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Großwildjäger im UmweltministeriumAls Jagdtrophäe ein toter Elefant

Ein hoher Beamter der thüringischen Tierschutz-Behörde erschießt Elefanten in Afrika und prahlt damit bei seinen Kollegen. Sein Minister findet das in Ordnung.

Im Chobe Nationalpark in Botswana kreuzt ein Elefant die Safari-Route von Touristen. Bild: dpa

DRESDEN taz | Wenn ein hoher Beamter im auch für Tierschutz zuständigen Thüringer Umweltministerium selber gern auf Safari geht, wird der Bock zum Gärtner gemacht. Abteilungsleiter Udo W. reiste in der Adventszeit ins afrikanische Botswana und erwarb dort eine bis zu 20.000 Euro teure Lizenz zum Töten.

Gerade noch rechtzeitig, denn seit Jahresbeginn erhalten Touristen dort keine Erlaubnis zur Großwildjagd mehr. Ein Elefant kam ihm vor die Büchse. Nach hinten los ging der Versand von Fotos an Kollegen, die den Beamten stolz zwischen den Stoßzähnen der Trophäe zeigen. Einer lancierte die Bilder zu den Grünen im Landtag.

Die nicht minder stolzen Verweise des für Grundsatzfragen im Umweltministerium zuständigen Abteilungsleiters auf die Ausmaße des Tieres und die Anstrengungen der Jagd erreichten nun das Gegenteil. Grünen-Fraktionschefin Anja Siegesmund warf ungeachtet des zu diesem Zeitpunkt noch legalen Abschusses die Frage nach den „moralischen Wertvorstellungen“ des Beamten auf.

Auch der Linken-Fraktionschef Bodo Ramelow sprach von einer „moralischen Verfehlung“ und verlangte die Ablösung des Jägers. Dies forderte auch die Tierschutzorganisation Peta, weil die Populationen von Elefanten und Nashörnern durch die Trophäenjagd reduziert würden.

Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) schrieb dem MDR, dass es nicht üblich sei, das Verhalten von Mitarbeitern in ihrer Freizeit zu bewerten. Man gehe davon aus, dass sie sich an Recht und Gesetz hielten.

Umfragen des MDR spiegelten indessen eine ziemlich einhellige Empörung wider. Bei einer ungewöhnlich großen Beteiligung von 12.000 Teilnehmern fanden nur 7 Prozent die Leidenschaft von Udo W. in Ordnung.

Der Fall erinnert an den spanischen König Juan Carlos. 2012 musste er sein Amt als Ehrenpräsident der Naturschutzorganisation WWF aufgeben, nachdem er ebenfalls in Botswana einen Elefantenbullen erlegt hatte.

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11 Kommentare

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  • K
    Kaboom

    Eine andere Veriante des "diskreten Charmes der Bourgeoisie". Es ist wirklich nichts zu absurd, als das es nicht im Deutschland des 21. Jahrhunderts stattfinden kann.

    Das allerbeste an der Sache ist aber - und da könnten sogar die jungs von Monty Pyton nur bewundernd applaudieren - das es zu allem, aber wirklich ALLEM tumbe Claqueure gibt.

  • E
    Ernst

    "Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) schrieb dem MDR, dass es nicht üblich sei, das Verhalten von Mitarbeitern in ihrer Freizeit zu bewerten. Man gehe davon aus, dass sie sich an Recht und Gesetz hielten".

    Würde der Minister sich auch so äussern wenn Udo W. total bekifft und besoffen in Amsterdam rumgelegen hätte? Er hätte sich da auch an Recht und Gestz gehalten.

  • B
    Beamtenelephantenmensch

    Das einzig Unmoralische sind die fürstlichen Bezüge "hoher" Beamter (in diesem Fall tippe ich auf B6), mit denen mal eben so 20 Tausend Ocken für ein Hobbywochenende verplempert werden können.

  • I
    Ich

    Und auf wen würde der Mann schießen, wenn Krieg wäre???????

