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Großdemonstration in RomZehntausende gegen Ehe für alle

Sie nannten es „Family Day“ und demonstrierten gegen die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Auch ein Minister kam in den Circus Maximus.

Passend gewählter Veranstaltungsort: der Circus Maximus ist ungefähr so antik wie das Familienbild der Demonstranten. Foto: dpa

Rom dpa | Zehntausende Menschen haben am Samstag in Rom gegen die geplante Einführung eingetragener Lebenspartnerschaften für homosexuelle Paare in Italien demonstriert. Zum sogenannten „Family day“ (Familientag) versammelten sie sich im Circus Maximus, dem Gelände der antiken römischen Wagenrennbahn. Die Organisatoren hatten eine Million Teilnehmer angekündigt, doch lagen zunächst keine verlässlichen Angaben über deren tatsächliche Zahl vor.

Italien ist das letzte große westeuropäische Land, in dem es keine eingetragenen Lebenspartnerschaften für Homosexuelle gibt. Es war dafür schon vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gerügt worden.

Nun sollen gleichgeschlechtliche Partnerschaften unter anderem beim Erbrecht oder bei Renten mit Ehepaaren gleichgestellt werden. Besonders umstritten sind Pläne zur sogenannten Stiefkind-Adoption, die es Homosexuellen in Zukunft ermöglichen soll, die leiblichen Kinder ihres Lebenspartners zu adoptieren.

Der seit Donnerstag im italienischen Senat debattierte Gesetzentwurf wird von der katholischen Bischofskonferenz bekämpft, und auch Papst Franziskus hat seine ablehnende Haltung zu verstehen gegeben. Der Entwurf ist auch in der Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi umstritten.

Unter den Demonstranten fand sich laut Nachrichtenagentur Ansa am Samstag auch Umweltminister Gian Luca Galletti. Innenminister Angelino Alfano teilte auf Twitter mit, dass er die Kundgebung unterstütze. Beide Minister gehören kleinen Mitte-Rechts-Parteien an, die mit Renzis sozialdemokratischer PD koalieren.

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5 Kommentare

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  • Die Demonstranten sind allerdings ganz normale Italiener, und das Thema ist dort sehr populär.

  • 2G
    29482 (Profil gelöscht)

    Obwohl ich das traditionelle Familienbild bevorzuge und lebe(mit Kindern) verstehe ich nicht, warum man Homosexuellen dies verwehrt. Mir nimmt keiner was weg und je mehr Leute zufrieden und glücklich sind, desto besser für alle. Es ist nicht an uns über andere zu richten.

  • Ist doch immer wieder NETT, wenn Gläubige gleich aus welcher Ecke (Kirche, Partei,.... ), dem Rest IHRE Warheiten aufzwingen wollen.

    .

    Ein klares Zeichen von Toleraunz und Demkratieverstandniss!

    Brummt

    Sikasuu

    .

    BTW. Ehe ist wenigstens in Rechtsstaaten eine zivilrechtliche Vereinbarung mit ziemlich grossen zivilrechtlichen Folgen. Mit Glaube, Ideologie hat EHE noch nie zu tun gehabt. Kirchen, Kirchenbücher, Gemeinden waren lange Ziet leider die einzigen Verwaltungsunterlagen die es gab! Dabei ging es fast ausschlislich darum Erbe und Besitz=Rechtsgeschäfte durch Heirat zu dokumentieren. Mehr ist nicht dran :-))

  • Es ist schade, dass man nicht etwas mehr über die Gründe der Abblehnung durch diese Parteien erfährt - ich halte die Position zwar für falsch und die Gleichberechtigung für angebracht, aber so ist der Artikel doch etwas uninteressant.

    • @Flitcraft:

      das hat nichts mit den parteien oder deren programm zu tun, dass liegt daran, dass der vatikan immer noch extremen einfluss auf seinen nachbarstaat italien und seine inneren angelegenheiten ausuebt. 90% aller italiener sind erklaerte katholiken, durch alle parteien hinweg gibt es ebensolche, die gern lautstark verkuenden, dass sie dem papst, ihrem gewissen oder sonstwas folgen (muessen). nicht etwa, dass sie gewaehlte volksvertreter waeren, mal so rein formell.

      aber es gibt auch bei den rechten parteien leute, die fuer die eingetragene lebenspartnerschaft sind. alles in allem ein riesentheater, dass sich nun schon seit einigen jahrzehnten im kreise und um die mega-egos der einzelnen narzisstischen politiker dreht. die bevoelkerung ist inzwischen zu grossem anteil fuer die gleichstellung homosexueller partnerschaften.

      mal sehen, was diesmal dabei rauskommt.