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Guardiolas Amtsantritt beim FC BayernDer Seppwerdung Beginn

Der Erlöser ist herniedergekommen. Hunderte Journalisten kleben Pep Guardiola in München an den Lippen, als er einige salbungsvolle Worte spricht. Ein Protokoll.

Gesten-Orakel Guardiola während der Vorstellung beim FC Bayern Bild: ap

MÜNCHEN taz | Es war ein aufregender Tag in München. Der Amtsantritt von Pep Guardiola als Messias des FC Bayern hielt eine ganze Stadt in Atem. Zur Vorstellung des neuen Trainers des FC Bayern München hatten sich mehr 240 Journalisten angekündigt. Ein guter Teil von ihnen war schon Stunden vor der Ankunft des Katalanen am Gelände des Münchner Stadions am Müllberg zugegen. Die taz wollte da nicht zurückstehen und präsentiert ein Protokoll von Tag eins des neuen Obersepps beim deutschen Rekordtripleeuropapokalchampionssieger.

8.37 Uhr: Schneckenrennen an der Arena. Abertausende der feuchten Kriecher schleichen sich im glitschigen Gänsemarsch vom Stadion weg in Richtung Innenstadt. Ihnen war zu Fühlern gekommen, was die Bild-Zeitung in ihrer Montagsausgabe berichtet hatte: Guardiolas Lieblingsspeise sind – neben Cannelloni – Schnecken. Nichts wie weg, hieß es da für die nackten Viecher. Sie waren die einzigen an diesem Tag, die sich von Guardiola abgewendet haben.

9.10 Uhr: Hunderte von den wichtigsten Redaktionen dieser Republik ausgesendeter Reporter blicken auf ihr Handy, als sie die Nachricht erreicht, dass Pep Guardiola in einem Münchner Hotel begonnen hat zu frühstücken. Sie wissen: Wenn der Mann satt ist, steht der Fahrt zur Arena nichts mehr im Weg. Hektik macht sich breit. Die ersten Texte werden an die Redaktionen übermittelt.

10.34 Uhr: Warten.

10.44 Uhr: Weiter warten.

10.54 Uhr: Noch mehr warten.

11.05 Uhr: Ein Reporter hat es geschafft, eine Stewardess ans Telefon zu bekommen, die am Tag zuvor den Flug Pep Guardiolas aus Barcelona begleitet hat. Sie soll gesagt haben, dass er freundlich war und eine Süßspeise bestellt habe. Einer glaubt, das Wort Apfelstrudel verstanden zu haben und sucht in einem Wörterbuch vergeblich nach einer Übersetzung ins Spanische. Staunen macht sich breit: Kann der Mann schon deutsche Wörter für die es keine spanische Entsprechung gibt?

11.32 Uhr: Pep Guardiola kommt gemeinsam mit Matthias Sammer, dem Sportdirektor des FC Bayern, am Stadion an. Beide streichen beinahe gleichzeitig mit der rechten Hand über ihren rasierten Schädel. Der Trainer und das sportliche Management scheinen zu harmonieren.

12.07 Uhr: Pep Guardiola, Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und der schon lange vor seiner Verurteilung in der Resozialisierung befindliche Vereinspräsident und Steuerhinterzieher Uli Hoeneß nehmen auf dem Podium vor der versammelten Weltpresse Platz. Münchens Pressesprecher Markus Hörwick begrüßt die Medienvertreter aus Katar.

12.13 Uhr: Metzgersohn Uli Hoeneß berichtet von seiner Reise in die große Welt nach New York, wo ihm Pep Guardiola in seiner Wohnung am Central Park seinen Computer gezeigt habe. Da habe er gleich gewusst, dass das der richtige Mann für den FC Bayern sei.

12.17 Uhr: Grummeln im Presseraum. Warum kann Pep Guardiola eigentlich besser Deutsch als Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß, Matthias Sammer und Markus Hörwick?

12.23 Uhr: Bayerns Pressesprecher erkundigt sich nach dem Namen der Deutschlehrerin von Guardiola. „Das ist großartig, wie diese Grammatik funktioniert“, sagt er. Hörwick scheint erkannt zu haben, dass er Nachholbedarf hat.

