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Industrie in den NiederlandenSchwarzer Schnee in den Dünen

An­woh­ne­r:in­nen in den Niederlanden planen eine Sammelklage wegen gesundheitsschädigender Emissionen. Der Adressat: ein Stahlkonzern.

Menschen am Strand von IJmuiden 2018, im Hintergund das Stahlwerk von Tata Steel Foto: Jochen Tack/imago

Amsterdam taz | Die geplante Sammelklage niederländischer Anwohner gegen den Stahlkonzern TataSteel steht unmittelbar bevor. Mehr als 750 Personen aus der Umgebung des Werks in der Hafenstadt Ijmuiden wollen Anzeige gegen das Unternehmen erstatten. Spätestens Anfang Mai, so Anwältin Bénédicte Ficq, werde man diese bei der Staatsanwaltschaft Amsterdam einreichen. Weitere Unterstützer wollten sich anschließen. Grundlage ist Artikel 173 des niederländischen Strafgesetzbuchs, der es verbietet, “vorsätzlich und widerrechtlich eine Substanz auf oder in den Boden, die Luft oder ins Oberflächengewässer“ zu bringen, wodurch die öffentliche Gesundheit gefährdet wird.

Auf den größten Industriekomplex des Landes, der unter anderem zwei Hochöfen, zwei Koksfabriken, eine Sinter- und eine Oxystahlfabrik umfasst, entfallen sieben Prozent des landesweiten CO2-Ausstoßes. Mehr noch steht das Werk wegen massiv erhöhter Feinstaub-Werte und sogenannten Grafit-Regen in der Kritik, die in den letzten Jahren vor allem im nahegelegenen Küstendorf Wijk aan Zee niedergingen und PAK sowie Schwermetalle wie Blei, Vanadium und Mangan enthielten.

Symbol der Verschmutzung war schwarz gefärbter Schnee, der im Februar in den Dünen lag. Der Konzern, der wegen der wachsenden Kritik zuletzt Investitionen in Sachen Umweltschutz ankündigte, räumte ein, der Schnee stamme von einem Kohlenberg, der bei starkem Wind unzureichend abgedeckt war. “Die Anwohner wurden dadurch noch ängstlicher, was da täglich auf ihre Köpfe und in ihre Lungen niedergeht“, so Anwältin Ficq zur taz.

Das regionale Gesundheitsamt beziffert das Lungenkrebsrisiko in der Kommune Beverwijk auf 27 Prozent über dem Durchschnitt. Eine Recherche des TV-Magazins Een Vandaag und der Regionalzeitung Noordhollands Dagblad brachte im Herbst ans Licht, dass es in manchen Gebieten um eine Erhöhung von bis zu 51 Prozent geht. Vergangene Woche wurden zudem die Ergebnisse einer Untersuchung des niederländischen Gesundheitsinstituts RIVM bekannt. Demnach ist die Luftqualität im Gebiet der IJ- Mündung “häufiger mäßig bis unzureichend“. Bei Hausärzten werden “mehr akute Gesundheitsbeschwerden gemeldet werden als in anderen Industriegebieten“. Genannt sind “Atemnot, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schmerzen auf der Brust“.

Luc Verkouteren, der in Ijmuiden eine Arztpraxis betreibt und als Bewohner von Wijk aan Zee die Anklage unterstützt, bestätigte letzte Woche in einer Talkshow: “Mit solchen Beschwerden werden wir täglich konfrontiert.“ Der taz erläutert er: “Irgendwann denkt man sich dann: Da muss ein Kausal-Zusammenhang mit einem anderen Faktor sein.“

Die Provinz Nord-Holland kündigte Anfang der Woche an, zu untersuchen, wie sie einen stärkeren Zugriff auf die Vorgänge bei TataSteel bekommen kann.

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2 Kommentare

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  • So einen geilen Paragraphen haben die Niederländer !

    Hierzulande muss man haarklein belegen dass eine Substanz bzw. eine Emmission einen ganz konkreten Schaden verursacht hat - was schier unmöglich ist weil es ja theoretisch immer auch andere Auslöser geben könnte.



    (Siehe z.B. Dortmunder Envio-Skandal, Gelsenkirchener Petrolkoks-Skandal, Bottroper Apotheken-Skandal ...)

    Dabei regieren Die Grünen hier schon einige Jahrzehnte mit ...

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