus" (auf jeden Fall würde ich das anders übersetzen).

      • @TamirM:

        wovon spricht die schriftstellerin denn statt von "Patriotismus"?

        hätten Sie da eine quelle, die verschiedene übersetzungen zuläßt?

        • @christine rölke-sommer:

          http://www.ynet.co.il/articles/0,7340,L-4746767,00.html

           

          Leider nur auf Hebräisch. Hier sind ein paar Zitate:

           

          "Das Buch versucht, die komplexe Realität zu spiegeln. Manche meinen, wenn sie das Buch verschwinden lassen, würde auch das Problem verschwinden."

          "Das Hauptthema im Buch ist die Angst vor dem Verlust der jüdischen Identität in einer Beziehung zwischen zwei Menschen, im Ausland. Es wirkt fast wie Literatur, wenn genau diese Angst der Grund für diese Entscheidung war."

          "Das Buch wird als eine Bedrohung auf den israelischen Mainstream empfunden - ist es aber nicht."

          "(An den Minister gerichtet:) Sie werden überrascht werden, wieviel Sie mit meiner Hauptfigur gemeinsam haben. Ihr seid beide im selben israelischen, zionistischen Umwelt aufgewachsen."

          "Ich wünsche mir eine Trennug. Ich beschreibe die Gefahr, die von einer Einstaatenlösung ausgeht."

          • @TamirM:

            danke-schön.

            dann werd ich mal in aller ruhe nach dem ausdrucken lesen....

             

            ach ja, haben Sie den roman schon gelesen?

            • @christine rölke-sommer:

              Das Buch ist ausverkauft. :)

              • @TamirM:

                nun, 2014 erschienen...

                 

                und wieso übersetzen Sie zwei-staatlichkeit mit einstaatlichkeit?

                • @christine rölke-sommer:

                  Das war schon richtig übersetzt, Rabinyan spricht für eine Zweistaatenlösung und gegen eine Einstaatenlösung.

                  • @TamirM:

                    ich fürchte: nein.

                    wobei: du-le'umiim ist mit zwei-staatlichkeit auch nicht richtig übersetzt. es müßte heißen: das leben zweier nationen in dem gebiet zwischen...

                    und es muß heißen: ich beschreibe die angst vor der gefahr....

                    den satz: ich wünsche mir eine trennung

                    habe ich noch nicht gefunden.

                    vielleicht ist das ja etwas, was sich aus dem roman herauslesen läßt. vielleicht aber auch nicht.

                    immerhin würde es bedeuten, dass Rabinyan dafür plädiert, 20% der heutigen bevölkerung innerhalb der green line auszubürgern und in die OPT zu verschuben.

                    • @christine rölke-sommer:

                      "Du-Leumiit" bedeutet binational - ein binationaler Staat wird auch Einstaatenlösung genannt.

                      Der Satz "Ich wünsche mir eine Trennung" kommt davor (8:50). Mit "Trennung" ist die Zweistaatenlösung gemeint.

                      • @TamirM:

                        aha. frau Rabinyan und herr Bennett sind sich also darin einig, dass sie die 'anderen' - araber, palästinenser, drusen, muslime, beduinen, christen... - loswerden wollen. nicht einig sind sie sich darin, auf welchem wege und auf welchem territorium oder umgekehrt. und nicht einig sind sie sich auch nicht darin, wer darüber wie offen reden/schreiben+hören/lesen darf.

                        bei Asterix+Obelix folgt dann immer der satz: ils sont fous, les romains.

                        • @christine rölke-sommer:

                          Keiner will irgendjemanden loswerden, was ist los mit dir? Bennet will die Palästinenser als Minderheit in einem großen Land, Rabinyan will sie als friedliche Nachbarn. Bei der Palästinensern ist das übrigens genauso: manche wollen einen großen Staat mit jüdischer Minderheit, andere würden Israel als Nachbarland akzeptieren.

                          • @TamirM:

                            loswerden im sinne von "die sollen unter sich bleiben/heiraten/fummeln" - darin sind sich die beiden ja wohl einig.

