Hillary Clinton im US-Wahlkampf: Trubel um Kritik an Trump-Anhängern
Erst nannte sie die Fans ihres Gegners „Bedauernswerte“, jetzt rudert die Präsidentschaftsbewerberin der Demokraten zurück. Trump nutzt die Vorlage.
Bei einer Spendenveranstaltung vor Verfechtern von Homosexuellenrechten sagte Clinton mit Blick auf Trumps Anhänger, etwa die Hälfte von ihnen seien „Rassisten, Sexisten, Homophobe, Ausländerfeinde oder Islamfeinde“. Sie nannte diese Leute „hoffnungslos“. „Aber zum Glück sind sie nicht Amerika.“ Die andere Hälfte der Trump-Unterstützer fühle sich vom Staat oder von der Wirtschaft im Stich gelassen und wolle dringend einen Wandel. Mit diesen Menschen müsse geredet werden.
„Wow, Hillary Clinton war SO BELEIDIGEND gegenüber meinen Unterstützern, Millionen beeindruckender, hart arbeitender Menschen“, schrieb Trump am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Ich denke, das wird sie in den Umfragen einiges kosten.“
Er verglich Clintons Äußerung mit einem Ausrutscher des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Dieser hatte sich im Wahlkampf 2012 abfällig über jene „47 Prozent“ der Bevölkerung geäußert, die wegen ihrer Abhängigkeit vom Staat ohnehin seinen Rivalen Barack Obama wählen würden und sich selbst als „Opfer“ betrachteten.
Scharfe Angriffe auf Clinton
„Hillary hatte gerade ihren 47-Prozent-Moment“, erklärte Trump via Twitter. In dem Online-Dienst sorgte Clintons Attacke für reichlich Diskussionsstoff. Der Hashtag #BasketOfDeplorables verbreitete sich rasend schnell. In vielen Kommentaren wurde die Demokratin scharf angegriffen.
Wenige Stunden später schwächte Clinton ihre Äußerungen ab: „Gestern Abend habe ich mich grob verallgemeinernd geäußert“, erklärte die 68-Jährige am Samstag. „Ich bedaure, von der ‚Hälfte‘ (der Anhänger) gesprochen zu haben – das war falsch“, fügte die frühere US-Außenministerin hinzu – um dann eine Reihe „bedauernswerter“ Vorfälle in Trumps Wahlkampf aufzuzählen.
„Es ist bedauernswert, dass Trump seinen Wahlkampf in erster Linie auf Vorurteilen und Paranoia aufgebaut hat und eine nationale Plattform für hasserfüllte Ansichten und Stimmen geschaffen hat“, erklärte Clinton. „Ich werde nicht aufhören, auf Fanatismus und rassistische Äußerungen in seiner Kampagne hinzuweisen.“
Beide Kandidaten etwa gleichauf
In den USA wird am 8. November ein neuer Präsident gewählt. In den Umfragen war Ex-Außenministerin Clinton zuletzt wieder abgerutscht. Nachdem sie zuvor zeitweise deutlich vor Trump gelegen hatte, liegen beide Kandidaten derzeit etwa gleichauf.
Der US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson, hält das Rennen „für total offen“. Trump habe zwar „viele krasse Dinge vom Stapel gelassen“. Ein Teil seines Erfolges liege aber darin, dass er sich auf „den Zorn und die Perspektivlosigkeit eines Teils des Bevölkerung stützen kann“.
Trump warb am Wochenende in Washington um die Stimmen der erzkonservativen Wähler. Bei einer Versammlung des rechten Parteiflügels der Republikaner versprach er, dass eine Regierung unter seiner Führung „unser christliches Erbe wertschätzen, schützen und verteidigen wird“.
Sicherheitspolitisches Profil schärfen
Clinton war derweil darum bemüht, ihr sicherheitspolitisches Profil zu schärfen. Sie traf sich in New York mit mehreren Experten, unter ihnen Ex-CIA-Chef David Petraeus und der frühere US-Kommandeur in Afghanistan, John Allen, um über den Anti-Terror-Kampf und die nationale Sicherheit zu beraten.
Der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence veröffentlichte unterdessen seine Steuererklärungen der vergangenen zehn Jahre. Clinton und ihr Vizekandidat Tim Kaine hatten bereits Mitte August ihre Finanzen offengelegt. Damit erhöhten sie den Druck auf Trump. Dieser argumentiert jedoch weiterhin, dass er seine Steuererklärung wegen einer seit Jahren laufenden Steuerprüfung nicht veröffentlichen könne.
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