Israel-Palästina-Konflikt: Gewalt auf dem Tempelberg
Nach den Zusammenstößen in der Al-Aksa-Moschee kam es an Pessach zu neuer Gewalt auf dem Tempelberg. Mehr als 20 Menschen wurden dabei verletzt.
Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern hatten sich in den vergangenen Wochen erheblich verschärft. Durch die Gewalt am Sonntag erhöhte sich die Zahl der seit Freitag in Jerusalem Verletzten auf mehr als 170. Die Spannungen fallen in den muslimischen Fastenmonat Ramadan, der sich in diesem Jahr mit dem jüdischen Pessachfest und dem christlichen Osterfest überschneidet.
Nach Angaben der israelischen Polizei hatten am Sonntagmorgen kurz vor dem geplanten Besuch jüdischer Gläubiger auf dem Tempelberg hunderte palästinensische Demonstranten Steine angesammelt. Um die „Ordnung wiederherzustellen“ seien Sicherheitskräfte eingeschritten. Ein Team von Reportern sah am frühen Morgen jüdische Gläubige beim Verlassen des Tempelbergs. Begleitet wurden sie von schwer bewaffneten Polizisten.
Bei einem weiteren Vorfall im von Israel annektierten Ost-Jerusalem warfen junge Palästinenser Steine auf vorüberfahrende israelische Busse. Auf einem von der Polizei veröffentlichten Video waren zwei Busse mit zerstörten Windschutzscheiben und Seitenfenstern zu sehen. Das Shaare-Zedek-Krankenhaus nahm nach eigenen Angaben sieben Menschen mit leichten Verletzungen auf. Die israelische Polizei meldete die Festnahme von 18 Palästinensern.
Heilige Stätte für Muslime und Juden
Im vergangenen Jahr hatten Zusammenstöße auf dem Tempelberg und rund um die Al-Aksa-Moschee zu tagelangen schweren Auseinandersetzungen zwischen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und israelischen Sicherheitskräften geführt. Bis zum Inkrafttreten einer von Ägypten vermittelten Waffenruhe wurden 260 Palästinenser und 13 Israelis getötet.
Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam und ist auch den Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Ein Brauch zu Pessach ist die Wallfahrt nach Jerusalem. Der Tempelberg ist nur wenige Gehminuten von der Grabeskirche entfernt, wo Christen am Sonntagmorgen die Ostermesse zelebrierten.
Der ranghohe Palästinenservertreter Hussein Al-Scheich warf Israel vor, für die Gewalt am Sonntag verantwortlich zu sein. „Die gefährliche Eskalation auf dem Al-Aksa-Gelände durch Israel“ sei ein „eklatanter Angriff auf unsere heiligen Stätten“, erklärte er. Hamas-Chef Ismail Hanijeh erklärte: „Die Al-Aksa(-Moschee) gehört uns, und uns allein.“ Über Lautsprecher riefen Moscheen in palästinensischen Vierteln in Jerusalem die Menschen dazu auf, zur Al-Aksa-Moschee zu gehen.
Papst ruft zu Frieden auf
Angesichts der jüngsten Gewalt in Jerusalem forderte Papst Franziskus in seiner Osterbotschaft „Frieden“ für den Nahen Osten und freien Zugang zum Tempelberg für Juden, Christen und Muslime. „Mögen Israelis, Palästinenser und alle Bewohner der Heiligen Stadt zusammen mit den Pilgern die Schönheit des Friedens erfahren, in Geschwisterlichkeit leben und möge ihnen der freie Zutritt zu den Heiligen Stätten unter gegenseitiger Achtung der Rechte jedes Einzelnen gewährt werden“, sagte er.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland forderte die Bundesregierung auf, sich für den Schutz der Al-Aksa-Moschee und der Gläubigen „und das Ende der Provokationen auf dem Tempelberg (Al-Haram Al-Sharif) einzusetzen, um die Spirale der Gewalt zu beenden“.
Die jüngsten Zusammenstöße verschärften die Spannungen der vergangenen Woche, die durch eine Anschlagsserie mit insgesamt 14 Toten in Israel angeheizt worden waren. Im selben Zeitraum wurden mehr als 20 Palästinenser getötet.
Anmerkung der Redaktion: Diese Meldung wurde um die Zahl der Verletzten sowie Reaktionen aktualisiert.
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