Gewaltsame Unruhen in Peru: Ermittlungen gegen Boluarte
Wegen des Vorgehens der Polizei gegen Protestierende will Perus Staatsanwaltschaft gegen die amtierende Präsidentin wegen „Völkermords“ ermitteln.
Bei den seit rund vier Wochen anhaltenden Protesten gegen Boluarte sind mindestens 40 Menschen getötet und mehr als 600 weitere verletzt worden. Die Ermittlungen würden den mutmaßlichen Verbrechen des „Völkermords, der vorsätzlichen Tötung und schweren Körperverletzung“ nachgehen, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft.
In den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu blutigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Kabinettschef Otárola verkündete am Dienstag eine dreitägige nächtliche Ausgangssperre in der südlichen Region Puno, die ein zentraler Schauplatz der Proteste ist.
Am Montag waren während der Unruhen in der Region Puno 18 Menschen getötet worden. 14 von ihnen starben bei Konfrontationen mit den Sicherheitskräften rund um den Flughafen der Stadt Juliaca. Demonstranten hatten versucht, den Flughafen zu besetzen. In der Region Puno leben viele Indigene vom Volk der Aymara.
Polizist im Auto verbrannt
Die Ausschreitungen hielten auch am Dienstag an. Dabei kam ein Polizist in seinem Auto ums Leben, nachdem es angezündet worden war. Der 29-jährige Beamte habe gemeinsam mit einem Kollegen in der Stadt Juliaca nahe der Grenze zu Bolivien am Montagabend (Ortszeit) Streifendienst versehen, als ein Mob die beiden angegriffen habe, hieß es in Polizeiberichten vom Dienstag. Die Menge habe später den Streifenwagen angezündet, in dem einer der Polizisten gesessen habe.
Ministerpräsident Alberto Otárola bestätigte die Tragödie in einer Parlamentssitzung. Zum Tatort geeilte Polizisten hätten einen der Beamten vorgefunden, der verprügelt und gefesselt worden sei. Sein Kollege sei bereits tot gewesen, sagte Otárola. „Er wurde bei lebendigem Leib in seinem Streifenwagen verbrannt.“
Auslöser der Proteste ist die Absetzung und Inhaftierung des umstrittenen Präsidenten Pedro Castillo. Ihm wird vorgeworfen, dass er widerrechtlich das Parlament auflösen wollte, um einem Amtsenthebungsverfahren zu entgehen. Amtierende Präsidentin ist seither Boluarte. Castillos Anhänger fordern Neuwahlen, die Freilassung des Politikers und den Rücktritt Boluartes.
Um regieren zu können, war eine Vertrauensabstimmung im Parlament nötig. Die gewann die neue Regierung am Dienstag.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“