                            oder etwa nicht?

                             

                            wie verhält es sich eigentlich bei den palästinenserinnen? sehen die in der "mischehe" eine ebenso große gefahr für die "palästinensische identität"?

                    • @christine rölke-sommer:

                      noch besser für du-le'umiim: bi-national.

      • @TamirM:

        Hübsch -

         

        "…Der Druck auf NGOs wird nicht geübt, weil sie die Besatzung ablehnen, sondern weil sie von anderen Staaten finanziert werden."

         

        Na da wird der Druck auf die GOs ja

        Den erforderlichen

        DruckAusgleich schaffen;) http://www.taz.de/Gesetz-ueber-Transparenz-bei-NGOs/!5264130/

         

        &

        "…Das Ziel des Bildungsminister ist nicht "mehr Zionismus" sondern mehr Religon.…"

        Schonn - Sicher -

        Is manchmal ja auch

        Weniger - Mehr.

         

        Den Rest würd ich mal besser -

        Nicht übersetzen - Nicht so.

  • -?- „jüdische Identität“-?-

     

    Täusche ich mich, oder ist das was völkisches?

    Beim seinerzeitigen Verbot von sogenannten Mischehen (von Göring dem deutschen Volke verlesen)

    ging es doch auch um die "Reinheit des Deutschen Volkes"??- Parbleu!

    • @H.G.S.:

      In der Tat. Die zugrunde liegende Logik ist trotz abweichender Manifestation dieselbe.

    • @H.G.S.:

      Ja, die Juden begreigen sich (auch) als ein Volk. Was dagegen? "Jüdische Identität" gab es schon lange vor der perfiden Rassenwahn-Ideologie der Nazis. Was bezwecken Sie mit diesem Vergleich? Dass die Deutschen aus einer gesunden Portion Nationalismus (Liebe zu seinem Volk und seiner Heimat) eine mörderische Ideologie gemacht haben, können Sie nicht anderen Völkern anlasten.

      • @Nicky Arnstein:

        Eine "gesunde Portion Nationalismus" gibt es ebensowenig wie eine gesunde Portion Zyklon B.

      • @Nicky Arnstein:

        Nun doch nicht so einig, wie bspw Familien der Aschkenasim und Sephardim die Heirat untereinander möglichst vermeiden. Wäre im übrigen mal thematisch ein literarischer Testlauf im israel. Schulbetrieb gewesen. Aber was soll`s, es macht mir Israel doch irgendwie sympathisch; Es ist eben ein Volk wie so viele, auch in solchen Schieflagen.

        • @lions:

          Sie sagen es. Die Juden sind ein Volk wie viele andere, dennoch stehen sie nach wie vor im medialen Rampenlicht der Nicht-Juden.

      • @Nicky Arnstein:

        Diese Art Liebesgetue, über das Sie da schreiben, ist mir persönlich fremd und egal. Intellektuell fiel mir lediglich diese Metapher zum "Reinheitsgebot" auf. Ihr "was dagegen"-Lüstchen müssen Sie schon woanders kühlen.

        Übrigens empfehlenswert: "Die Palästinenserin". Nach einer wahren Begebenheit über zwei Liebende in Israel, die auch im Stück kurz erklärt wird. Von Joshua Sobol, dem wegen seiner Stücke schonmal von einem israelischen Abgeordneten dazu geraten wurde, "Selbstmord zu begehen".

        • @H.G.S.:

          "Diese Art Liebesgetue, über das Sie da schreiben, ist mir persönlich fremd und egal."

          Ja, das ist eben Ihr und das Problem in Deutschland bzw. der Deutschen (nehme mal an, dass Sie sich dazu zählen). Keine Identität. Totale Entfremdung. Und das drückt sich obendrein in Neid auf Völker/Nationen aus, die eine Identität haben. Deshalb belächelt man hierzulande - vor allem "Linksintellektuelle" - auch gerne z.B. die Amis und Franzosen.

          • @Nicky Arnstein:

            Dann braucht ja, wer eine Identität will, einfach nur Franzose oder Ami zu werden.

             

            Ich jedenfalls pfeife auf Nation, Volk und Vaterland. Vor allem, weil ich mich sonst mit Subjekten identifizieren müßte, mit denen ich nicht will. Sie verstehen? Ich verzichte gern auf das, was Sie für Identität halten.

             

            Mir tun Leute leid, die mangels konkreten Identitätsbewußtseins dieses mit abstrakten Dingen wie National- oder Volkzugehörigkeit substitutieren müssen.

            • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

              Und was ist dieses sagenumwobene "konkrete Identitätsbewusstsein", dessen Sie sich rühmen und andere nicht haben? Und erzählen Sie mir nicht, dass Sie bei Fußballspielen oder anderen Sport-Events nicht die Daumen für die Mannschaft Ihres Landes drücken statt für die gegnerische Mannschaft.

              • @Nicky Arnstein:

                "Und was ist dieses sagenumwobene "konkrete Identitätsbewusstsein", dessen Sie sich rühmen und andere nicht haben?"

                > Wenn Sie´s hätten, wüssten Sie´s. Das ist ja gerade die Krux beim bewussten Sein.

                 

                Die Nationalelf geht mir übrigens meilenweit am Allerwertesten vorbei. Wenn, dann gucke ich Fußball nur in der Hoffnung, begeisternden Sport geboten zu bekommen. Wer dabei gewinnt, ist mir schnuppe. Politisch gesehen begrüße ich Niederlagen der deutschen Elf, weil Siege nur diesen ekelerregenden, dummen und ungesunden Patriotismus nähren, der uns seit 2006 mit seiner demonstrativ zur Schau gestellten Primitivität nervt.

                • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

                  Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

          • @Nicky Arnstein:

            ja ja... die vaterlands-losen gesellinnen...

          • @Nicky Arnstein:

            Seltsam verquastete Verallgemeinerungen über ein

            "Problem in Deutschland bzw. der Deutschen" , die Sie hier meinen, mal loswerden zu müssen.- (???)

            • @H.G.S.:

              Keine Verallgemeinerung, sondern eine Tatsache. Nationalismus ist in Deutschland etwas Anrüchiges, weil historisch schwer belastet. Es scheint, als gebe es in Deutschland entweder nur den exaltierten, dumpfbackigen Nationalismus wie ihn die Nazi-Gröhler pflegten oder gar nichts. Nothing inbetween. Und es hat schon etwas Pathologisches, wenn Deutsche (Sie sehen, ich schreibe nicht "alle") Parallelen zwischen dem "Judenstaat" (Israel) und dem NS-Staat und seine Ideologie herstellen, so wie Sie es gestern um 16:23 taten, als Sie vom Terminus "jüdische Identität" einen sehr pauschalen Bogen zum Dritten Reich mit seinem Nazi-Rassenwahn spannen (und Sie unterstellen mir "verquaste Verallgemeinerungen" über Deutsche? Lach!).

              Lesen Sie nachfolgenden Artikel, vor allem den letzten Absatz. Vielleicht erkennen Sie sich wieder.

              http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article141096815/Der-geistige-Schwelbrand-beginnt-an-unseren-Schulen.html

              • @Nicky Arnstein:

                "Nationalismus ist in Deutschland etwas Anrüchiges, weil historisch schwer belastet."

                 

                Nationalismus ist einfach herausragend dumm. Dümmer noch als die dümmste Religion. Das ist das Problem.

              • @Nicky Arnstein:

                Verstehe.Sie vertreiben also Gedankengut der Springer Presse.-Nein danke, mir ist schon vorher schlecht.

                • @H.G.S.:

                  Oh, ich vergaß, dass die Linksintellektuellen einseitig belesen sind und jede Menge Vorurteile haben. Das Buch von Esther Shapira und Georg Hafner, das das deutsche Bewusstsein in Sachen Israel beleuchtet, hat jedoch nichts mit der Springer-Presse zu tun.

  • Pascht scho -

     

    Das Verbot -

    In den Rahmen eines Staates -

    In dem jemand verurteilt/bestraft wird - nur -

    Weil er vorbeiim Vögeln -

    Nicht klargemacht hatte -

    Bin - öh (wie jetzt neutral¿)

    Keiner - hm, mosaischem 'Glaubens'.

    (puh - das war knapp!)

    &

    Das Aufbegehren ~>

    Der Weg in die Moderne der

    Gleichheit der Menschen -

    Meidet Nürnberg &

    Ist auch in Israel noch nicht

    Vollständig verschüttet.

     

    Massel tov.

    • @Lowandorder:

      Ja. Nicht nur in Nürnberg hat man Stuss verkündet.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        klar -

         

        es gibt noch mehr Synonyme für ......

        Nürnberg ist halt geläufig & dem Vernehmen nach ( so unter mit Staatsangehörigkeitsrecht etc näher vertrauten) gar nur schwer unterscheidbare - öh Folie.

  • Sieht aus, als wüsste (auch) ein Teil der israelischen Bevölkerung die Demokratie und deren Werte deutlich mehr zu schätzen als die (offenbar überforterte) gewählte Regierung. Schön, dass es diesmal ausgerechnet die Lehrer sind, die sich erinnern: "Da war doch was...?!" Bleibt zu hoffen, dass israelische Schüler nicht nur das Lesen lernen (wollen) von diesen Pädagogen, sondern auch den aufrechten Gang.

  • "Das Verbot löste dennoch eine Welle des Protestes aus. Lehrer und Schuldirektoren kündigten an, jetzt erst recht Kurse einzurichten, in denen das Buch gelesen werden solle"

    Na also!

    Bleibt die, seit Jahrzehnten (für mich) ungelöste Frage, wieso es (nicht nur in Israel) immer wieder ganz Grausliche schaffen, Intelligenz und Bauernschläue von Wahltag-UrnengeherInnen ausgeschaltet zu haben.

  • oder doch eine pr-aktion in kooperatiom mit regierung und verlag? dann heraus mit der parole "von der ddr lernen, heißt die leserschaft heiß machen!"

    • @Gion :

      Dem Steht leider die allgemeine Ausrichtung der Partei des Erziehungsministers entgegen.

  • Dem Kommentar von @Das Ich stimme ich grundsätzlich zu. Früher gab es mal eine TAZ-Beilage "Index on censorship", die genau diese Fragen behandelte. - Es macht die Dinge allerdings für die gegenwärtige israelische Regierung nicht besser, wenn sie hinsichtlich ihrer Zensurpraxis in die Nähe weltbekannter Diktaturen gerückt wird.

  • Liebe taz

     

    Wann erscheint euer Artikel in welchem ihr auflistet, welche Bücher nicht in den Schulen Chinas behandelt werden dürfen? In Nordkorea? In Weißrussland? Kuba? Iran? Eritrea? Türkei?

    • @Das Ich:

      ist "Mischehe" in China, Nordkorea, Weißrussland, Kuba, Iran, Eritrea, Türkei ein thema? und wenn ja, wie?

      • @christine rölke-sommer:

        Wollen Sie uns wirklich unterjubeln, dass es im Islam das Problem der "Mischehe" (fürchterliches NS-Vokabular!) nicht gibt?

        Ich lese da etwas anderes, z.B. hier:

         

        "5. Warum darf eine muslimische Frau keinen Nicht-Muslim heiraten?

        Der Islam unterstützt nicht die Ehe einer muslimischen Frau mit einem Nicht-Muslim. Die Frau stünde in diesem Falle nicht mehr unter dem Schutz des Islam und ihre freie Religionsausübung sowie ihre Rechte in der Ehe (wie zum Beispiel die Versorgung und die gerechte Behandlung seitens des Ehepartners) sind nicht gewährleistet. Da der Mann nicht zur islamischen Gemeinschaft gehört, ist es auch nicht möglich ihm jegliche Pflichten aufzuerlegen, die es in seiner Religion möglicherweise nicht gibt. "

        http://islam.de/1641.php

        • @Nicky Arnstein:

          1. begann und endete die geschichte des begriffs "Mischehe" nicht mit dem nationalsozialismus.

