Iraker aus Sachsen: Flüchtling tot im Wald gefunden
Ein Iraker wurde im Mai 2016 in einem Supermarkt in Arnsdorf von einer Bürgerwehr schikaniert. Nun wurde seine Leiche entdeckt.
Am Mittwoch war die schon stark verweste Leiche obduziert worden. Demnach starb der Mann an Unterkühlung und lag wahrscheinlich schon seit Januar in jenem Waldstück bei Dorfhain, ebenfalls etwa 20 Kilometer vor Dresden, wo ihn ein Jagdpächter zu Ostern fand.
Der Fall hatte überregional Aufsehen erregt, weil der Iraker im Mai 2016 von vier Männern einer Bürgerwehr festgesetzt wurde. Zuvor war der Flüchtling in einem Supermarkt nach Problemen mit seiner Telefonkarte gegenüber einer Kassiererin laut geworden. Die Männer zerrten ihn hinaus und fesselten ihn mit Kabelbindern an einen Baum.
Ein Verfahren wegen angeblicher Bedrohung der Verkäuferin wurde allerdings eingestellt. Hingegen soll am Montag vor dem Amtsgericht Kamenz die Hauptverhandlung gegen die vier Männer der Bürgerwehr beginnen. Ihnen wird Freiheitsberaubung vorgeworfen. Der verstorbene Iraker sollte eigentlich als Zeuge angehört werden.
Recherchen vor einem Jahr hatten ergaben, dass der Mann im psychiatrischen Krankenhaus Arnsdorf phasenweise stationär behandelt wurde. Seine psychischen Probleme hätten nichts mit seiner Flucht zu tun, sagte die Klinikleitung damals. Der Iraker müsse sich absehbar immer wieder in Behandlung begeben.
Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurde der Asylbewerber zuletzt Anfang Januar von einer Betreuerin lebend gesehen. Er habe unter anderem Medikamente bei Flüchtlingshelfern abgeholt. Zu dieser Zeit war er einem Asylbewerberheim im Tharandter Wald zugewiesen, das in der Gegend der jetzigen Leichenfundstelle liegt. „Dann verliert sich seine Spur“, so die Polizeisprecherin.
Nun ermitteln die Dresdner Staatsanwaltschaft und eine polizeiliche Mordkommission. Äußere Gewalteinwirkung hatte die Obduktion vom Mittwoch bereits ausgeschlossen.
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