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Islamfeindliche Demo in DresdenFür eine „Festung Europa“

Bis zu 2.800 asylfeindliche Demonstranten um die ehemalige AfD-Politikerin Festerling gingen in Dresden auf die Straße. 250 nahmen an Gegenprotesten teil.

Islamfeindliche Aktion „Festung Europa“ auf dem Neustädter Markt in Dresden Foto: dpa

DRESDEN epd | Begleitet von lautstarkem Protest haben bis zu 2.800 Islam- und Asylfeinde um die frühere AfD-Politikerin Tatjana Festerling am Pfingstmontag in Dresden für eine „Festung Europa“ demonstriert. Festerling warb für Zusammenhalt und europäischen Gemeinschaftssinn und erklärte, eine gesunde deutsche Identität sei wichtig für Europa.

Festerling, die eigentlich seit anderthalb Jahren zum engen „Pegida“-Kreis gehört, hatte auf ihrer Facebookseite „Solidarität mit Tatjana Festerling“ zu der Demonstration am Goldenen Reiter in Dresden aufgerufen. Bei den regelmäßigen montäglichen Kundgebungen des asyl- und islamfeindlichen „Pegida“-Bündnisses um Lutz Bachmann war die ehemalige Frontfrau seit Wochen nicht mehr zu hören. „Pegida“ selbst hatte für Pfingsten eine Pause eingelegt.

Unter den Teilnehmern am Montag waren viele, die die schwarz-gelben Fahnen der neurechten „Identitären“-Bewegung mit dem griechischen Lambda-Zeichen trugen. Andere trugen Banner mit der Aufschrift „ Es ist mir eine Ehre, Rechtspopulist zu sein“. Dazu wurden die üblichen „Lügenpresse“, „Widerstand“ und „Merkel muss weg“-Rufe skandiert.

Zum Gegenprotest mit laut der studentischen Statistikinitiative „durchgezählt“ rund 250 Teilnehmern hatten mehrere Initiativen aufgerufen. Eine geplante Demonstration in Hör- und Sichtweite wurde von den Behörden allerdings verboten, lediglich eine Abordnung von bis zu zehn Personen durfte „stellvertretend optischen Protest in Sichtweite“ ausüben, wie es von Seiten der Stadtverwaltung hieß. Getrennt wurden beide Lager von einem großen Polizeiaufgebot.

Auf der anderen Elbseite in der Dresdner Altstadt wollte das Bündnis „Herz statt Hetze“ am Montagabend bei einer musikalischen Demonstration für Weltoffenheit und Toleranz Flüchtlinge und Einheimische zusammenbringen. Mit der Veranstaltung „Musik bewegt die Welt – Bühne frei für ein Miteinander in Dresden“ sollte ein gemeinsames Zeichen gesetzt werden.

Bereits am 6. Februar hatte „Pegida“ zu einer Veranstaltung unter der Überschrift „Festung Europa“ eingeladen. Dem Aufruf folgten in Dresden rund 10.000 Anhänger. Etwa 13 „Pegida“-Ableger hatten sich zudem in anderen europäischen Städten versammelt.

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10 Kommentare

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  • Pegida-Sachsen treibt den Rest der Republik vor sich her, mit der AfD als ihrer "5. Kolonne". Diesen Trend müssen alle aufrechten DemokratInnen stoppen!

  • Doch, die Teilnehmerzahlen bei Demos aller Art sind wichtig -

    aber die Fotos der NSU-Terroristin und der anderen (nicht) Angeklagten nerven. Die Bilder normalisieren, gewöhnen wie die Nazis es wollen. Mann muss sich die Grausamkeit immer hinzudenken.

    • @nzuli sana:

      Die Grausamkeit hinzudenken - ist das zu viel verlangt? Wer beim Anblick von Zschäpes Konterfei nicht an den Naziterror denkt, denkt auch nicht dran, wenn er es nicht sieht.

  • Ich finde man sollte endlich aufhören, ein paar hergelaufenen Rechten aus dem Tal der Ahnungslosen so viel Raum zur Selbstdarstellung zu geben. Wen interessiert schon, was ein paar Ewiggestige im failed State Sachsen zusammenphantasieren?

    • @Kaboom:

      Wo leben Sie denn? Im schönen, heilen Berlin? Dresden und ganz Sachsen hat ein massives Problem mit nationalistischem, rassistischen Denken und Handeln, unter anderem weil seit wenigstens 1990 es jahrelang kaum einen interessiert hat und viel zu wenig und vor allem nicht sachgemäß berichtet wurde. PEGIDA kommt nicht von ungefähr. Und wenns zu spät ist, hat wieder keiner was von gewußt. Übrigens, ist das Ironie: Übers "Tal der Ahnungslosen" soll nicht mehr berichtet werden?

      • @karin:

        "... hat wieder keiner was von gewußt"

         

        von dem Problem mit Rechtsextremismus weiß man in Sachsen schon lange, allerdings hat es die dort regierende Partei nie so wirklich interessiert.

         

        Naja aber es ist dennoch wohl die beste Partei, sonst wäre sie ja nicht so erfolgreich - nehme ich jetzt mal an.

    • @Kaboom:

      Stimmt eigentlich. Schland hat aus der Vergangenheit nix gelernt, also wird es auch aus der Gegenwart nix lernen.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Das mag stimmen: eine gesunde deutsche Identität ist wichtig für Europa. Aber das kann wohl kaum diese pathologische Bewegung darstellen...

    • @1714 (Profil gelöscht):

      Und was ist unter einer "gesunden deutschen Identität" zu verstehen? Muß man Schuhplatteln, eine Flagge im Garten hissen oder ein deutsches Auto fahren?

  • "15.49 Uhr: Festerling ist vorerst fertig, soll aber nocheinmal auftreten, heißt es. Grundtenor ihrer Rede: Die Deutschen werden nie gelobt und sind deshalb ganz verunsichert. Man solle sich doch auf die eigenen Traditionen und Stärken besinnen. Symptomatisch dafür: Die Abwertung deutscher Autos (Dieselgate) und die Umbennenung der "deutschen Nationalmannschaft" in "Die Mannschaft". "

     

    Aus einem lokalen Ticker: http://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Die-Kundgebungen-am-Pfingstmontag-im-Ticker-Protokoll

     

    Außerdem auch irgendwie passend:

     

    "Die Ablehnung von Homo- und Transsexuellen ist nach Einschätzung von Sachsens Gleichstellungsministerin Petra Köpping (SPD) im Freistaat stärker vorhanden als in anderen Bundesländern. Am Dienstag, dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie sind landesweit Veranstaltungen geplant."

    http://www.dnn.de/Mitteldeutschland/News/Koepping-Homophobie-in-Sachsen-staerker-verbreitet-als-anderswo