Vollstreckung von Todesurteil in Iran: Ringer Navid Afkari hingerichtet
Weltweite Solidaritätskampagnen konnten es nicht verhindern: Am Samstag wurde der 27-Jährige exekutiert. Er soll bei Protesten 2018 einen Beamten getötet haben.
TEHERAN afp | Die Justizbehörden in Iran haben trotz internationaler Solidaritätskampagnen das umstrittene Todesurteil gegen den Ringer Navid Afkari vollstreckt. Der 27-Jährige sei am Samstagmorgen „auf Drängen der Angehörigen seines Opfers“ im Gefängnis von Schiras hingerichtet worden, zitierte das Staatsfernsehen am Samstag den Generalstaatsanwalt der Provinz Fars, Kasem Musavi.
Afkari soll bei einer Demonstration im August 2018 in Schiras einen Beamten getötet haben. Der Ringer hatte die Tat nach Angaben der Justiz gestanden, nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen wurde das Geständnis aber unter Folter erzwungen. Amnesty International hatte bereits am Freitag gewarnt, dass Afkaris „heimliche Hinrichtung“ unmittelbar bevorstehe.
Afkari hatte im August 2018 an den landesweiten Protesten gegen die wirtschaftliche und politische Lage im Land teilgenommen. Die Justiz wirft ihm vor, dabei einen Mitarbeiter der staatlichen Wasserversorgung erstochen zu haben; seine beiden Brüder wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Das Urteil hatte eine weltweite Solidaritätskampagne ausgelöst, der sich unter anderem US-Präsident Donald Trump, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und zahlreiche deutsche Profisportler*innen anschlossen.
Laut Afkaris Anwalt Hassan Junessi war für Sonntag ein Treffen mit der Familie des Toten vorgesehen, um sie um Vergebung zu bitten. Nach iranischem Recht wäre bei einem Einlenken der Angehörigen die Vollstreckung des Todesurteils hinfällig geworden.
Junessi wies zudem darauf hin, dass die Strafgesetze einem Todeskandidaten ein letztes Treffen mit seiner Familie zubilligen. Der Anwalt prangerte die Eile der Behörden an, mit der sie seinen Mandanten unter Missachtung seiner Rechte hingerichtet hätten.
Leser*innenkommentare
Martin_25
Also Menschenrechtsorganisationen haben immer mehr Recht, als die Justiz? Warum haben eigentlich die Angehörigen des Opfers nicht verziehen?
Die Frage ist doch eher, ob die Todesstrafe bei all der Fehleranfälligkeit noch zeitgemäß ist.
Hugo
@Martin_25 " Warum haben eigentlich die Angehörigen des Opfers nicht verziehen?"
Weil: "Laut Afkaris Anwalt Hassan Junessi war für Sonntag ein Treffen mit der Familie des Toten vorgesehen, um sie um Vergebung zu bitten. Nach iranischem Recht wäre bei einem Einlenken der Angehörigen die Vollstreckung des Todesurteils hinfällig geworden." (a.d. Artikel)
Die (auch religiöse) Anwort auf "zeitgemäß" ist, daß das Töten durch den Staat ne menschenverachtende Anmaßung ist und somit auch Blasphemie (egal welche*r spirituelle Chef*in)!
Lady Tanja
Sanktionen, Sanktionen!
Dies bringt nichts, denn nur der Dialog schafft Frieden.
Dies gilt in diesem Fall um so mehr.
Und ich verstehe nicht, warum man nicht zu Staatsfesten gratulieren soll.
Dies gehört sich so zwischen zivilierten Nationen.
Bär Lauch
@Lady Tanja Ja aber hier haben wir es eben nicht mit einer zivilsierten Nation zu tun , sondern mit einer äusserst barbarischen. Und schon gar nicht mit einer demokratischen. No go! Aber all das Barbarische scheinen sie auszublenden, anders kann man sich Ihre Kommentare kaum erklären.
Beorn
@Bär Lauch Ist das nicht rassistisch, Nationen als barbarisch zu bezeichnen? Ist es weniger barbarisch, mit Drohnen Menschen weltweit zu töten und dabei sogar Menschen zu treffen, die nicht einmal getöteten werden sollen?
Können wir als Deutsche uns ein Urteil "die sind barbarisch" erlauben, wenn Drohnen von unserem Land aus gesteuert werden?
04515 (Profil gelöscht)
Gast
Iran...! Kaum zu glauben. Trump schließt sich der Solidaritätskampagne an und die machen trotzdem die Hinrichtung. Wann, wenn nicht jetzt!
Beorn
@04515 (Profil gelöscht) Kaum zu glauben, dass Trump sich dem anschließt, da er mit seinen Drohnen weltweit selbst Todesurteile vollstrecken läßt und dabei auch noch Unbeteiligte mit tötet. Auch nicht gerade die feine Art.
