Gewerkschaften über Orangensaft: Enthält Vitamin C und Zwangsarbeit
Die Arbeitsbedingungen auf Orangenplantagen und in Saftfabriken in Brasilien sind menschenunwürdig. Das wollen Gewerkschafter ändern.
Was auf den Plantagen passiere, grenze an Zwangsarbeit, sagt Alcimir Antonio do Carmo, Gewerkschafter vom Dachverband der Landarbeiter im Bundesstaat São Paulo, wo sich ein Großteil der Saftfabriken befindet. „Die zentralen Probleme sind schlechte Löhne, exzessive Arbeitszeiten mit bis zu zwölf Stunden pro Tag und fehlende Schutzkleidung“, sagt do Carmo. Die Arbeiter seien oft von Mittelsmännern abhängig, die Transport, Wohnung und Lohnzahlungen kontrollierten. Auch seien die Arbeiter schutzlos Pestiziden ausgeliefert.
Bereits 2013 legte Verdi eine Studie über prekäre Zustände auf den Orangenplantagen vor. Damals sprachen die Gewerkschafter mit Rewe und Kaufland. „Es gab viele Versprechungen, konkret hat sich aber nichts geändert“, sagt Stefanie Nutzenberger vom Verdi-Bundesvorstand.
Deshalb bildeten die Gewerkschaften aus Deutschland und Brasilien ein Netzwerk zusammen mit der Christlichen Initiative Romero. „Das allein ist schon ein großer Schritt. Das gab es vorher nicht für uns“, sagt die brasilianische Gewerkschafterin Mara Lira. „Es geht uns nicht um einseitige Hilfe des Nordens für den Süden, sondern um gegenseitigen Austausch“, ergänzt sie. Zwei Drittel des brasilianischen Orangensaftes gehen in den EU, Deutschland nimmt 17 Prozent des brasilianischen Saftes ab. Der landet dann in den Regalen fast aller deutscher Supermärkte.
Diese Woche führt das Netzwerk erneut Gespräche mit Rewe und Kaufland und deren Betriebsräten. Es fordert, Zwangsarbeit endlich abzuschaffen, Arbeitszeiten müssten kürzer und transparenter werden, Gesundheitsstandards eingehalten und Arbeiter besser vor Pestiziden geschützt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“