Humor und Endorphinhorrorcocktails: Die Welt ist voll Sonnenschein

Freund oder Feind? Ein fiktives Gespräch über den Rassismus der Nachkriegszeit, den Gipfel des kapitalistischen Humors und Donald Trump.

Schlagermove-Teilnehmer trägt eine Brille mit Peace-Zeichen.

So sehen sie aus, die Gute-Laune-Fundamentalisten Foto: Georg Wendt/dpa

Guter Humor ist nicht immer, wenn man trotzdem lacht“, sagt der Freund und pult die Granatapfelkerne aus seinem Mittagessen.

„Allerdings fühlt sich vieles derzeit an wie ein gigantisches Trotzdem“, sagt die Freundin.

„Aber trotzdem zu lachen, ist ja nun was anderes, als trotzdem morgens aufzustehen“, sagt die andere Freundin und tunkt ein Stück frittierte Ananas in die Sojasoße.

„Lachen ist immerhin gesund.“

„Und wer zuletzt lacht, lacht am besten.“

„Oder den beißen die Hunde.“

„Man sollte auf keinen Fall den lachenden Teufel an die Wand malen.“

„Oder ihn ins Fernsehen lassen.“

„Dennoch muss man den Feind im Blick behalten.“

Von Gute-Laune-Fundamentalisten

„So oder so: Freund oder Feind, ein bisschen Spaß muss sein!“

„Aber man kann ja nicht einfach alles weglachen.“

„Den Rassismus der Nachkriegszeit zum Beispiel!“

„Roberto Blanco sagte, den habe es nie gegeben.“

„Weil er Geld verdienen muss.“

„Schlagerspaß ist der Gipfel kapitalistischen Humors.“

„Ein Endorphinhorrorcocktail!“

„Aber bitte mit Sahne.“

„Schlagerfans sind Gute-Laune-Fundamentalisten.“

„Jedem Tierchen sein Pläsierchen.“

„Über die AfD und all ihre Weirdos könnte man eigentlich auch lachen.“

„Wenn die Angelegenheit nicht so bitterernst wäre.“

„Ist es nicht möglich, etwas ernst zu nehmen und trotzdem drüber zu lachen?“

„Vielleicht nicht unbedingt schallend.“

„Aber wie soll man das sonst alles aushalten?“

Lachen und Auslachen

„Lachen ist wahrscheinlich so was wie Dehnen beim Sport.“

„Obendrein ein top Mittel zur Identifikation.“

„Am Humor erkennt man den Charakter.“

„Vielleicht lassen sich auch deshalb diabolisch Machtbesessene Botox injizieren.“

„Glaubt ihr, Höcke hat was machen lassen?“

„Na, bei dem sehen ja sogar die Augen eisig tot aus.“

„Ich hatte mal eine Freundin, die hat immer gelächelt, wenn sie wütend war.“

„Warum?“

„Wusste sie auch nicht, sie hat es gar nicht gemerkt, bis es ihr gesagt wurde.“

„Möglicherweise eine Art Unterwerfungsgeste.“

„Man muss eben sehen, wo man bleibt.“

„Wer andere zum Lachen bringt, ist beliebt.“

„Dauerlustige haben immer Fürsprecher.“

„Und wollen meist ganz doll geliebt werden.“

„Am besten in Stadien.“

Donald Trump ist ein Comedian

„Ist Trump ein Comedian?“

„Unbedingt.“

„Harris lacht viel über ihn.“

„Aber das ist Auslachen.“

„Im Kindergarten galt das als fies und gemein.“

„Weil da die Schwächeren ausgelacht wurden.“

„Und in der Schule haben die Fiesen gesagt, sie würden mit dir lachen, nicht über dich.“

„War immer gelogen.“

„Ist Trump der Schwächere?“

„Im Kopf und moralisch schon.“

„Dann darf man also nicht über ihn lachen?“

„Doch, der ist ja kein Kind mehr.“

„Aber weiß er das?“

„Will er das wissen?“

„Kinder dürfen die Schuld niedlich auf andere schieben.“

„Solang die egozentrische Phase anhält.“

„Bis wann geht die?“

„Weiß nicht, bis das Schamgefühl anfängt?“

„Wann ist das und was, wenn da was schief geht?“

„Dann ist es nicht mehr niedlich.“

„Deshalb tun manche alles dafür, so viel Macht und Geld anzuhäufen, dass sie trotzdem ewig so weitermachen können.“

„Bis sie ins Gefängnis kommen.“

„Oder eben Präsident werden.“

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Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr neuer Roman Roman „Auf Wiedersehen“ ist im April 2023 im Weissbooks Verlag erschienen. 2020 war sie für den Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

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