Argonaut
Solidarisch zeigt sich auch Bundespräsident Steinmeier - und zwar mit dem iranischen Regime, dem er wiederholt zum Jahrestag der Revolution gratuliert hat!
Lady Tanja
Ich hoffe sehr, dass der neue US-Präsident das Atomabkommen mit dem Iran erneuert.
Danach Aufhebung der unsäglischen Sanktionen, damit das iranische Volk wieder atmen kann.
Und dann einen Friedensvertrag; gerne auch mit König Bibi.
90564 (Profil gelöscht)
Gast
@Lady Tanja ich wünsche mir weltfrieden und vielleicht eine neuverfilmung von "miss undercover" mit cardi b in der hauptrolle
Lady Tanja
@90564 (Profil gelöscht) Da bin ich dabei.
Warum auch nicht?
83379 (Profil gelöscht)
Gast
Ich hoffe die Iraner können sich bald von diesem korrupten und brutalem Regime befreien.
Jim Hawkins
@83379 (Profil gelöscht) Das hoffe ich auch.
Worauf man sich auf jeden Fall verlassen kann, von Europa gibt es keine Solidarität.
Nicht von links und nicht von rechts.
Und vom taz-Forum gleich gar nicht.
90564 (Profil gelöscht)
Gast
@Jim Hawkins naja, vereinzelt gibt es immer wieder auch von links solidarität mit der iranischen opposition, natürlich immer nur von den üblichen verdächtigen
Hampelstielz
@Jim Hawkins Solidarität ist bei dir wieder einmal die Verschärfung von Sanktionen. Darunter fällt auch ein Einfuhrverbot von medizinischer Ausrüstung und von Medikamenten. Letztlich schweift der solidarische Blick auch auf Militäreinsätze. Das Mittel sieht vor, dass es der iranischen Bevölkerung so schlecht geht, dass sie zwangsläufig aufständig wird.
Naiv zu glauben, dass das so geschehen wird, naiv zu glauben, dass das die Intention der Befürworter solchen Vorgehens ist. Weder die Staaten der arabischen Halbinsel, noch die USA haben irgendein Interesse am Wohlergehen der Bevölkerung des Iran. Solidarisch geben sie sich dauernd, verwechselt man Solidarität mit dem Rasseln von Kriegstrommeln.
Der "Frieden" im Iran und das bisschen Wohlstand nagt viel stärker an den Füßen der mullahschen Stühle. Die andauernde Androhung eines Krieges, wie man ihn im Iran beim Nachbarn Irak beobachten durfte, mit allen Konsequenzen weit über 15 Jahre nach der US-Invasion spürbar, stärkt die Machtposition der religiösen Faschisten im Iran eher.
Du bist klug genug, diesen Rückschluß selbst zu ziehen, gehe aber davon aus, dass du diesen Einwand vermutlich abtun und beiseite wischen wirst.
Weshalb driftest du bisweilen so ab? "Vom Taz-Forum gibt es gleich keine Solidarität". Geht es noch?
90564 (Profil gelöscht)
Gast
@Hampelstielz naja, sie scheinen mir hier gerade auch eine aufhebung der sanktionen und eine rückkehr zu den guten alten geschäftsbeziehungen zu fordern, ein gewichtiger teil der (emanzipatorischen) iranischen opposition sieht das eher anders. mal ganz abgesehen davon, dass eine erleichterung der sanktionen in erster linie hizbullah, den schiitischen PMUs und den huthi-rebellen helfen würde, ganz abgesehen von der iranischen atombombe.
Hampelstielz
@90564 (Profil gelöscht) Du meinst wohl die Opposition der Volksmudjahedin in Paris. Eine denkbar schlechte Alternative. Unter diesen würde sich für das Volk im Iran, um dass es dir angeblich geht, wenig ändern. Es ist fraglich, ob diese die rechtliche Grundlage iranischer Justiz überhaupt großartig ändern würde. Für die Forderung von Minderheitenrechten ist diese Opposition nicht gerade bekannt.
Für einen langen und blutigen Bürgerkrieg und die nächste Diktatur, dann wieder vielleicht in einem Staat namens Persien wären sie aber ein Garant.
90564 (Profil gelöscht)
Gast
@Hampelstielz nein, meine ich nicht, wie kommen sie drauf?
Lady Tanja
@90564 (Profil gelöscht) Was sagen Sie eigentlich dazu, dass King Bibi die A-Bombe schon längst besitzt?
Scheint Sie nicht zu stören, ja?
90564 (Profil gelöscht)
Gast
@Lady Tanja sie halten auch israel für die ursache allen übels in nahost, kann das sein?
es geht tatsächlich eigentlich um den iran
Hampelstielz
@90564 (Profil gelöscht) Es geht in diesem Punkt um den Iran und allgemein um die religiösen Faschisten des nahen ostens.
Hampelstielz
@Lady Tanja Hier geht es nicht um Israel, Netanjahu oder die Palästinenser.