          2. wäre mir neu, dass in China, Nordkorea, Weißrussland, Kuba derIslam regiert. auch für Iran, Eritrea, Türkei läßt sich das in solcher plattheit nicht sagen.

          3. zieht die verwaltung des personalstatuts durch religionsgemeinschaften nicht zwangsläufig nach sich, dass leutz nie und nimmer einen ehevertrag mit einer person von außerhalb der eigenen gemeinschaft abschließen können/dürfen.

          4. kann ein ehevertrag alles regeln, also rechte inner- wie nach außerhalb der ehe. das ist nämlich das schöne an einem vertrag: er bringt zum ausdruck, was die vertragsparteien wollen - und ist nicht auf das beschränkt, was die formularverträge dieser+jener gemeinschaft vorsehen.

          5. ist zu unterscheidem zwischen den juristischen möglichkeiten und der gesellschaftlichen/politischen anerkennung bzw. nicht-anerkennung von inter-nubium.

          und damit sind wir bei dem, worum es in Israel gerade geht, nämlich: inter-nubium als minderwertig und gefahr für die reinheit der jüdisch-israelischen gemeinschaft zu behandeln. die nicht-zulassung des romans auf die liste der im untericht zu behandelnden literatur mit der begründung, dadurch solle die romantisierung von beziehungen zwischen jüdinnen+arabern durch unreife (oder so) jugendliche verhindert werden, kann diese tendenz nur mühsam kaschieren.

          wie jugendliche eine solche beziehung romantisieren können sollten, während lehava (mit regierungsgeldern gesponsort) bei jeder "gemischen" hochzeit, von der sie erfahren, randale macht, ist zumindest mir ein stinkendes rätsel.

          vermutlich ist es ja nicht die "Mischehe", die im unterricht nicht thematisiert werden soll, sondern die rolle dieser menschenrechtsfeindlichen organisation?!

          • @christine rölke-sommer:

            Erlauben Sie sich etwa die Befürchtung, dass es der "Rolle dieser menschen feindlichen Organisation" ,mittels thematisieren im Schulunterricht, eine diskursive Akzeptanz in Israel eintragen soll?

            • @H.G.S.:

              was sollte/könnte denn Ihrer meinung nach lehava " eine diskursive Akzeptanz in Israel eintragen"?

              das buch, von dem die autorin sagt, es beinhalte einen konservativen zionistischen standpunkt?

              oder aber es nicht in den lehrplan aufzunehmen?

              es ist echt verzwickt, solange nicht klar ist, was der konservative zionistische standpunkt zu hitbolelut=vermischung, verschmelzung, assimilation ist.

              und was ihn von Erdogans position zu assimilation pp unterscheidet, beispielsweise.

              • @christine rölke-sommer:

                "es ist echt verzwickt"

                 

                Eben. Und eh man sich versieht, könnte ja auch das Nichtzulassen des Buches (durch es nun erst recht wissen wollende Pädagogen) Unterrichtsthema werden. Die Akzeptanz von Lehava unter den Schülern könnte sich ja dann unversehens erweisen oder auch nicht (bzw. "was der konservative zionistische standpunkt zu hitbolelut=vermischung, verschmelzung, assimilation ist." )

                • @H.G.S.:

                  jenseits vom verzwickten ist's eigentlich nur saukomisch.

                  das buch ist seit über einem jahr auf dem markt und immer noch frei verkäuflich.

                  mich erinnert das an die eltern, die ende der 60-ger nicht wollten, dass ihre kinder Fassbinders katzelmacher inne schule läsen. als ob uns das von der lektüre abgehalten und auch nur eine bi-nationale ehe verhindert hätte.

