Hamas und Israel: Deeskalation in Gaza vereinbart
Der gegenseitige Beschuss zwischen Hamas und israelischer Armee soll enden. Israel öffnet Grenzposten und weitet Fischereizone wieder aus.
Aus dem Gebiet waren seit Anfang August immer wieder an aufgeblasenen Ballons, Kondomen und Plastiktüten befestigte Brandsätze sowie manchmal auch Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert worden. Durch die Brandsätze wurden nach Angaben der Feuerwehr mehr als 400 Brände im Süden Israels ausgelöst. Die Feuer vernichteten unter anderem landwirtschaftliche Flächen.
Die israelische Armee antwortete mit dem fast täglichen Beschuss von Hamas-Einrichtungen im Gazastreifen. Bei den mehr als dreiwöchigen gegenseitigen Angriffen wurden mehrere Menschen verletzt. Getötet wurde aber offenbar niemand.
Im Zuge der Eskalation verschärfte die israelische Regierung ihre Blockade des Palästinensergebiets. Neben der Schließung des Grenzpostens Kerem Schalom – dem einzigen für Warenlieferungen in den Gazastreifen – und dem Verbot von Treibstofflieferungen wurde die Ausfahrt von Fischern vom Gazastreifen ins Mittelmeer blockiert.
Nun verkündete das Büro von Hamas-Chef Jahia Sinwar, es sei eine „Verständigung“ über die Eindämmung der jüngsten Eskalation und der israelischen „Aggression gegen unser Volk“ erreicht worden. Die Vereinbarungen wurden den Hamas-Angaben zufolge unter der Vermittlung Katars erzielt. Der katarische Vermittler Mohammed el-Emadi lobte die Hamas-Führung dafür, dass sie die Vereinbarungen ermöglicht habe.
Brennstoffmangel in Gaza
Die dem israelischen Verteidigungsministerium untergeordnete Zivilverwaltung für die besetzten Gebiete (Cogat) warnte jedoch, sollte die Hamas sich nicht an die Vereinbarungen halten, werde „Israel entsprechend handeln“. Nach Angaben der Zivilverwaltung wird neben der Wiederöffnung des Grenzpostens Kerem Schalom und der erneuten Erlaubnis für Treibstofflieferungen auch die Fischereizone vor dem Gazastreifen auf 15 Seemeilen ausgedehnt.
Wegen des Brennstoffmangels hatte das einzige Stromkraftwerk des Gazastreifen abgestellt werden müssen. Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Elektrizitätsversorgung privater Haushalte auf vier Stunden am Tag begrenzt wurde. Das Stromkraftwerk werde nun wieder anlaufen, verlautete aus Hamas-Kreisen.
Seit die radikalislamische Hamas im Jahr 2007 die Kontrolle im Gazastreifen übernommen hatte, führte sie bereits drei Kriege mit Israel – in den Jahren 2008, 2012 und 2014. Im vergangenen Jahr hatten die Hamas und die israelische Regierung unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der UNO eine informelle Waffenruhe vereinbart.
Im Rahmen dieser Vereinbarung hatte Katar unter anderem eine monatliche Hilfe für das Gebiet von 30 Millionen Dollar zugesagt. Diese Hilfe werde nun auf 35 Millionen Dollar (29 Millionen Euro) im Monat aufgestockt, hieß es aus der Hamas.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass