Hungersnot in Sudan: Lebensmittelkonvoi erreicht Darfur

Die UNO kann wieder Hilfsgüter in die von Hungersnot betroffene Region in Sudan bringen. Unterhändler fordern „humanitäre Korridore“ im ganzen Land.

Archivbild des Flüchtlingslagers beim Grenzübergang Adré Foto: Julian Civiero/WFP

Zum ersten Mal seit Monaten ist humanitäre Hilfe für Kriegsopfer in Darfur aus dem Nachbarland Tschad über die Grenze gelangt. Nach monatelanger Schließung durch Sudans Regierung konnte am späten Dienstag ein Konvoi des UN-Welternährungsprogramms WFP den Grenzposten Adré passieren, den wichtigsten Übergang zwischen Tschad und Sudan.

Genaue Angaben über Umfang und Ziel der Lieferung lagen am Mittwoch noch nicht vor. Doch vergangene Woche, als Sudans Militärregierung erstmals die Öffnung von Adré in Aussicht stellte, hatte das WFP bekanntgegeben, dass zwei LKW-Konvois mit rund 6.000 Tonnen Lebensmitteln für eine halbe Million Menschen vorbereitet würden. Später war von 131 Lastwagen an der Grenze die Rede.

„Unsere Lastwagen haben die Grenze überquert“, freute sich Rania Dagash vom WFP in Sudan in der Nacht zu Mittwoch. „Über ein Dutzend“ Lastwagen seien angekommen, bestätigte am Mittwoch die humanitäre UN-Koordinatorin für Sudan, Clementine Nkweta-Salami.

Experten warnen vor bis zu 2,5 Millionen Hungertoten

Das reicht natürlich nicht. Nach UN-Angaben sind in Sudan über 25 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung – akut von Hunger bedroht. Ende Juli stellten UN-Experten im Kriegsvertriebenenlager Zamzam bei El Fasher in Darfur eine Hungersnot fest. Experten warnen vor bis zu 2,5 Millionen Hungertoten landesweit bis Ende September.

In Darfur hat der Krieg, der seit April 2023 zwischen Sudans Armee unter dem Präsidenten und Armeechef Abdelfattah al-Burhan und der Miliz RSF (Rapid Support Forces) des früheren Vizepräsidenten Hamdan Daglo Hametti tobt, am meisten Tote und Vertriebene gefordert. Die Armee hat die Außengrenzen und die Fernstraßen nach Darfur abgeriegelt, um die RSF von Nachschub abzuschneiden; daher lebt die Miliz vom Ausplündern der Zivilbevölkerung. Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Ganz Sudan zählt mittlerweile nach UN-Angaben 13 Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebene.

Foto: infotext

Adré als der größte Grenzübergang aus Tschad konnte zuletzt im März vom WFP genutzt werden. Er versorgt normalerweise nur den Westen Darfurs. Die direkteste Route nach El Fasher liegt weiter nördlich; dieser kleinere Grenzübergang Tine war zuletzt Ende Mai geöffnet und ist derzeit wegen Überschwemmungen unpassierbar.

US-Sonderbeauftragter fordert „humanitäre Korridore“

Zugang zu Sudans Hungernden ist der wichtigste Punkt bei den Sudan-Gesprächen in Genf, die US-Sonderbeauftragter Tom Perriello am 14. August eröffnete. Am Donnerstag sagte die Armee die Öffnung von Adré zu, woraufhin die RSF am Samstag „Kooperation“ mit Hilfslieferungen versprach.

Laut Regierung wird Adré nun zunächst für drei Monate geöffnet. Zuständig für Hilfstransporte in Sudan ist ein von den Militärbehörden in Port Sudan geleitetes Komitee. Der Genehmigungsprozess gilt als schwerfällig, viele Straßen sind unsicher oder unpassierbar. Nach WFP-Angaben steckten am Wochenende über 50 Lastwagen mit 4.800 Tonnen Lebensmitteln an verschiedenen Orten in Sudan fest.

Perriello drängt auf drei „humanitäre Korridore“ innerhalb des Landes, deren Sicherheit beide Kriegsparteien gewährleisten müssen – nicht nur aus Tschad, auch aus Port Sudan quer durch das Land. Die Journalistin Yousa Elbagir war am Mittwoch skeptisch, ob die Lieferung über Adré schnell ihr Ziel erreicht: „Es ist der Höhepunkt der Regenzeit und die Fahrer müssen sehr schwieriges Terrain in unsicherem RSF-Gebiet durchqueren.“

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