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Gewalt gegen Kinder in Corona-ZeitenEine globale Herausforderung

Gastkommentar von Dirk Bathe

In der Pandemie steigt die Gewalt gegen Kinder. Die neuen Zahlen des Hilfswerks World Vision sind erschreckend.

Die Pandemie verschärft die Gewalt gegen Kinder Foto: Omar Frangieh/reuters

B edingt durch die Coronakrise könnten in den kommenden Monaten 85 Millionen Kinder von körperlicher, sexualisierter oder seelischer Gewalt betroffen sein, zusätzlich zu den Kindern, die schon vorher darunter litten. Dazu gehören auch 4 Millionen Mädchen, die als „Kinderbräute“ zwangsverheiratet werden. Das sind enorme Zahlen. In den mit Abstand häufigsten Fällen von körperlicher Gewalt ist heftiger Überlebensstress in den Familien einer der Gründe für die wachsende Aggression.

Kinder, die schon vor der Krise Gewalt erlebt haben, sind durch die Isolation zusätzlich bedroht, denn sie können den Tätern und Täterinnen im eigenen Familienkreis kaum entkommen. Die Coronakrise und der damit verbundene Zusammenbruch der Wirschaft gefährden in vielen Ländern die Grundversorgung. Hunger und unzureichende medizinische Versorgung verschärfen sich. Kinder sind die Schwächsten in dieser Kette des Mangels.

Dirk Bathe

Dirk Bathe ist Medien­referent der christlichen Kinderhilfsorganisation World Vision Deutschland, die die indirekten Auswirkungen der Coronakrise auf Kinder untersucht.

In vielen Ländern, in denen wir aktiv sind, ist Kinderschutz bestenfalls Nebensache. Es fehlen Strukturen, Institutionen, MitarbeiterInnen, oder diese sind chronisch unterfinanziert. Das ist kein neues Phänomen. Im Unterschied zu früheren Krisen geht es beider aktuellen Situation aber um eine globale Herausforderung. Die Folgen für Kinder sind mit nationalen Egoismen und Knausrigkeit nicht erfolgreich zu bekämpfen. Wichtig ist zunächst der Aufbau funktionierender Strukturen des Kinderschutzes.

Anlaufstellen, Telefonhotlines, pädagogisch geschultes Personal, MedizinerInnen und auch soziale Hilfen. Das kann nur ein globaler Rettungsschirm leisten, finanziert von den Ländern, die über entsprechende Mittel verfügen. So ist es richtig, dass das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) ein Sofortprogramm zur Unterstützung armer Länder während der Coronapandemie finanziert. Spezifische Maßnahmen für Kinder lässt es aber schmerzlich vermissen. Hier muss das BMZ dringend nacharbeiten.

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2 Kommentare

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  • Zitat: „In vielen Ländern [...] ist Kinderschutz bestenfalls Nebensache. Es fehlen Strukturen, Institutionen, MitarbeiterInnen, oder diese sind chronisch unterfinanziert. [...] Die Folgen für Kinder sind mit nationalen Egoismen und Knausrigkeit nicht erfolgreich zu bekämpfen.“

    Die Frage ist doch, wer vom Kinderschutz zu profitieren glaubt. Die sogenannten Entscheidungsträger offenbar nicht, sonst hätten sie längst andere Prioritäten gesetzt.

    Irgendwie kann ich das beinahe verstehen. (Und nein, gut finden muss ich es deswegen nicht.) Schließlich gilt ja nicht nur, dass der „Überlebensstress“ von Kindern mit Egoismus und Knausrigkeit nicht wirksam reduziert werden kann. Umgekehrt gilt auch, dass gestresste Kinder der beste Garant dafür sind, dass auch in Zukunft Egoismus und Knausrigkeit regieren werden auf unserem Planeten.

    Wenn Menschen, die das nicht von Kindesbeinen an vorgelebt bekommen haben von kompetenten Erwachsenen, später Selbstschutz betreiben, fehlt diesem Selbstschutz oftmals jegliche soziale Komponente. Er ist dann purer, kurzsichtiger Egoismus. Und das hat nichts damit zu tun, ob Familien Geld haben oder nicht.

    Sozial schwach können durchaus auch Leute mit viel Geld und noch mehr Einfluss sein. Es musste nicht erst ein Trump kommen, um das zu beweisen. Schon Kaiser Nero hatte diese Art Problem, und er war nicht der erste, will mir scheinen. Wenn also aus gestressten Kindern asoziale Erwachsene werden, kann das einigen der heute Regierenden wahrscheinlich sehr recht sein. Vor allem, wenn sie selber (mehr oder weniger abwesende) Eltern sind.

    Denn wie gestresst die Kinder unsrer Asphaltiere manchmal sind, will ich lieber nicht so genau wissen. Es reicht mir, wenn ich weiß, wie die Herkunft eines Menschen auch hier und heute noch seine Karrierechancen beeinflusst.

  • Irgendsoein Schlaumeier hier meinte mal, dass det Schutz der Alten ein paar sich langweilende Kinder rechtfertigen würde. Das Missverhältnis, das ich mit meiner Aussage verdeutlichen wollte, kam dadurch sehr deutlich zu Tage. Er gehörte zu der prioritär geföhrdeten Gruppe der Alten. Der Artikel legt offen, wer bei alledem wieder mal vergessen wurde.