Handel und Klimawandel: Kauft kein australisches Erdgas
Australien macht nicht mit beim internationalen Kampf gegen die Erderwärmung. Auch Deutschland müsste der Regierung in Canberra mehr Druck machen.
W as haben die Manager von Uniper und RWE in Deutschland mit den wundervollen Korallenriffen und den Buckelwalen zu tun? Tatsächlich eine ganze Menge. Die Unternehmen beteiligen sich an einem neuen Offshore-Gasprojekt, das eine der größten CO2-Bomben Australiens zu werden droht. Scarborough ist ein Erdgasfeld vor der Westküste, das im geplanten Verlauf seiner Betriebszeit 1,69 Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen würde – doppelt so viel wie Deutschland in einem Jahr emittiert.
Dabei ist Scarborough nur der erste Schritt eines insgesamt deutlich umfangreicheren Vorhabens zur Erhöhung des Gasfördervolumens auf der Burrup-Halbinsel – ein wahres Monsterprojekt, das den Ausstoß von sechs Milliarden Tonnen CO2 zur Folge hätte, was deutlich mehr ist als der Jahresausstoß der gesamten Europäischen Union.
Gäbe es keine Abnehmer, würden diese Projekte gar nicht erst in Angriff genommen. Eine Umsetzung brächte unsere wundervolle Artenvielfalt in Gefahr. Die Entwicklung der Offshore-Gasfelder und der Bau der erforderlichen Pipelines würden der Meeresumwelt erheblichen Schaden zufügen, auch den marinen Schutzgebieten mit ihren Hunderten Arten Korallen, Meeresschwämmen und Fischen.
Die seismischen Tests, die Bohrungen und der Förderbetrieb des Offshore-Gases würden säugende Wale, Meeresschildkröten und Seekühe massiv beeinträchtigen. Australien gehört zu den wenigen reichen Ländern, die sich kein Klimaneutralitätsziel gesetzt haben, und weigert sich, seinen Beitrag zur Umsetzung des Pariser Abkommens zu leisten. Hier in Westaustralien leiden wir schon jetzt unter Rekorddürren, Überschwemmungen und Bränden.
In meiner Lebenszeit werde ich noch deutlich längere und intensivere Trockenperioden erleben, die ein weit höheres Risiko lebensbedrohender Buschbrände mit sich bringen werden. Liebe Deutsche, bitte denkt an unsere Meere und unseren gemeinsamen Planeten Erde. Kauft kein australisches Erdgas.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben