Kommentar Datenschutz: Das Internet vergisst nicht

Es ist gut, wenn Anbieter ihre Kundschaft darüber aufklären, was online alles schiefgehen kann. Sensibilität für die neue Netzrealität gehört aber schon früher eingeübt.

Schadenersatzforderungen in Höhe von mehr als 50.000 Dollar für eine 140 Zeichen lange Botschaft: Eine Frau aus Chicago muss sich seit letzter Woche vor Gericht mit ihrem Vermieter herumschlagen, weil sie beim Kommunikationsdienst Twitter behauptet hatte, die Hausverwaltung dulde Schimmel in ihrer Wohnung. Es ist der erste Fall, bei dem ein Nutzer des populären Angebots wegen einer einzigen Aussage verklagt wurde, für die man beim lockeren Gespräch unter Freunden niemals etwas zu befürchten hätte.

Das Netz schafft Öffentlichkeit für Dinge, die vorher privat waren. Vielen Nutzern sozialer Netzwerke und anderer Webdienste ist das nicht klar. Wer bei Twitter seine Botschaften einstellt und der Welt seine Stimmungslage mitteilt, tut das in aller Öffentlichkeit - obwohl die arme US-Mieterin nur ganze 20 Twitter-Freunde hatte, war ihre angeblich verleumderische Aussage problemlos über Suchmaschinen aufzufinden und damit potenziell von der ganzen Welt.

Wer Bilder wilder Partys auf Fotodiensten einstellt und glaubt, dass die nur von wenigen Freunden gesehen werden könnten, sollte ebenso vorsichtig sein: Das Googeln potenzieller Bewerber gehört längst zum Standardrepertoire der meisten Personalabteilungen.

Beim größten sozialen Netzwerk in Deutschland, dem Berliner Anbieter StudiVZ, hat man nun ein Einsehen und will seine Mitglieder besser vor unerwünschter Datennutzung schützen. Es ist gut, wenn Anbieter ihre Kundschaft darüber aufklären, was online alles schiefgehen kann, und dafür sorgen, dass nicht jeder Eintrag sofort in Suchmaschinen auftaucht. Sensibilität für die neue Netzrealität gehört aber schon früher eingeübt. Zum Beispiel mit einem Schulfach Medien- und Internetkompetenz.

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