Infektionsgeschehen um Corona: Bis die Grippe obendrauf kommt
Die Coronazahlen sind so hoch wie lange nicht mehr. Risikopatient*innen sollten sich mit Masken schützen.
Für die Überwachung des Corona-Infektionsgeschehens ist das Abwassermonitoring an die Stelle von Testauswertungen getreten. An 128 Kläranlagen deutschlandweit werden mehrmals pro Woche Proben entnommen und untersucht. In der zuletzt ausgewerteten Kalenderwoche bis zum 4. Dezember ist der Anstieg besonders hoch. Allerdings sind bislang nur 69 Standorte in die Auswertung eingeflossen.
„Der Höhepunkt dieser Welle wird jetzt irgendwann kommen, hoffentlich noch vor Weihnachten und vor allem vor der Influenza-Welle“, sagte der Kölner Intensivmediziner Christian Karagiannidis am Montag der taz. Es seien überwiegend ältere Menschen ab 70, die im Krankenhaus mit den Folgen einer Infektion kämpften. Ansonsten sei die Immunität in der Bevölkerung in Bezug auf schwere Verläufe immer noch hoch.
Zu den Auswirkungen von Mehrfachinfektionen und der Gefahr von Long Covid sagte Karagiannidis: „Um darüber valide Aussagen treffen zu können, brauchen wir endlich Zugang zu den Gesundheitsdaten.“ Er verwies auf das Gesundheitsdatennutzungsgesetz, das an diesem Donnerstag im Bundestag beschlossen werden soll.
Risikopatient*innen sollten sich mit Masken schützen
Zusätzlich zu den vielen Corona-Erkrankten sehen Expert*innen eine beginnende RSV-Welle, von der vor allem Kinder und ältere Menschen betroffen sein dürften. Auch die jährliche Influenza-Welle wird noch erwartet. „Diese drei Erkrankungen werden uns bis März beschäftigen“, prophezeit Karagiannidis. Er empfiehlt zumindest Risikopatient*innen, sich jetzt mit Masken zu schützen.
Sollte das Coronavirus so mutieren, dass es wieder gefährlich wird oder ein neues Virus auftreten, äußerte Epidemiologe Zeeb Zweifel, dass die Botschaft in der Bevölkerung ankäme. Die Kommunikation in den Pandemiejahren sei nicht systematisch genug gewesen, Medien hätten zu häufig Fehlalarm geschlagen. „Mein Vertrauen war vor der Pandemie größer, dass das System bei einer besonderen Notlage reibungslos funktioniert“, so Zeeb. Eine Aufarbeitung der Coronapolitik hält der Epidemiologe angesichts dieses „pandemischen Zeitalters“ für dringend notwendig.
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