Grünen-Antrag zum Schutz der Moore: Wiedervernässung statt Ausbeutung
Die niedersächsische Landesregierung tue zu wenig für die Moore, finden die Grünen. Sie haben einen Antrag für besseren Moorschutz eingereicht.
Doch intakte Moore gibt es in Niedersachsen kaum noch. Über 80 Prozent der Moorflächen sind trockengelegt, werden landwirtschaftlich genutzt, die restlichen sind gebeutelt von Trockenheit oder Nährstoffbelastungen.
Die Treibhausgas-Emissionen aus Moorböden beliefen sich laut Landwirtschaftsministerium im Jahr 2018 auf 10,6 Millionen Tonnen, was rund elf Prozent der Niedersächsischen Klimaemissionen ausmacht. Hinzu kommen Emissionen von 1,7 Millionen Tonnen aus dem Torfabbau. Und die Zahlen stagnieren seit Jahren im hohen Bereich. „In den letzten Jahren rückte die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz in den Fokus der Überlegungen“, heißt es auf der Seite des Landwirtschaftsministeriums. Passiert ist bisher wenig.
Die Niedersächsischen Grünen wollen deshalb der Landesregierung mit einem sogenannten Entschließungsantrag Beine machen. Sie fordern darin unter anderem die Einrichtung einer Landesgesellschaft für Moorschutz, ähnlich der Landesforsten, wo Verantwortlichkeiten gebündelt werden. „Bislang fehlt der Landesregierung beim Moormanagement der Überblick“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christian Meyer vor Pressevertretern. Es gehe vor allem darum, den Moorschutz zu beschleunigen, so die Grünen.
Aber Moore sind Ökosysteme, die in Jahrtausenden gewachsen sind und ebenso lange brauchen, um sich von menschlichen Eingriffen zu erholen. „In zehn Jahren wächst Moor um einen Zentimeter“, versucht Fraktionsvorsitzende Julia Hamburg das Ganze zu verbildlichen. Und per Definition des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie gilt als Moor, was eine Torfschicht von über 30 Zentimetern aufweist, bräuchte also 300 Jahre Wachstum. Rund 80 Prozent der Moore in Niedersachsen sind unwiederbringlich zerstört. „Was weg ist, ist weg“, sagt Christian Meyer.
Es gilt also Torfflächen zu erhalten und bestehende Moorflächen zu schützen. „Die Lösung dafür ist relativ einfach: sie heißt Wiedervernässung“, sagt Julia Hamburg. Die Landesregierung tue da nichts oder verhindere sogar Renaturierungen. So drohe beispielsweise das millionenschwere EU-geförderte Projekt Hannoversche Moorgeest zu scheitern, weil einzelne Landbesitzer*innen sich weigern, Flächen ans Land zu verkaufen.
Kurz nachdem dieses Projekt 2012 genehmigt worden war, kam in Niedersachsen eine rot-grüne Regierung an die Macht. Zum Moorschutz wurde 2016 das Papier „Niedersächsische Moorlandschaften“ herausgegeben. Darin ist viel die Rede von „Empfehlungen“ und „Modellversuchen“. Konkrete Maßnahmen werden kaum benannt. Das soll nun mit dem Entschließungsantrag der Grünen kommen, der am Mittwoch im Landtag diskutiert werden soll.
Neben der Landesgesellschaft für Moorschutz fordern die Grünen auch „ein Konzept für eine torferhaltende Bewirtschaftung land- und forstwirtschaftlich genutzter Moorböden“. Landwirte, die sich für den Anbau von Rohstoffen wie Schilfrohr entscheiden, müssten dementsprechend gefördert werden. Bisher werden sogenannte Paludikulturen nur durch einzelne Projekte gefördert, da sie aber nicht als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen sind, fallen sie auch nicht unter die Agrarsubventionen der EU.
Die Grünen spielen groß auf: „Wir könnten mit viel Know-how Niedersachsen zum Klimaschützer Nummer eins machen“, sagt Meyer. Die Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorschutz, die Niedersachsen nach einigem Zögern auch unterschrieben hat, sieht eine jährliche Reduktion der bundesweiten Emissionen aus Mooren um jährlich 5 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2030 vor. Anteilig berechnet müsste Niedersachsen also jedes Jahr die Klima-Emissionen aus Moorböden um 1,9 Millionen Tonnen senken.
Der Deutsche Naturschutzring bezeichnet dieses Ziel und die Zielvereinbarung als „ambitionslos“, da sie grundsätzlich auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhe.
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