Hinrichtung des Sportler Afkari: Die Henker abstrafen
Kritik am IOC reicht nicht. Dem Iran sollte jede Möglichkeit genommen werden, sich als Ausrichter internationaler Sportwettbewerbe zu profilieren.
E ine Welle der Solidarität hat sich in der internationalen Sportgemeinschaft für den iranischen Ringer Navid Afkari aufgebaut. Gegen sein Todesurteil machten Athlet:innen, Verbände und letztlich sogar das Internationale Olympische Komitee mobil. IOC-Chef Thomas Bach schickte ein Gnadengesuch nach Teheran. Keine Selbstverständlichkeit. Als belarussische Polizisten jüngst auch protestierende Sportler wund geprügelt haben, biss sich der deutsche Funktionär noch auf die Lippen. Keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Landes, lautet das Mantra der Hüter des Olympischen Sports.
Das Urteil gegen Afkari, dem Mord an einem Sicherheitsbeamten zur Last gelegt wird, sollte erst in sechs Jahren vollstreckt werden. Mit seiner plötzlichen Hinrichtung will das iranische Regime wohl die Botschaft aussenden, dass man sich weder von politischem noch von zivilgesellschaftlichem internationalem Druck beirren lässt.
In einer ersten Reaktion hat die internationale Sportlervereinigung „Global Athlete“ Sanktionen des Weltsports gefordert. Das IOC müsse den Iran von der internationalen Sportbühne verbannen. So hoch wird das IOC sich seine moralische Messlatte sicherlich nicht legen lassen wollen. In 93 Ländern ist die Todesstrafe möglich. Zudem muss abgewogen werden, ob die Sportler:innen in den jeweiligen Ländern in Sippenhaft mit ihren jeweiligen Regierungen genommen werden sollen.
Klar ist aber auch, dass die Kritik des IOC nicht ausreicht. Dem Iran sollte vorerst jede Möglichkeit genommen werden, sich als Ausrichter internationaler Sportwettbewerbe profilieren zu können. Diskriminierungen von Frauen als Sportlerinnen und Zuschauerinnen sollten ebenso wenig toleriert werden wie die politische Order des Irans, dem Wettbewerb mit israelischen Athlet:innen aus dem Weg zu gehen.
Angesichts der zunehmenden Politisierung der Aktiven im Sport, die sich derzeit für Menschenrechte starkmachen, sollten die Funktionäre des IOC aufpassen, dass sie nicht die Verbindung zu ihrer Basis verlieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste