Israel und die Hamas: Hoffnung auf einen neuen Deal
Israel droht, in Rafah einzumarschieren. Die Hamas veröffentlicht Geiselvideos. Kommt es diese Woche zu einem Abkommen?
Parallel gehen indirekte Gespräche zwischen Israel und der Hamas in der ägyptischen Hauptstadt Kairo weiter. Eine Hamas-Delegation werde am Montag nach Kairo reisen, um über eine Feuerpause zu verhandeln, sagte ein Hamas-Vertreter am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Am Samstag hatte Israel einen Vorschlag über einen weiteren Deal vorgelegt, der unter anderem die Freilassung von israelischen Geiseln aus Gaza und eine Feuerpause vorsieht. Die letzte solche Übereinkunft ist mittlerweile fünf Monate her.
Israel setzt Medienberichten zufolge insbesondere die angekündigte Militäroffensive auf die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen als Verhandlungsmasse ein. Diese könnte im Rahmen eines Deals zumindest weiter verschoben werden. Die Hamas will derweil den Druck erhöhen, indem sie Propagandavideos von in Gaza festgehaltenen Geiseln veröffentlicht. Die Islamisten wollen offenbar die israelische Öffentlichkeit dazu bewegen, ihre Regierung dazu zu bringen, Zugeständnisse zu machen und einer Vereinbarung zuzustimmen.
In einem am Samstag veröffentlichten Video sind Keith Siegel (64) und Omri Miran (46) zu sehen. Beide sind Zivilisten, die während des Überfalls auf Israel am 7. Oktober 2023 entführt wurden. Siegel bricht in dem Video zwischenzeitlich in Tränen aus. Beide rufen die israelische Regierung auf, einem Deal zuzustimmen. Auch fordern sie die israelische Öffentlichkeit auf, auf die Straße zu gehen, um einen Deal zu fordern. Ob sie dazu gezwungen wurden, ist unbekannt.
Allerdings wollen auch viele Geisel-Angehörige einen neuen Deal. So sprach etwa Mirans Vater am Wochenende in Tel Aviv vor Tausenden Demonstrierenden, die eine Einigung forderten. „Ich hoffe, dass jetzt wirklich ein Deal zustande kommt“, sagte Dani Miran. Das Forum der Geisel-Familien, das im Namen vieler Angehörigen spricht, wertete das Video als Beweis, dass die beiden noch leben. Die Regierung müsse nun „alles tun, um ein Abkommen zur Rückkehr der Geiseln“ zu erreichen.
Kompromisse zeichnen sich ab
Die Hamas prüft aktuell noch den israelischen Vorschlag für eine neue Übereinkunft vom Samstag. Sie hat bislang gefordert, dass Israel den Krieg beendet, die Truppen abzieht und vertriebene Palästinenser*innen nach Nordgaza zurückkehren lässt. Israel lehnt dies ab und fordert die Freilassung aller Geiseln. Sie will an diesem Montag ihre Antwort auf den Vorschlag übermitteln.
Zuletzt hatten sich Kompromisse abgezeichnet. Verschiedenen Medienberichten zufolge steht zur Debatte, dass Israel zunächst von der Offensive auf Rafah absieht und auch vertriebene Menschen nach Nordgaza zurückkehren lässt. In einer anschließenden Verhandlungsphase soll ein Ende des Krieges – ohne Zerschlagung der Hamas – und die Freilassung aller Geiseln erörtert werden. Vorher müssten aber einige Dutzend Geiseln freigelassen werden. Die genaue Zahl sowie auch die Zahl palästinensischer Gefangener, die freigelassen werden würden, sind Gegenstand der Gespräche.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos