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Gescheiterte UN-PlastikkonferenzChance für die EU

Kommentar von Christian Mihatsch

Die Ölstaaten haben ein Abkommen gegen Plastikverschmutzung verhindert. Es braucht jetzt eine Koalition der Willigen. Für die EU ist das eine Chance.

Flasche leer: keine Einigung über UN-Plastikabkommen Foto: Stefan Sauer/dpa

L ange sah es so aus, als könnte die internationale Umweltpolitik in einer von der Geopolitik abgeschirmten Nische existieren. Doch mittlerweile ist die globale Energiewende so weit fortgeschritten, dass sich manche Länder um ihr Geschäftsmodell sorgen. Insbesondere Saudi-Arabien hat dieses Jahr versucht, gleich bei drei Umweltabkommen Fortschritte zu verhindern: bei der Biodiversitäts- und der Klimakonferenz und nun bei der Konferenz zur Schaffung eines Plastik­abkommens.

Bei allen Konferenzen war allerdings auch klar, dass sich eine große Mehrheit der Länder einen besseren Schutz der Umwelt wünscht. Dazu gehören die EU und viele Entwicklungsländer, die auf eine intakte Umwelt angewiesen sind. Dazu gehört tendenziell aber auch China, sowohl aus eigenem Interesse an Umweltschutz als auch aus geopolitischen Gründen. China versteht sich bei solchen Verhandlungen als Schutzmacht der Entwicklungsländer.

Bei den USA hingegen ist damit zu rechnen, dass die künftige Regierung Donald Trumps dem Multilateralismus im Allgemeinen und dem Umweltschutz im Besonderen eher negativ gegenübersteht.

Wenn weiter Fortschritte in der internationalen Umweltpolitik erzielt werden sollen, kommt es daher auf die EU und China an. Die EU rutscht damit in die Rolle der USA, die bislang mit China ausgehandelt haben, was geht. Das Pariser Klimaabkommen beruht etwa auf einer Übereinkunft zwischen Washington und Peking.

Die globale Mehrheit nutzen

China dürfte einer Kooperation mit der EU nicht abgeneigt sein, da sich damit eine von den USA unabhängige Beziehung begründen lässt. Und die EU dürfte überrascht sein, wie viele Entwicklungsländer eine Führungsrolle der EU begrüßen würden.

Dazu gehört aber auch, im Zweifelsfall allein voranzugehen und mit einer „Koalition der Willigen“ etwa ein Plastikabkommen ohne die Bremserstaaten und, wenn nötig, selbst ohne die USA zu realisieren. Die große internationale Mehrheit für mehr Umweltschutz nicht zu nutzen, wäre sträflich. Jetzt muss sich die EU nur noch trauen, das Richtige zu tun.

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6 Kommentare

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  • Mehrweg



    Mehrweg



    Mehrweg

    Und es wäre toll, wenn das unverpackte Gemüse nicht so oft teurer wäre als das in Plastik.

    Und wenn das Plastik keine Papieraufkleber hätte und nicht mehrschichtig wäre.

    Und wenn nicht so viele scheinbare Pappverpackungen Verbundmaterial wären.

    Und wenn der schwarze Deckel leichter von der Duschgelflasche abginge und nicht schwarz wäre.

    Und



    Mehrweg



    Mehrweg



    Mehrweg

  • Evolution heisst, dass selbstmörderische, dumme Spezies ersetzt werden.

  • Hätten die Ölstaaten eine so große Macht, wenn wir endlich zu regenerativen Energieen gewechselt hätten? Auch hier ist der fossile Wahnsinn uns wieder einmal auf die Füße gefallen. Sie hätten weniger Macht. Und wenn wir so schlau wären, den übermäßigen Verbrauch von Plastik selbst auf das Nörigste einzuschränken, könnten uns die Ölstaaten mal.



    Mit "wir" meine ich natürlich nicht nur Deutschland, sondern die ganze sich für vernünftig haltende Welt.

  • Deutschland ist doch bei der Kunststoffmüllvermeidung international auf dem Spitzenplatz.

    Haben wir doch das "Duale System Deutschland" mit dem allseits bekannten "Grünen Punkt".

    Das wird doch alles komplett recycelt oder termisch verwertet, nicht wahr ?

    Oder sollte gar .... das kann nicht sein .... also .... es wird doch alles mit rechten Dingen zugehen, oder ?

    • @Bolzkopf:

      Wer schmeißt das Zeug in die Flüsse?



      China ganz vorneweg. Also das im Artikel ziemlich gut wegkommende China. OK, die Philippinen sind Spitzenreiter im "Ich schmeiß mein Plastik in's Meer"-Spiel.



      Deutschland steht in dem Vergleich in der Tat sehr sehr gut da.



      Kann man sich ganz gut da anschauen. www.wwf.de/themen-...c-navigator#c22759



      Und so ganz life kann man sich das anschauen, wenn man mal vor Ort ist. Sehr beeindruckend, wie in Ländern wie Albanien, Ägypten, China mit (Plastik-) Müll umgegangen wird.

      Immerhin haben wir jetzt in der EU dafür gesorgt, dass Deckel und Flasche gemeinsam dauerhaft vereint durch die Ozeane schwimmen dürfen und nicht getrennt.

      • @EIN MANN:

        Ja genau. Kann'ste nochnichtmalehr raus trinken direkt aus der Flasche mit diesem Zippek am viel zu kurzen Bändle.

        Und beim Eingiessen plörrt die Brühe immer über den Deckel daneben.

        Sehr gut gelöst!



        Chapeu !

        Wo doch bei uns jede Falsche recycelt wird und nicht eine einzige in der Umwelt landet.