Haltbarkeit von Speichermedien: Wann sind die Daten weg?
Informationen überleben je nach Medium unterschiedlich lange. Auf künstlicher DNA gar über 1000 Jahre. Ein Vergleich.
Das Internet vergisst sehr wohl. Und auch physische Speichermedien, die die Grundlage jedes Rechenzentrums und damit jeder Cloud bilden, sind durchaus vergänglich. Sie haben auch noch ein paar Videokassetten, Speicherkarten, Fotos und Festplatten im Keller? Wir erklären, wie lange es dauert, bis sie voraussichtlich unleserlich werden.
Das Foto: Im 19. Jahrhundert machte Joseph Niépce den ersten Schnappschuss der Geschichte. Dass sein „Blick aus dem Fenster in Le Gras“ noch existiert, liegt an der Lagerung. Analoge Fotografien müssen vor Umwelteinflüssen geschützt werden. Bereits nach 20 Jahren beginnt das Ausbleichen des Papiers. Flecke, Risse und Knicke vermindern die Qualität.
Um Schäden zu vermeiden, sollten Aufnahmen kühl und trocken lagern. Plastikfolien und Pappkartons sind nicht zu empfehlen: Die Fotos „schwitzen“ in den Kunststoffhüllen, und viele Kartons enthalten schädliche Säure. Wer seine Bilder gerahmt aufhängen möchte, sollte bei der Rückwand auf säurefreies Papier und auf Museumsglas gegen die UV-Strahlung setzen.
Die Festplatte: Externe Festplatten gelten in Privathaushalten als eines der beliebtesten digitalen Speichermedien. Für relativ wenig Geld lassen sich unkompliziert mehrere Terabyte an Daten und Fotos speichern. Optisch erinnert das Prinzip an einen Plattenspieler: Ein sogenannter Schreib-Lese-Kopf schwebt über einer rotierenden Scheibe und magnetisiert diese. Jede magnetisierte Stelle entspricht einem Bit.
Unzerstörbar ist das System allerdings nicht. Äußere Magnetfelder können die Scheiben beschädigen, und Hitze lässt das Material schneller verschleißen. Auch schon ein Sturz vom Schreibtisch kann die Daten für alle Zeit verschwinden lassen. Festplatten halten, je nachdem wie häufig sie genutzt werden, zwischen 10 und 20 Jahren. Eine Ausnahme bilden SSD-Festplatten, die über eine elektronische Speicherweise funktionieren. Hitze und Stürze können ihnen nicht viel anhaben. Sie müssen dafür aber regelmäßig an den Strom angeschlossen werden.
Die VHS-Kassette: Streaming? Gab es früher nicht. Wer einen Film zu Hause schauen wollte, rannte in die Videothek, um sich eine VHS-Kassette zu leihen, wodurch der Medienkonsum revolutioniert wurde. Wer aus Nostalgie nicht auf das krisselige Bild verzichten will, der sollte sich um die Digitalisierung seiner Sammlung kümmern, denn die Qualität von Ton und Bildern auf den Magnetbändern nimmt mit der Zeit ab. Die Haltbarkeit einer VHS-Kassette beträgt zwischen 10 und 35 Jahren. Die richtige Aufbewahrung kann Defekten vorbeugen: aufrechte Lagerung, immer zurückspulen, Stöße und Lichteinstrahlung vermeiden und vor allem das Magnetband nicht anfassen und vor magnetischer Strahlung schützen.
Die CD: Wer kennt es nicht? Man sucht die CD der Lieblingsband im Regal, schiebt sie in den CD-Player und dann tzz thzthth tzaaa a a a – ungewollter Stopptanz. Die Anfälligkeit für Kratzer ist ein Manko optischer Speichermedien, da diese den Laser am Abtasten der CD hindern. Auch Wärme, Licht und Feuchtigkeit wirken sich negativ auf die Haltbarkeit von CDs aus. Die optimalen Lagerungsbedingungen sind 25 Grad, 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit und Dunkelheit. Durchschnittlich haben beschriebene CDs eine Lebensdauer von 5 bis 10 Jahren, obwohl vom Hersteller oft mehr versprochen wird.
Die SD-Karte: SD-Karten, kurz für „secure digital“, werden in Handys oder Digitalkameras verwendet und funktionieren nach dem Prinzip des Flashspeichers. Das heißt, die Informationen werden in Form elektrischer Ladung gespeichert, ohne weitere Energie zu verbrauchen. Zwar sind SD-Karten robust gegen Stöße, da sie keine beweglichen Teile enthalten, aber die Kontakte können abnutzen oder elektrische Schäden durch eindringende Feuchtigkeit entstehen. Im Schnitt halten SD-Karten 10 bis 30 Jahre, seltenes Beschreiben schont die Karte.
Die DNA: Fans von „Biohackers“ können sich freuen, denn die Netflix-Serie wird für die nächsten 1.000 Jahre archiviert – in Form von synthetischer DNA. Für die Speicherung werden die vier Basen der Desoxyribonukleinsäure verwendet: Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin. Genau wie bei Nullen und Einsen in der Computersprache ergeben sich Informationen aus der Reihenfolge der Basen. Um elektronische Daten in chemische Daten umzuwandeln, werden elektrische Signale in Basen „übersetzt“: 00 wird zu Guanin, 01 zu Thymin und so weiter.
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Danach muss die künstliche DNA haltbar gemacht werden. Forscher:innen aus Zürich und München haben dafür ein Verfahren entwickelt, womit die Basen in glasähnlichem Silizium eingeschlossen werden und so noch im Jahr 3000 erhalten sein sollen. Ein Nachteil: Einen Megabyte zu speichern kostet zwischen 500 und 1.000 Euro.
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