piwik no script img

Frauengesundheit in der KlimakriseHilfe bei Hitze im Alltag

Frauen müssen sich an heißen Tagen besonders schützen, warnen Fachgesellschaften. Dafür sei mehr Wissen um Risiken und Lösungen nötig – und Geld.

Pausen im kühlen Schatten sind wichtig Foto: Vira Simon/imago

Berlin taz | Frauen sind von Hitze besonders gefährdet, das haben mehrere gynäkologische Fachgesellschaften bereits 2024 erklärt. „Sie sind sich aber häufig nicht bewusst, wie sehr sie aufpassen müssen“, sagt Julia Schoierer, die bei der Agentur für Ökologie und Kommunikation Ecolo zu Klimaanpassung arbeitet.

Schoierer hat deswegen mit Kol­le­g*in­nen von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit sowie der Krankenkasse Barmer einen Kommunikationsleitfaden entwickelt, um Frauen vor Hitze zu schützen.

„Der Leitfaden soll bewirken, dass die Gesellschaft, aber vor allem Arbeitgeber, Frauenärzte, Hebammen und Pädagogen in Kita und Schule fit gemacht werden“, sagt Schoierer. Dort arbeiteten die Akteur*innen, die Frauen gut erreichen können und Vertrauen genießen. „Sie würden keinen Tipp geben, der komplett an der Lebensrealität vorbeigeht.“

Der Leitfaden weist darauf hin, dass „die Zielgruppe Frau keinesfalls homogen“ sei. Hitze führe zum Beispiel zu deutlich mehr Komplikationen in der Schwangerschaft, warnt Schoierer.

Hitzeschutz muss an Alltag ausgerichtet sein

Ältere Frauen seien gefährdet, weil sie die Hitze schlechter vertragen und sich gleichzeitig schlechter anpassen können. Häufig lebten sie allein und würden zu selten daran erinnert, ausreichend zu trinken.

Alleinerziehende Frauen können sich ebenfalls schlechter an Hitze anpassen. „Einer Alleinerziehenden kann man nicht raten, sich in der Mittagszeit auszuruhen, weil sie dann vielleicht gerade auf dem Weg von der Arbeitsstätte zur Kita ist“, sagt Schoierer.

Auch, weil Frauen häufig schlechter bezahlt werden, können sie besonders unter der Hitze leiden, sagt Schoierer, „zum Beispiel, wenn sie kein Haus im Grünen, sondern eine kleine Wohnung haben, die sich schlecht durchlüften lässt“.

Hitzeschutz sei nur dann effektiv, wenn er an Alltagssituationen ausgerichtet ist, schreiben die Au­to­r*in­nen des Leitfadens. Wichtig sei der Zugang zu Trinkmöglichkeiten, Toiletten und die Möglichkeit für Pausen an kühlen Orten.

Der Paritätische Gesamtverband fordert neben Plänen und besserer Kommunikation auch mehr Geld. „Hitzeschutz ist kein Luxus und kein Nice-to-have. Er ist eine Überlebensstrategie, die dringlicher wird“, sagte Geschäftsführerin Katja Kipping.

Hitzetage werden durch den Klimawandel häufiger. In Hamburg kam es seit 2020 zum Beispiel zu 14 Hitzetagen mehr, als ohne die Erderhitzung zu erwarten gewesen wären.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Die Argumentation des "Frauen besonders betroffen" verstehe ich hier nicht. In der Arbeitswelt sind hitzebelastete Jobs eher Männersache (Paketfahrer, Müllabfuhr, Stahlwerk usw. nur so als Beispiele), während Frauen viel häufiger im Büro arbeiten und dementsprechend häufiger angenehme Klimatisierung genießen. Wenn sie "alleinerziehend" sind (getrennterziehend sollte der richtige Begriff sein), können sie mit den Kindern in den Park. Aber Verbände suchen halt immer Betroffene um mehr Geld für sie selbst zu rechtfertigen.

  • Bei Hitze sind wir Frauen schutzbedürftiger als andere Menschen? Für schwangere Frauen kann ich das nachvollziehen, die anderen genannten Beispiele betreffen ja wohl alle. Nicht nur Frauen wohnen nicht im Grünen, nicht nur alte Frauen vergessen das ausreichende Trinken. Was ist z.B. mit den vielen Bauarbeitern, Müllmännern, etc. bei Hitze? Nicht besonders schutzbedürftig? Kann man bitte mal aufhören, uns Frauen gegenüber so überfürsorglich zu sein?

  • Ein Tipp:



    Allein lebende Frauen, die nicht immer an Flüssigkeitszufuhr denken, können sich zwei große leere Mineralwasserflaschen besorgen. Und diese dann morgens auffüllen und auf den Küchentisch stellen. Immer wenn sie in die Küche kommen, sehen sie die Flaschen und sollten dann etwas daraus trinken.



    Wenn die Flaschen abends noch voll sind, merken sie, dass sie etwas vergessen haben.

  • Der Artikel suggeriert dass alte Frauen sich schlechter um sich selbst kümmern können als alte Männer. Komisch dass es aber in der Vergangenheit öfter gegenteilige Aussagen gab, unter anderem auch dass Männer länger leben wenn eine Frau sich um sie kümmern würde. Auch gab es in den letzten Jahren immer wieder Artikel des inhalts, dass Frauen ja klüger, gesundheitlich robuster usw seien als die Männer.

    Was stimmt denn nun? Wird da einfach mehr Geld gewollt für "irgendwas"? Oder will man Aufmerksamkeit? Oder stimmen die früheren Aussagen gar nicht?

    Dass Schwangere besonders geschützt werden sollen ist ja schon immer gewollt und relativ üblich.

  • Schön ist, dass wir in Deutschland auch in den Ingenieurwissenschaften helle Köpfe haben, die ihre Kenntnisse einsetzen, um die Resilienz in Sachen Klimafolgen zu fördern und nicht die Kriegstüchtigkeit vor Augen haben:



    "Die vertikale Begrünung von Gebäuden kann einen sinnvollen Beitrag zur Klimatisierung urbaner Räume leisten und so zur Milderung von Klimafolgen wie zunehmende Hitze und Trockenheit beitragen. Zeit- und ressourcensparend bewässert werden kann sie mit einem IoT-basierten Bewässerungssystem, das im Rahmen einer Masterarbeit am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik entwickelt wurde."



    Quelle publica.fraunhofer.de 2021

  • "„zum Beispiel, wenn sie kein Haus im Grünen, sondern eine kleine Wohnung haben, die sich schlecht durchlüften lässt“."

    Wer hat denn bitteschön ein Haus im Grünen? Das können sich Männer und Frauen gleichermaßen leisten wenn sie sich bei der Geburt für die richigen Eltern und anschließend für die Wahl der entsprechenden Parteien entschieden haben. Von normaler Lohnarbeit kann kein Mensch sich ein Haus im Grünen leisten.

    • @Jalella:

      Äh, ging.



      Ich Gleisbauer/Baumaschinist auf Montage.



      Frau Pflegefachkraft.



      Jetzt beide Rentner. Noch 3 Jahre, dann abgezahlt. Ach ja, keine wesentlichen Rücklagen oder Erbschaften.



      Wir machen nur diesen Kapitalisten-Wahn zu mindestens 80% nicht mit.



      Nur die 3 geforderten Mülltonnen im Jahr (Bei der 3. müssen wir uns richtig anstrengen sie voll zu bekommen).



      Von der Kirche 1200qm Land gepachtet (300€ im Jahr) , damit wir uns weitestgehend selbst versorgen können mit Obst und Gemüse. Und das ganze geht schon 30 Jahre so.



      Man muss nur wollen.

    • @Jalella:

      Im Grünen heißt nicht nur im Speckgürtel einer Stadt. Kann auch in der Pampa sein. Dort gibt es billige Häuser.