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HafenumschlagWieder mehr Kisten auf den Kais

Ein kräftiges Wachstum vermeldet der größte Hamburger Hafenkonzern HHLA nach drei Quartalen. Vor allem der Handel auf der Ostsee und mit Ostasien boomt.

Kein Mangel an Kisten: Dem Hamburger Hafen geht es gut. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ist weiter auf Wachstumskurs. Das geht aus der Bilanz für die ersten neun Monate 2011 hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Danach erhöhte sich der Containerumschlag gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 25 Prozent auf 5,3 Millionen Standardcontainer (TEU). Der Umsatz bei der HHLA kletterte um 16 Prozent auf 913 Millionen Euro, der Gewinn um ebenfalls 16 Prozent auf 165 Millionen Euro.

"Das ist angesichts der Abschwächung der Weltkonjunktur, steigender Anforderungen in der maritimen Logistik und der Verzögerung der Elbvertiefung eine beachtliche Leistung", teilte HHLA-Chef Klaus Dieter Peters mit. Zurückzuführen ist das Wachstum auf den wieder steigenden Handel mit Ostasien. Hier liegt der Anstieg bei fast 25 Prozent. Noch kräftiger fällt das Plus mit 59 Prozent im Ostseeraum beim Containerumschlag mit Russland, Polen und dem Baltikum aus. Zudem sind in diesem Jahr mehrere Liniendienste nach Nordamerika von Bremerhaven nach Hamburg verlegt worden, was diesem Fahrtgebiet ein Plus von 41 Prozent bescherte.

Für das gesamte Jahr 2011 rechnet die HHLA mit einem Plus von gut 20 Prozent. Damit würde der größte Umschlagsbetrieb im Hamburger Hafen die Marke von sieben Millionen TEU überbieten - so viel, wie der ganze Hafen im Jahr 2009 umgeschlagen hatte. Der Stadt Hamburg, der sie zu 70 Prozent gehört, stellt die HHLA eine Dividende in deutlich zweistelliger Millionenhöhe in Aussicht.

Der Hafen

2008 und 2009 hatte der Hamburger Hafen stagnierende oder rückläufige Zahlen zu verkraften.

Der Gesamtumschlag betrug 2007 und 2008 jeweils 140,4 Millionen Tonnen, 2009 sank er auf 110,4, 2010 steig er wieder auf 121 Millionen Tonnen.

Der Containerumschlag kratzte 2007 mit 9,9 Millionen Standardcontainern (TEU) an der Zehn-Millionen-Marke. 2008 ging er leicht auf 9,7 Millionen zurück und lag 2009 nur noch bei 7,0 Millionen. 2010 stieg er wieder auf 7,9 Millionen TEU.

Das Gesamtergebnis des Hamburger Hafens dürfte im laufenden Jahr erstmals seit 2008 wieder über neun Millionen TEU liegen. Zugleich dürfte sich der Abstand zu den Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen verringern. Die beiden Marktführer in Europas "Nordrange", zu der als viertgrößter Hafen auch Bremerhaven zählt, weisen ein Wachstum von nur 7,7 und 3,1 Prozent auf.

Angesichts dieser Entwicklung ist nach Einschätzung des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVHH) der verstärkte Ausbau der Verkehrswege unumgänglich. Prognosen sagten für das Jahr 2025 die astronomische Menge von 25 Millionen TEU voraus - fast das Dreifache des jetzigen Umschlags. Dafür müsse der Hafen ertüchtigt werden, fordert UVHH-Präsident Gunther Bonz. Das gilt in erster Linie der geplanten Elbvertiefung, die für Bonz wie auch für HHLA-Chef Peters zum "dringenden Handlungsbedarf der Politik" gehört.

Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) geht davon aus, sehr rasch einen positiven Bescheid der EU-Kommission in Brüssel für die Ausbaggerung der Unterelbe zwischen Hafen und Nordsee zu erhalten. "Anfang 2012", erklärte er vor einer Woche, "haben wir Baurecht und können anfangen."

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1 Kommentar

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  • RB
    Rainer Böhrnsen

    Man sollte sich nicht von kurzfristigen Wachstumszahlen irritieren lassen. Die fetten Zeiten sind für den Hafen vorbei und das wird auch mittelfristig deutlich werden. Die globalen Warenströme verändern sich zum Nachteil Hamburgs, und nicht nur Wilhelmshaven wird zum Konkurrenzhafen, sondern ebenfalls Häfen in der Ostsee, die Direktlinien mit Fernost unterhalten, wie z. B. Danzig. Wilhelmshaven wird ab Mitte 2012 zeigen, dass er für den Feederverkehr vorteilhafter ist als Hamburg und auch ohne ausgebaute Hinterlandanbindungen Hamburg Probleme bereiten kann. Die Annahme, 2025 werden 25 Mio. TEU in Hamburg umgeschlagen, ist pures Wunschdenken und soll nur Druck aufbauen. So ist in der Vergangenheit auch in Bezug auf den angeblichen Flächenbedarf im Süderelberaum verfahren worden. Hamburg hat für die jetzt umgeschlagenen 9 Mio. TEU mehr als 30 Jahre gebraucht, unter ausnehmend guten Bedingungen. Wie dann in 14 Jahren eine Steigerung um 16 Mio. TEU erreicht werden soll, weiß eigentlich nur der Teufel.