    • G
      Grast
      @Ich:

      Die Zeiten wo noch mit Kriegselefanten angegriffen wurde ist zum glück vorbei.

  • J
    Jäger

    Nicht alles was man machen darf, darf man auch machen!

     

    Ich bin selber Jäger und gehe diesem Geschäft mit der geforderten Sorgfalt nach. Ich würde mich hüten, damit "Sprüche zu klopfen", denn ich nehme Rücksicht auf alle die, die zu wenig vom Jagdhandwerk und seiner Wichtigkeit wissen oder aus anderen Gründen ganz allgemein das Töten von Tieren verurteilen. Für das Töten von Elefanten in Afrika gibt es kein waidmännisches Erfordernis. Im Zweifel lässt also der an der Natur und dem ehrlichen Jagdhandwerk Interessierte "den Finger gerade".

     

    Als leitender Angestellter in dem genannten Ressort hat er sich absolut unsensibel gezeigt und es ist unvertretbar, wie in der beschriebenen Art zu handeln. Eine andere Position/Aufgabe wäre also angeraten...

     

    Wach bleiben!

  • WF
    Was für eine dumme Hetze

    Habt ihr eigentlich nur ein ideologisches Vorschriftenbuch oder recherchiert ihr auch mal? Elefantenjagd in Afrika ist schlicht notwendig, da die Flächen für Elefanten durch die Bevölkerungsexplosion einfach zu klein werden und ihre Zahl reguliert werden muß. In manchen gegenden plätten sie bereits die Vegetation. Elefanten gibt es jede Menge, Nashörner nicht. Nashornjagden gibt es praktisch nicht, Elefantzenjagden aus gutem grund schon. Es muß ja nicht gerade jeder gutfinden, aber nicht alles was man tun will muß auch für andere leute gelten. Elefentenjagd bring erstens dem nächsten Dorf eine Menge Fleisch und der Kasse einen Batzen Geld. Ihr seht da in eurer ideologischen Bambiwelt immer noch Herrmann Göring als Elfenbeinjäger. Die Sache mit der Elefentenjagd ist völlig in ordnung und völlig legal. Eure Hetze ist es nicht, sie ist sachlich falsch und die forderungen gegen unsere Gesetze. Linken-Fraktionschef Bodo Ramelow sollte sich moralisch lieber mit dem 40jährigem Abknallen von Menschen durch seine Partei beschäftigen. Da reden wir dann mal von Moral. PETA kann ja weiter gegen den "Hühnerholocaust" kämpfen. Denen sind sterbende Menschen in Afrika höchstens so viel wert wie Hühner. Schöne Verbündete habt ihr da. Es wird echt Zeit, daß sie politisch wie medial etwas ändert, von den Spinnern und Veggiedayidioten wie den ewigen Parolenklopfern hat doch jeder die Nase voll. Linke Politik ist nicht Realitätsverdrängung nach Ideologieleitfaden.

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @Was für eine dumme Hetze:

      Wieso liest einer wie Sie die TAZ? Es gibt absolut KEINEN Grund Elefanten zu jagen, KEINEN EINZIGEN. Das hat nicht mit romantisierendem Geträume zu tun - man braucht nur die Fauna in Afrika und anderswo in der Welt zu beobachten. Wer Augen hat zu sehen, der sehe...

    • E
      emil
      @Was für eine dumme Hetze:

      gut, dass sie noch den veggieday ansprechen. da sie sich mit verdrängungsmechanismen auskennen muss ich ihnen ja sicher nicht viel hierzu erklären. vielleicht soviel: für ihr fleisch und ihre anderen ulkigen tierprodukte steht schwerlich genug fläche zur verfügung um die weltbedürfnisse zu befriedigen. ihrer logik folgend muss jetzt wer oder was weichen? das meer? die gebirge? die wälder? das sieht ganz nach kauf um dein leben aus!

    • M
      muschelschubser
      @Was für eine dumme Hetze:

      @was für eine....

       

      dumm ist das, was du hier von dir gibst