    • @Das Ich:

      Wenn China oder Nordkorea zensieren, dann hat das für uns keinen echten Informationsgewinn. (Auch wenn es im Einzelfall interessant sein mag zu wissen, was genau zensiert wird.) Das ist bei sog. westlichen Demokratien anders...

    • @Das Ich:

      Ich finde es wirklich interessant mit welchen Ländern, unter Diktaturen, sie Israel vergleichen, Das haben die Israelis nicht verdient, die ihre Demokratie seit Jahrzehnten unter schmerzen leben.

      Zensur gehört nich in eine Demokratie!

      • @Eimsbüttler:

        Wenn du es so sagst, stelle ich fest, dass das wirklich sehr unglücklich formuliert war. Nichts läge mir ferner, als Israel auf eine Stufe mit den von mir genannten Ländern zu setzen.

        Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass die sogenannte "Israelkritik" als eigene Rubrik einer Tageszeitung scheinbar nicht mal abstrus erscheint und man sich um die Misstände in anderen Ländern kaum schert.

         

        Ich bin sicher auch kein Freund von whataboutism, aber hier zu Lande pickt man sich mit Vorliebe auch das (scheinbar) aller kleinste Fehlverhalten Israels heraus und macht daraus einen Elefanten, wohingegen die Situation in anderen Ländern wenig relevant erscheint.

         

        Aber deine Kritik bleibt richtig: Ich hätte mir einfach eine Reihe demokratischer Staaten aus der Luft greifen können in denen genau so Zensur stattfindet.

      • @Eimsbüttler:

        Ja sicher, Zensur gehört nicht zu einer Demokratie. Deswegen sollte die israelische Regierung sie halt einfach unterlassen!

        • @vulkansturm:

          Soweit ich informiert bin, gab und gibt es in der deutschen Demokratie etliche Beispiele für (Selbst)-Zensur. Angefangen von der unsäglichen FSK über das lächerliche Verbot, das Hitler-Pamphlet käuflich zu erwerben bzw. in der Schule zu Studienzwecken und als Beispiel für den Rassenwahn vorzuführen. Warum denn in die Ferne schweifen, denn das Schlechte liegt so nah...

          • @Nicky Arnstein:

            Langer Rede kurzer Sinn: DAS ICHs Anregung mit einer vergleichenden Sammlung, wo welche Bücher verboten oder verpönt oder zumindest untern Ladentisch verbannt sind, (und wo manche andernorts "verbotenen" ganz frei gehandelt werden, das 70jährige Hauptwerk des Herrn Schicklgruber läßt grüßen) wäre sicher sehr interessant. Dann unbedingt auch von Ihnen angesprochenen selbstzensierten der ""westlichen"" """Werte""gemeinschaften" darin aufnehmen (FSK, "Political Correctness", ""Jugendschutz""). Kann durchaus sein, daß die Länge dieser Listen für manche gefühlt demokratisch-aufgeklärte Länder gar nicht soooo viel kürzer ist als bei den "einschlägigen" Kandidaten, die gemeinhin als "totalitäre" Staatlichkeiten bekannt sind..

            ....Hui, ich glaub, ich muß langsam Anführungszeichen nachkaufen, die gehen mir langsam aus...

        • @vulkansturm:

          wer längere zeit in israel UND palästina gelebt hat sollte sich zu wort melden...

          • @Gion :

            Aha. Na, dann darf sich Ihrer Ansicht nach wohl auch nur der eine Meinung bilden über den Versuch, "Mischehen" zu unterdrücken, der a) selbst in einer lebt und b) schon mal versucht hat, sie (sich) zu verbieten, richtig?

             

            Falsch. Manche Dinge kann man als vernunftbegabter Mensch auch ganz ohne schmerzhafte Selbstversuche kapieren. Dass Liebe und Vernunft nicht unterdrückt werden dürfen, ist ein grundlegendes Prinzip allen Zusammenlebens. Nicht nur in Israel. Da aber auch.