12.59 Uhr: Pep Guardiola segnet den Rasen im Stadion.

13.16 Uhr: Pep Guardiola legt seine Hand auf die Schulter von Uli Hoeneß, der so selig lächelt, dass man meinen könnte, er sei in diesem Moment von jeglicher Steuerhinterziehung geheilt worden. Es wäre das erste Wunder, das Pep Guardiola in München vollbracht hat. Nachdem sich Matthias Sammer und Karl-Heinz Rummenigge von ihren Stühlen erhoben haben, geht ein Raunen durch den Saal. Später einigen sich die Beobachter darauf, dass dies kein Wunder war, da die beiden nie gelähmt waren. Dennoch ist man sich einig, dass der Mann die zehn bis zwölf Millionen Euro, die er im Jahr verdienen soll, Wert sein soll. Am Mittwoch ist Trainingsauftakt in der Arena. Restkarten sollen noch erhältlich sein.

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9 Kommentare

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  • R
    Roman

    Auch hier ein missglückter Ironieversuch, wenn auch nicht ganz so daneben, wie der andere Artikel. Eine Emphehlung an Rütti den Blauen: 11freunde-liveticker - das ist ungekünstelt und w i r k l i c h lustig. Einfach immer nur auf die Bayern draufhauen ist primitiv, nicht lustig.

  • MB
    matt benz

    "Ullrich der Böse, Guardiola der Messias. Beide hatten Kontakte zu Fuentes.

     

    Als Doppelmoral wird gleiches Verhalten ethisch unterschiedlich bewertet ohne dass dafür ein sachlicher Grund vorhanden wäre. Soweit die Theorie. Jetzt ein aktuelles Beispiel aus der Praxis.

     

    Auf der einen Seite haben wir Jan Ullrich, der letzte Woche gestand, Eigenblut-Behandlungen beim spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes durchgeführt zu haben - und ganz Deutschland würde diesen Velo-Betrüger am liebsten im Gefängnis sehen. Auf der anderen Seite haben wir Pep Guardiola, der sich am Montag als neuer Bayern-Trainer vorstellte - und ganz Deutschland liegt dem Trainer-Messias bereits jetzt zu Füßen.

     

    Was Ullrich und Guardiola gemeinsam haben? Positive Dopingkontrollen in ihrer aktiven Karriere und jahrelang intensive Kontakte zu Blutpanscher Fuentes!"

     

     

    http://sport10.at/home/inside/thomashaider/1422906/Die-Doppelmoral

  • ML
    mr l.

    liebe taz

    ein klasse artikel, der zu lesen ein echter genuß ist. es ist schade, dass es nicht wie früher etwas mehr fußball-artikel von diese art gibt. dafür habe ich euren sportteil immer geliebt. die unterdessen häufig "seriöse" berichterstattung macht m.e. wenig sinn. wir fußballfans lesen dafür andere zeitungen und die restliche leserschaft hat bestimmt auch an dieser berichertstattung mehr spaß.

    lang lebe die taz

  • K6
    Kein 60er

    Was wäre das erst für eine Gaudi gewesen, wenn auch noch Sven-Göran Erichsohn zu den 60ern gegangen wäre ... Gabs da damals einen Kommentar? 2-3 Journalisten hätte der dann auch mal nach Giesing gelockt.

  • A
    Anti

    Peter Neururer wäre die bessere Wahl gewesen! Schade!

  • T
    Torsten

    Eine Protokoll zum genießen. Vielen Dank für die ironische Distanz. :D

  • HR
    HP Remmler

    Die Deutschkenntnisse waren wohl Bedingung in der Stellenausschreibung. Sonst hätte man ja auch Loddar nehmen können.

  • MW
    Martin Wandersleb

    Vielen Dank Herr Rüttenauer, des woa a gaudi!

  • P
    P.Haller

    Wieso habe ich beim Kollegen Rüttenauer immer das Gefühl, dass er es immer noch nicht verknusen kann, dass der BVB diesmal nix zustande gebracht hat ?

    Ist er evtl. Aktionär bei der einzigen Fussball-AG in D. ?