Intendantenwahl beim WDR: Kein Sockenwechsel
Tom Buhrow bleibt weitere sechs Jahre Chef des WDR. Er will die BeitragszahlerInnen davon überzeugen, dass die ARD doch Reformen kann.
Wenn es nach seinen Kontrolleuren geht, ist an einen Besseren als ihn schon grundsätzlich nicht zu denken: Der Rundfunkrat des WDR hatte gegen Tom Buhrow nicht mal einen Gegenkandidaten aufgestellt. Man hätte „in dieser Situation kaum andere BewerberInnen“ finden können, sagt der Vorsitzende Andreas Meyer-Lauber nach der Wahl am Freitag, die mit 50 von 55 Stimmen in fast schon schulzhaften Verhältnissen endete.
Es sei nun mal „Stabilität im Wandel“ nötig. Schon im Vorfeld brachte der Gremienchef zudem dieses merkwürdige Bild in Umlauf: „Man soll die Socken nicht während des Laufens wechseln.“
Buhrow bleibt also ganz offiziell bis 2025, die – nämlich, um im Bild zu bleiben, schon gut fünf Jahre abgetragene – alte Socke des WDR. Die will nun zweierlei. Einerseits: Weiter ordentlich für Unruhe in der größten ARD-Anstalt sorgen. „Wir müssen die Aktualität bündeln“, sagt Buhrow, nachdem er bereits etwa die Sport- und Wissenschaftsredaktionen von Fernsehen, Hörfunk und Online zusammengezogen hat. Das auch mit den News-Einheiten hinzubekommen, sei aber „besonders schwierig“, denn diese Redaktionen seien nicht nur auf verschieden Gebäudeteile, sondern mit Köln und Düsseldorf sogar unterschiedliche Städte verteilt.
Es sind Fusionen, die freilich nicht allen Betroffenen passen. Manch einer muss die Stadt wechseln, viele in neuen Konstellationen zusammenarbeiten und dabei auch noch völlig anders als früher, nämlich „crossmedial“ statt nur für das bisherige Medium der Wahl. Buhrow trat einst mit dem Spruch „Ich bringe die Liebe mit“ an. Mit seinem Programm stößt er hingegen – vorsichtig gesagt – nicht unbedingt auf grenzenlose Gegenliebe bei seinen Leuten.
Buhrow aber möchte zeigen, „dass wir bereit sind, uns zu reformieren und schlank zu arbeiten“, denn er will Zweitens „die Menschen überzeugen, dass sie uns für die ganze ARD das geben, das wir brauchen, um unsere Aufgaben auch erfüllen können“. Man wird Buhrow am Ende daran messen können und müssen, ob er das geschafft hat – intern erfolgreich massive Reformen durchzusetzen und extern für Akzeptanz zu sorgen. So oder so wäre dann aber die Zeit wirklich reif für den nächsten Sockenwechsel.
Der Autor berichtet für öffentlich-rechtliche Sender und Verlage über Medienpolitik.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann